Schulstart im Ländle: So teuer ist der September für Familien

Die NEUE hat den Start ins Schuljahr für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern im Teenager-Alter durchgerechnet. Das Ergebnis: Knapp 430 Euro nur für die notwendigsten Ausgaben für den Schulbeginn – trotz wiederverwendeter Materialien.
Bildung soll eigentlich kostenlos sein, doch im Alltag summieren sich die Kosten schnell. Der September bedeutet nicht nur Ausgaben für neue Hefte, Stifte und Ordner, sondern auch für Klassenkassa, Hausschuhe, Zirkel, Geodreieck und Fahrkarten. Für viele Familien ist der Schulbeginn ein spürbarer Griff ins Budget. Gerade in Zeiten, in denen Wohnen, Lebensmittel und Energie teurer geworden sind, fällt jede zusätzliche Ausgabe stärker ins Gewicht.
Der Selbsttest
Der Selbsttest. Wir als vierköpfige Familie haben die Ausgaben zum heurigen Schulbeginn für unsere beiden Töchter Aylin (14 Jahre, BG Dornbirn) und Emily (11 Jahre, Mittelschule Schwarzach) genau notiert. Das Ergebnis: knapp 430 Euro – nur für den Start im September.
Bei Aylin summierten sich die Kosten auf 199,78 Euro: 16,73 Euro für Schulhefte, 23,98 Euro für Stifte, 26,99 Euro für Buntstifte, 15,65 Euro für Register und Einlagen, 8,99 Euro für einen Zirkel, 1,09 Euro für ein Geodreieck und 1,35 Euro für einen Radierer. Dazu kamen rund 50 Euro für die Klassenkassa und das SchülerPlus-Ticket des Verkehrsverbunds Vorarlberg für Schulweg und Freizeit um 105 Euro.

Bei Emily fiel die Rechnung etwas niedriger aus: 179,82 Euro. Für Stifte gaben wir 11,75 Euro aus, für Buntstifte 26,99 Euro, für Register und Mappen 12,87 Euro, für Klarsichtfolien 5,49 Euro, für ein Geodreieck 1,09 Euro, für einen Ordner 1,35 Euro, für Klebstoff 2,29 Euro und für neue Hausschuhe 12,99 Euro. Der größte Einzelbetrag war wie bei der Schwester das SchülerPlus-Ticket für die Freizeit mit 105 Euro. Wir hätten sicher an manchen Stellen günstiger einkaufen können, doch oft entscheiden Qualität, Haltbarkeit und auch die Vorgaben der Schule darüber, welche Produkte letztlich im Einkaufswagen landen.
Dabei handelt es sich wohlgemerkt nur um die nötigsten Ausgaben zum Schulstart – laufende Kosten wie Kleidung oder zusätzliche Sportartikel sind in dieser Rechnung nicht enthalten.

Wiederverwendung hilft, Kosten zu sparen
Der Betrag wäre noch deutlich höher ausgefallen, hätten wir nicht viele Materialien vom Vorjahr wiederverwendet. Schultaschen, Federschachteln, Füllfederhalter, Farbkasten oder Sportkleidung mussten nicht neu gekauft werden. Solche Wiederverwendungen sparen bis zu ein Drittel der Kosten. Trotzdem zeigt der Kassenzettel, dass selbst mit Sparsamkeit eine stattliche Summe bleibt.
Vergleich mit Österreich
Laut einer aktuellen Schulkostenstudie der Arbeiterkammer geben österreichische Eltern in der Pflichtschule durchschnittlich 304 Euro pro Kind allein für den Schulstart aus. In der Unterstufe einer AHS oder Mittelschule liegen die Kosten bereits deutlich höher, in der Oberstufe steigen sie oft auf über 500 Euro – vor allem durch zusätzliche Anforderungen in Fächern wie Chemie, Geometrie oder Bildnerische Erziehung sowie durch digitale Ausstattung. Die Gesamtausgaben für ein Schuljahr betragen im Durchschnitt 2223 Euro pro Kind. Das entspricht rund neun Prozent des Haushaltseinkommens. Jede zehnte Familie kann ihre Kinder zum Schulstart nicht angemessen ausstatten, so die AK. Besonders hart trifft es Familien mit mehreren Kindern oder niedrigem Einkommen.
Verglichen damit liegen unsere Kosten von knapp 430 Euro leicht über dem Pflichtschul-Durchschnitt, obwohl wir viele Dinge wiederverwenden konnten. Für Familien, die zusätzlich Laptops, Tablets oder spezielle Sportartikel anschaffen müssen, steigen die Summen rasch weit über die Orientierungswerte.

Mobilität als Extra-Belastung
Ein wesentlicher Kostenpunkt sind die Fahrkarten. In Vorarlberg gibt es die Schülerfreifahrt um 19,99 Euro, sie gilt allerdings ausschließlich für den Weg von zu Hause zur Schule und wieder zurück. Wer auch in der Freizeit mit Bus und Bahn unterwegs sein möchte, braucht das SchülerPlus-Ticket um 43 Euro pro Jahr für ein Domino oder um 105 Euro für ganz Vorarlberg. In unserem Fall bedeutet das: Aylin muss 105 Euro bezahlen, weil ihr Schulweg über eine einzige Haltestelle hinausgeht, die nicht mehr im Domino Dornbirn liegt. Emily benötigt das Ticket lediglich für ihre Freizeitwege, bezahlt aber ebenfalls 105 Euro. Eine zusätzliche Verschärfung brachte die Änderung der Laufzeit: Bis zum Vorjahr waren die Jahreskarten bis September gültig, seit heuer gelten sie nur noch bis zum Ende des Schuljahres. Familien müssen daher früher nachkaufen und ihre Ausgaben enger kalkulieren.
Kosten steigen mit der Schulstufe
Deutlich wird auch, dass die Ausgaben mit zunehmendem Alter der Kinder steigen. Während in der Volksschule oft einfache Materialien wie Hefte, Stifte oder Bastelutensilien ausreichen, kommen in der Unter- und Oberstufe zusätzliche Anforderungen dazu: wissenschaftliche Taschenrechner, Zeichenutensilien, Sportschuhe für verschiedene Fächer oder digitale Geräte. Auch Kopier- und Klassenbeiträge fallen meist höher aus. Das bestätigt die Arbeiterkammer, die für AHS- und BHS-Schüler zum Schulstart regelmäßig deutlich höhere Beträge ausweist als in der Pflichtschule.
Förderungen und Hilfen
Das Schulstartgeld von 105 Euro, das allen Familien mit Anspruch auf Familienbeihilfe überwiesen wird, reicht oft nicht aus. Deshalb gibt es das EU-weite Projekt „Schulstartklar!“, das armutsgefährdeten Familien Gutscheine im Wert von 150 Euro für den Einkauf von Schulsachen bei Libro und Pagro bietet. Auch in Vorarlberg helfen soziale Organisationen: Die Volkshilfe unterstützt Familien mit direkten Geldbeträgen nach Antragstellung, die Caritas mit kostenlosen Lernhilfen sowie Sach- und Geldspenden.
Die Belastung bleibt
430 Euro allein für den September zeigen: Der Schulbeginn ist Jahr für Jahr eine spürbare Zusatzbelastung. Für manche Familien bedeutet das, andere Ausgaben zurückzustellen oder auf günstigere Alternativen auszuweichen. Auch wenn Förderungen helfen, bleibt der Schulstart ein Prüfstein für jedes Budget und ein Beispiel dafür, dass „kostenlose Bildung“ in der Praxis viel kostet.
Infos zu Förderungs-Stellen und Hilfen, finden Sie auch in diesem Artikel der AK Vorarlberg: