Die Zukunft der Raumfahrt

Für weltweites Aufsehen sorgte die bemannte Raumfahrt mit den Apollo Missionen. Jetzt führt der Weg mit Artemis zurück zum Mond. Der Einfluss privater Unternehmen auf die Raumfahrt wächst.
Von Robert Seeberger
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Zwischen 1969 und 1972 setzten zwölf amerikanische Astronauten ihren Fuß auf den Mond. Eingang in die Geschichtsbücher fanden die Worte von Neil Armstrong, der am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat: „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ Weitere fünf Missionen brachten je zwei Menschen auf den Mond, der dritte Astronaut jeder Mission blieb im Mutterschiff. Insgesamt 384 Kilogramm Mondgestein wurde zur Erde verbracht und seither intensiv untersucht. Betreiber war die amerikanische Weltraumorganisation NASA.
Das letzte halbe Jahrhundert
Die Frage, ob zu erfolgreichen Mondmissionen Menschen an Bord erforderlich sind, ist nicht eindeutig beantwortbar. Befürworter betonen die emotionalen Aspekte und die Werbewirksamkeit für die Anliegen der Astrophysik und der Raumfahrt. Dagegen sprechen die unverhältnismäßig hohen Kosten und die Tatsache, dass eindrucksvolle Forschungsergebnisse auch mit automatischen Sonden erzielt werden können.
Tatsache ist, dass seit Dezember 1972 kein Mensch mehr am Mond war. Äußerst erfolgreiche, unbemannte Sonden erforschten seither den Mond und das gesamte Sonnensystem. Ein Beispiel: Die beiden Voyager-Sonden lieferten Fotos der äußeren Planeten und ihrer Monde mit ungeahnter Auflösung. Das führte unter anderem zur Entdeckung, dass es auf dem Jupitermond Io aktiven Vulkanismus gibt.
Die bemannte Raumfahrt war seit den Mondlandungen auf Raumstationen wie die sowjetische MIR und die ISS, die internationale Raumstation beschränkt. Ab 100 Kilometern über dem Boden beginnt der Weltraum. Die ISS umkreist die Erde im erdnahen Weltraum in zirka 400 Kilometern Höhe. Der erste und bisher einzige Österreicher im All ist Franz Viehböck, der 1991 bei einer 9-tägigen Mission auf der MIR war.

Neue Pläne mit Artemis
Jetzt werden neue Missionen zum Mond und darüber hinaus vorbereitet. Artemis ist in der griechischen Mythologie die Zwillingsschwester Apollos. Sinnigerweise wurde die neue Mondmission nach Artemis benannt. Das Programm wird von der NASA gemeinsam mit weiteren Weltraumorganisationen, darunter der europäischen ESA betrieben. Die Missionen zielen darauf ab, wieder Menschen zum Mond zu bringen. ARTEMIS I umkreiste im November 2022 den Mond ohne Astronauten an Bord. Nach heutigem Stand (Verschiebungen sind immer möglich) soll ARTEMIS II im April 2026 vier Menschen in eine Mondumlaufbahn bringen. Die gewählte Crew setzt sich aus einer NASA-Astronautin, zwei NASA-Astronauten und einem kanadischen Astronauten zusammen. ARTEMIS III soll 2027 die ersten Menschen seit 1972 auf der Mondoberfläche absetzen. Die weiteren Missionen werden Mondfahrzeuge mitnehmen. Außerdem wird ein Orbiter um den Mond in Modulbauweise errichtet. Diese „Lunar Gateway-Station“ ist vergleichbar mit der ISS in der Erdumlaufbahn.
Private Akteure und neue Raumstationen
Die Tage der ISS sind gezählt. Seit November 1998 umkreist das erste Modul die Erde, 260 Menschen waren seither an Bord und während der letzten 20 Jahre war die ISS keinen Tag unbesetzt. Ende 2030 soll die Raumstation ihre Tätigkeit einstellen. Mehrere Raumstationen werden für die Zeit danach vorbereitet. Das „Orbital Reef“ wird von Blue Origin, einer Privatfirma von Jeff Bezos betrieben. Am „Starlab Space“ ist auch der deutsche Airbus-Konzern beteiligt. Weitere Privatfirmen, teilweise in Kooperation mit der NASA, bereiten mögliche ISS-Nachfolger vor.
Der Trend in der Raumfahrt geht aus Kosten- und Umweltgründen zu mehrfach einsetzbaren Raketensystemen und zu einer Arbeitsteilung. Im erdnahen Weltraum agieren Privatfirmen wie SpaceX mit vielen Satelliten zum Aufbau eines Navigationssystems. Sternbeobachter können diese Orbiter nach Starts als Lichterkette am Himmel sehen. NASA, ESA und andere konzentrieren sich tendenziell auf die Erforschung fernerer Ziele im Sonnensystem.