Pfandflaschensystem: Gehasst und geliebt

Das Pfandflaschensystem läuft schlecht, zumindest wenn man in der Gastronomie danach fragt. An anderen Stellen wiederum hat man sich bereits daran gewöhnt.
Für Nani Mock ist das neue Pfandsystem eine absolute Katastrophe“. Auf Nachfrage der NEUE erzählt Mock: „Ich habe im März die Säcke bestellt, in denen der Pfand abgeholt wird, aber die Säcke kommen einfach nicht an. Auch wenn man immer wieder anruft und nachfragt – am Telefon bekommt man keine genauen Auskünfte. Inzwischen nimmt der Pfand bei mir immer mehr Platz weg“, erklärt der Gastronom. Nani Mock ist Betreiber des Braugast Kreuz und Wirt im WUAU in Frastanz. Wie viele Gastronomen, ist er auf die plombierten Säcke von EWP angewiesen. EWP ist die Firma, die in Österreich für die Sammlung und Verarbeitung der Pfandgebinde verantwortlich ist.

Zur Erklärung
Wer mehr Pfand ansammelt, als in einem Privathaushalt üblich, aber keine größere Rücknahmestelle, wie etwa einen Lebensmittelhändler benötigt, kann seine Flaschen in den plombierten Säcken von EWP sammeln. Diese werden von sogenannten Tarifpartnern abgeholt. Genau an diesen Säcken scheitert es jedoch für Nani Mock, denn es ist ähnlich wie beim “Gelben Sack” – wer keinen hat, kann seinen Müll kaum korrekt entsorgen. So sammelt sich bei ihm von Tag zu Tag mehr Pfand an. Auf Anfrage der NEUE, warum es offenbar mehrere Monate dauern kann, bis die Säcke geliefert werden, antwortet EWP: „Damit manuelle Rücknehmer, also auch Gastronomen, ihre Sammelsäcke und die zugehörigen Plomben erhalten, ist es zwingend notwendig, sich in unserem Portal zu registrieren. Erst wenn der Rücknehmervertrag unterschrieben und hochgeladen wurde sowie die Adressen der Rücknahmestellen hinterlegt sind, können die Säcke ausgeliefert werden. Unser Kundenservice unterstützt dabei gerne beim Registrierungsprozess.“ Mock betont allerdings, dass er vollständig registriert sei und dennoch keine Rückmeldung vom Kundenservice erhalten habe, trotz mehrfacher Nachfrage. Des Weiteren wäre er nicht der einzige Gastronom, der mit diesen Problemen bei EWP zu kämpfen habe.

Im Handel
Besser scheint es hingegen im Handel zu laufen, der stolze 98 Prozent der Pfandrücknahme übernimmt. Nicole Berkmann, Leiterin der PR-Abteilung von Spar, erklärt gegenüber der NEUE: „Das Pfandsystem hat sich eingespielt. Alle – vom Hersteller über die Konsumenten bis zu den Entsorgern – kennen sich aus und es funktioniert gut.“
Stichwort Entsorgung
Besonders kompliziert wird es jedoch bei den plombierten Säcken, welche für gewöhnlich die Gastronomie betrifft. EWP erklärt: „Die verschlossenen Säcke werden von den Tarifpartnern bei den Anlieferungen mitgenommen und in deren Lager gebracht.“ In Vorarlberg übernehmen das die Brauereien Frastanzer Bier und Mohrenbräu. Mario Rothmund von Frastanzer erklärt gegenüber der NEUE: „Wir holen die Säcke bei den Gastronomen ab und lagern sie, bis EWP sie und in die Zählzentren und Sortieranlagen weitertransportiert.“ Für jeden zwischengelagerten Sack erhalten die Tarifpartner 3,15 Euro als Entschädigung. „Die Zählzentren befinden sich in Tirol, Burgenland, Steiermark und künftig auch in Oberösterreich. Dort werden die Gebinde nach Farbe und Material sortiert, in Ballen gepresst und ins Burgenland gebracht. Von dort aus gelangen die sortierten Materialien ins Recycling und werden anschließend an Getränkehersteller weiterverkauft.“ Das Pfandgebinde legt also demnach doch noch einige Kilometer zurück, bis es wieder beim Hersteller landet.

Positive Stimmen
Zufrieden mit dem neuen System zeigt sich neben dem Handel auch der Gemeindeverband. Peter Hohlbrugger, Leiter für Abfallwirtschaft und Umwelt, erklärt: „Abgesehen von zwei bis drei Problemmeldungen am Anfang sind wir inzwischen mit der Situation sehr zufrieden. Als das System frisch eingeführt wurde, haben einzelne Personen Gelbe Säcke aufgeschnitten, weil sie dachten, darin könnten Pfandflaschen sein. Das ist seither aber zum Glück nicht mehr vorgekommen. Auch die Zusammenlegung von Metall- und Plastikverpackungen im Gelben Sack funktioniert trotz anfänglicher Bedenken ohne Probleme. Die Säcke halten das Metall gut aus.“