Zukunftsbild Messe Dornbirn: „Die richtigen Nischen finden, die hier passen“

Die NEUE nahm den neuen Messegeschäftsführer Nilly Nail ins Gebet – Ausrichtung, Konkurrenz und Zukunft am Prüfstand.
NEUE: Sie wollen vermehrt Fachmessen in den Mittelpunkt rücken. Welche Branchen könnten für den Standort Dornbirn besonders interessant sein?
Nilly Nail: Es ist kein Geheimnis, dass die Industrie ein zentraler Eckpfeiler unserer Wirtschaft ist. Daher wird sie auch einen wichtigen Schwerpunkt bilden. Wir haben mit der “Tech.con” eine Veranstaltung im Portfolio, die ich neu ausrichten möchte. Ich habe die „All About Automation“-Serie begleitet – die größte findet in Friedrichshafen statt, mit über 450 Ausstellern. Das zeigt, dass der Markt da ist. Der Erfolg dort resultiert auch daraus, dass man in der Vergangenheit einiges verschlafen hat. Die frühere “InterTech” war eine funktionierende Fachmesse. Jetzt geht es darum, wieder anzuknüpfen und die “Tech.con” so zu positionieren, dass sie die Branche mit einem klaren Konzept überzeugt.
NEUE: Die Messe Friedrichshafen ist ein großer Mitbewerber. Wie kann Dornbirn hier bestehen?
Nail: Deutschland ist im Messewesen weltweit führend, aber auch dort gibt es erfolgreiche Nischenkonzepte. Für kleine und mittlere Unternehmen ist es ein Unterschied, ob sie auf einer Weltleitmesse in München 50.000 Euro investieren oder auf einer kleineren Messe mit überschaubarem Aufwand präsent sind. Für Dornbirn gilt es, genau diese Nische zu finden. Wir müssen überlegen, wie wir ein Format schaffen, das Aussteller und Besucher gleichermaßen überzeugt – mit einer Mischung aus Fachmesse, Vortragsprogramm und regionaler Relevanz.
NEUE: Publikumsmessen haben zuletzt Besucher verloren. Wie wollen Sie diese Formate wieder attraktiv machen?
Nail: Das ist eine unserer größten Herausforderungen. Wir müssen Frühjahrs- und Herbstmesse klar voneinander unterscheiden. Das wird ein langfristiger Prozess – kein Sprint, sondern ein Marathon. Ich möchte das Themenkonzept überarbeiten und stärker an den Bedürfnissen der Besucher ausrichten. Bei der Herbstmesse wird der Unterhaltungsaspekt im Vordergrund stehen, während die Frühjahrsmesse eine klarere wirtschaftliche Ausrichtung bekommt. Wichtig ist, dass wir der Wirtschaft eine Plattform bieten, auf der sie Geschäfte machen kann. Die Zahl der Besucher ist dabei nicht entscheidend – sondern die Qualität der Kontakte.
NEUE: Wie sehr erschwert die aktuelle Großbaustelle rund um den Messepark auf dem Messegelände die Arbeit?
Nail: Leichter wird es dadurch natürlich nicht. Aber wir haben eine solide Basis mit sechs Hallen und rund 14.000 Quadratmetern Fläche. Natürlich ist es im Baubetrieb eine Herausforderung, eine große Publikumsmesse sauber abzuwickeln – aber jede Baustelle hat ein Ende. Mit guter Planung lässt sich vieles abfedern.
NEUE: In der Region wächst auch das Kongressgeschäft. Könnte Dornbirn hier eine größere Rolle spielen?
Nail: Absolut. Kongresse und Messen sind zwei Bereiche, die hohe Wertschöpfung bringen. Wir wollen kein zweites Bregenzer Kongresshaus bauen, sondern ein Angebot entwickeln, das es in Vorarlberg noch nicht gibt. Dank unserer Infrastruktur können wir beides kombinieren – Messen mit begleitenden Kongressen, mit der nötigen Logistik, Parkplätzen und Flächen. Darin liegt eine echte Chance für Dornbirn.
(NEUE Vorarlberger Tageszeitung)