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„Gravierende Folgen“: Turnusärzte wehren sich gegen Spitals-Umbau in Dornbirn

05.11.2025 • 14:26 Uhr
„Gravierende Folgen“: Turnusärzte wehren sich gegen Spitals-Umbau in Dornbirn
Im Krankenhaus Dornbirn sorgt die geplante Verlagerung mehrerer Abteilungen für Unruhe. stiplovsek

Die Turnusärzte des Krankenhauses Dornbirn warnen in einer Stellungnahme an die Landesregierung vor schweren Folgen der geplanten Abteilungsverlagerungen.

Mit deutlichen Worten wenden sich die Turnusärzte des Krankenhauses Dornbirn an Landeshauptmann Markus Wallner, Landesrätin Martina Rüscher und die Ärztekammer Vorarlberg. In einer schriftlichen Stellungnahme äußern sie „erhebliche Bedenken“ gegen die geplante Verlagerung mehrerer Abteilungen, darunter Geburtshilfe, Gynäkologie, Pädiatrie sowie Unfallchirurgie und Orthopädie. Die geplanten Maßnahmen könnten, so die Ärzte, gravierende Folgen für die Ausbildung junger Mediziner und für die Versorgung im Bezirk Dornbirn haben.

Versorgung unter Druck

Das Krankenhaus Dornbirn erfülle einen Versorgungsauftrag für rund 100.000 Menschen und sei damit ein zentraler Pfeiler der regionalen Gesundheitsversorgung. „Die geplante Umstrukturierung würde diesen Auftrag negativ beeinflussen“, heißt es in dem Schreiben. Die Turnusärzte verweisen darauf, dass das Patientenaufkommen – vor allem in der Unfallchirurgie – bereits jetzt sehr hoch sei. „Um diese Patientenströme bewältigen zu können, müssten umfassende und kostspielige Umbauarbeiten stattfinden“, warnen sie. Besonders in den Wintermonaten, wenn durch die Nähe zu den Skigebieten vermehrt Unfallopfer eingeliefert werden, sei es kaum möglich, Patienten auf andere Krankenhäuser zu verteilen. Auch die Rettungsdienste könnten durch zusätzliche Krankentransporte stärker belastet werden, heißt es in dem Schreiben. Dies könne zu längeren Wartezeiten und Engpässen bei Notfällen führen. Sorge bereitet den Ärzten vor allem die medizinische Ausbildung. „Die zukünftigen Allgemeinmediziner müssten für ihre Ausbildung mehrfach das Krankenhaus wechseln, da eine Ausbildung in Dornbirn alleine nicht mehr möglich ist“, heißt es in der Stellungnahme. Dadurch könne das Haus für junge Mediziner an Attraktivität verlieren. „Dies könnte dazu führen, dass die Ausbildung im Krankenhaus Dornbirn nicht mehr attraktiv ist und es so zu einem Fachkräftemangel kommen kann.“ Eine schlechtere Ausbildung habe zudem direkte Folgen für die ambulante Versorgung: „Eine schlechtere Ausbildung führt zu einer schlechteren ambulanten Versorgung.“

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Die Geburtshilfe am Krankenhaus Dornbirn ist die geburtenstärkste im Land – auch sie ist von der geplanten Umstrukturierung betroffen. Symbolbild: APA

Wichtige Bereiche betroffen

Auch auf infrastrukturelle und fachliche Besonderheiten des Hauses wird hingewiesen. Das Krankenhaus Dornbirn sei das geburtenstärkste im Land, verfüge über im Jahr 2023 neu eröffnete Kreißsäle und beherberge das einzige zertifizierte Beckenbodenzentrum Vorarlbergs. Zudem sei die Gynäkologie Anlaufstelle für Frauen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Eine Verlagerung der Abteilung würde laut Schreiben bedeuten, dass diese wichtigen Strukturen ihre Zertifizierungen verlieren. Die Ärzte betonen außerdem die Bedeutung der Pädiatrie und Neonatologie. „Aufgrund der Geburtenstärke des Krankenhauses ist eine Pädiatrie im Haus unabkömmlich.“ Dornbirn sei das einzige kinderonkologische Zentrum des Landes und ermögliche durch die Kooperation mit dem Universitätsklinikum Innsbruck eine wohnortnahe Betreuung.

Enge Zusammenarbeit

Als besonders kritisch bewerten die Turnusärzte die interdisziplinäre Zusammenarbeit. „In unserer täglichen Arbeit begegnen wir regelmäßig Fällen, in denen eine enge Zusammenarbeit von Unfallchirurgie und Pädiatrie von zentraler Bedeutung ist“, schreiben sie. Eine Trennung dieser Bereiche würde zu Verzögerungen, zusätzlichem Aufwand und vermeidbarem Stress für junge Patienten führen. Abschließend fordern die Ärzte, die betroffenen Abteilungen am Standort Dornbirn zu belassen und vor Entscheidungen eine umfassende Folgenabschätzung durchzuführen. Zudem sei eine Einbindung von Experten, Ärztekammer und Bevölkerung erforderlich. „Wir sind überzeugt, dass eine Überarbeitung des aktuellen Entwurfs notwendig ist, um die besten Ergebnisse für die gesamte Gemeinschaft zu erzielen.“