Neuer Glanz für Alltagsautos und Liebhaberstücke

Der 22-jährige Rene Burtscher hat vier Lkw-Garagen in der Familie und neben seiner Haupttätigkeit als Programmierer einen weiteren Job daraus gemacht: Er reinigt hochprofessionell Autos.
Von Miriam Jaeneke
neue-redaktion@neue.at
Mitten in Bludenz liegen zurückversetzt vier ausladende Garagen. Weiße Rolltore geben den Blick frei auf ein schwarz blitzendes Auto, angeleuchtet von zum Wabennetz angeordneten LED-Leisten. „Das richtige Licht ist fast das wichtigste für meinen Job“, bestätigt Rene Burtscher. Er stellt ein volles Wasserglas auf einen Couchtisch, bestehend aus einer Glasplatte, die auf einem abgefahrenen Rennautoreifen ruht. Kein Zweifel: Hier dreht sich alles um Autos. „Autos waren in meiner Familie nie nur Nutzfahrzeuge. Auch ich bringe meinen Autos eine große Wertschätzung entgegen, da liegt es nahe, dass ich sie gut pflegen möchte.“ Für die fachgerechte Autopflege gibt es viele Regeln, die meisten davon sind ungeschrieben. Burtscher hat sie sich im Laufe der Zeit angeeignet, eigentlich für sich, für seine Autos. Sein Sonntagsauto ist zum Beispiel ein Toyota aus einer limitierten Auflage. „Japanische Lacke verhalten sich anders als europäische“, hat Burtscher unter anderem festgestellt.

Zweite Berufung
„Die Autoszene in Vorarlberg ist gut vernetzt, man kennt sich untereinander. Bald hieß es: ,Hey, da ist einer, der bereitet Autos richtig gut auf!’“ Schon bald bekam Burtscher Anfragen von Enthusiasten, die er nicht persönlich kannte. Das war der Punkt, wo er sich entschied zu gründen. Seine „Detailing Lounge“ hat den Zusatz: „Deine professionelle Fahrzeugaufbereitung in Vorarlberg“. Aber Autos auf Hochglanz zu bringen, ist nicht sein einziger Beruf. Montags bis freitags ist er Vollzeit-Softwareentwickler. Unter der Woche abends und am Wochenende ganztags kümmert er sich um Kundenfahrzeuge. Seine Woche ist auf diese Art keine 40-Stunden-, sondern eher eine 80-Stunden-Woche. Seinem Arbeitgeber ist er dankbar, dass dieser ihm die Freiheit gibt, einer zweiten Berufung nachzugehen. „Ich liebe beide Jobs und könnte mich im Moment gar nicht auf einen von beiden festlegen. Mir gefällt es, beides parallel zu machen.“ Das heißt aber auch, dass er im Moment nicht mehr als ein Auto in der Woche pflegen kann.
„Autopflege hat bei mir nichts zu tun mit ,ich nehme einen nassen Fetzen und geh mal drüber’. Mein Vorgehen ist abhängig von der Ausstattung, aber auch von den Kundenwünschen. Um zum Beispiel Leder gut zu pflegen, muss man wissen, wie Leder aufgebaut ist. Es gibt viele Produkte auf dem Markt, das hängt vom Fahrzeughalter und vom Fahrzeug ab, was passt“, erklärt Burtscher. Er hat allein fünf verschiedene Poliermaschinen, die alle ein wenig unterschiedlich funktionieren. Hinzu kommen außerdem noch unterschiedliche Schleifpolituren und Polierpads, um die Stärke des Abriebs an den Lack und an die zu behandelnde Fläche – etwa eine große, gerade Fläche wie das Dach oder kleine, verwinkelte Abschnitte – anzupassen. Darüber hinaus hat er einen Nasssauger, um beispielsweise Stoffbezüge „nach dem klassischen Cola-Unfall“ sauber zu bekommen, wie Burtscher verschmitzt bemerkt.

Gespräch und Besichtigung
Zunächst mal gibt es mit dem Autobesitzer ein Erstgespräch und dann eine Besichtigung: Was möchte die Besitzerin? Was braucht das Auto? Eine Verkaufsaufbereitung? Eine Nassreinigung oder eine Fleckentfernung, die Entfernung eines Geruchs oder eine sorgfältige Innenreinigung? Soll der Fuhrpark einer Firma regelmäßig gesäubert werden? „Jedes Auto will anders behandelt werden, manchmal ist nicht alles so möglich wie gewünscht. Ein Raucher-Auto wird seinen Geruch nicht zu 100 Prozent verlieren, denn dieser setzt sich stark im Dachhimmel fest, und der ist schwer zu reinigen“, erklärt der 22-Jährige. Seine Expertise ist durch Learning by Doing gewachsen, viel Wissen hat er aus speziellen Foren im Internet, wo viele Menschen ihre Erfahrung gerne teilen. Angesprochen auf bevorzugte Automarken, versichert er glaubhaft, jedes Auto gerne zu reinigen. Es ist ihm nicht gleichgültig, welches Auto vor ihm parkt, er kann nur jedem Auto etwas abgewinnen, sodass es sich danach aus jeder Perspektive von der schönsten Seite präsentiert. Wenn er mit einem Auto fertig ist, es sich ansieht und innerlich mit davor vergleicht, das ist immer wieder der schönste Augenblick. Oder doch der, wenn der Kunde das erste Mal sieht, wie sein Auto nun in der Sonne funkelt und ihm ein begeistertes Foto schickt? Dann ist der Moment für Burtschers Spruch gekommen: „Ich hoffe, dein Auto hat dir davor nicht gefallen – denn jetzt sieht es anders aus, stimmt’s?“ Bisher kann er nur positive Rückmeldungen verbuchen. Das erklärt zumindest ein wenig, warum er sagt: „Arbeiten macht Spaß, ich arbeite gerne!“ Seine Generation werde oft mit der Vorstellung in Verbindung gebracht, dass sie ungern arbeite und sich mehr Freizeit wünsche. „Das stimmt so nicht!“, sagt Rene Burtscher – und ist selbst das beste Beispiel dafür.
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Detailing Lounge – Cleaning and Coating
Rene Burtscher
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