Grund, Boden, Krise: Wie Wohnen wieder leistbar werden kann

Sich ein Eigenheim zu schaffen, ist teuer geworden. So teuer, dass es für viele nicht mehr möglich ist.
Von Geli Salzmann
neue-redaktion@neue.at
Immobilien sind unter anderem zu einer Handelsware geworden. Einige, die Wohnungen kaufen, sehen darin ein wertsteigendes Objekt, während es für die meisten eine Lebensinvestition ist. Bedarf und Bedürfnis klaffen auseinander. Ich denke, wir sind uns einig, dass Wohnen, ob Miete oder Kauf, für alle leistbar und möglich sein muss.
Das Beziehungsdreieck von Ort, Mensch und Behausung ist in Veränderung. Lebenslang an einem Ort zu bleiben, ist nicht mehr für alle Realität. Immobilien sind hingegen eine langfristige Anlage, die sich mittlerweile erst über Generationen amortisieren. Objektiv betrachtet, ist dies auch richtig, da die Lebensdauer einer Immobilie ca. 80 bis 150 Jahre ist; länger als ein Menschenleben. Grund und Boden hat quasi ewig Bestand. Paradoxerweise streben wir immer noch danach, das Eigenheim, also Grund und Haus, in einem Arbeitsleben abbezahlen zu wollen.
Der Kauf, die Miete oder Mietkauf sind stark durch Baukosten und Grundpreise beeinflusst, die die Investitionen in die Höhe treiben. Die öffentliche Hand, insbesondere die Wohnbauförderung, hilft bei Neu- und Umbau sowie durch gemeinnützigen Wohnbau die Kosten abzufedern. Die Beschaffung von Bauland hingegen ist und bleibt Privatsache. Bauland ist knapp und begehrt. Die Preise dafür sind in Österreich extrem unterschiedlich; ab 20 Euro im Burgenland bis zu 1000 Euro und mehr in Vorarlberg oder Tirol.
Um preisregulierend zu steuern, hat Vorarlberg jetzt einen Bodenfonds gegründet. Ähnlich dem Tiroler Modell erwirbt die landeseigene Gesellschaft Grundstücke, entwickelt mit Gemeinden gemeinsam leistbare Wohnprojekte und gibt sie auf Vorschlag der Gemeinde zu fairen Preisen weiter. Das Land hat somit mehr Möglichkeit, in die Mäßigung der Bodenpreise einzugreifen und aktive Bodenpolitik zu betreiben.
Weil Grund und Boden nicht vermehrbar sind, ist es auch sinnvoll, zunehmend mehr Baufläche durch die öffentliche Hand zu sichern und diese im Eigentum zu behalten. Der Wegfall des privaten Grundstückskaufs macht das Wohnen leistbarer und Bauland verfügbarer. Lebenslang gewohnt zu haben wäre dann rückblickend: Ich habe mein eigenes Haus auf einem öffentlichen Grundstück gebaut, das mir für 100 Jahre geliehen wurde. Deshalb ist mein Haus jetzt schuldenfrei und ich kann sorglos meinen Lebensabend im Eigenheim verbringen.
