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Hiobsbotschaft vor Weihnachten für 117 Mitarbeitende

29.11.2025 • 16:01 Uhr
Hiobsbotschaft vor Weihnachten für 117 Mitarbeitende
Der Traditionsbetrieb in Feldkirch ist in finanzielle Schieflage geraten. Archiv

Wie Recherchen der NEUE am Sonntag ergaben, wurden die Mitarbeiter eines Unternehmens in Feldkirch kürzlich darüber informiert, dass dem Traditionsbetrieb das Aus drohen könnte.

Die wirtschaftliche Lage der MGT Mayer Glastechnik GmbH in Feldkirch verschärft sich nach Informationen der NEUE am Sonntag deutlich. Aus Mitarbeiterkreisen ist zu hören, dass die Belegschaft am Freitag darüber informiert wurde, dass dem Unternehmen möglicherweise die Schließung bevorsteht. Eine endgültige Entscheidung soll in der kommenden Woche fallen. Dann werde voraussichtlich auch geklärt, ob ein Insolvenzantrag gestellt wird. Die Geschäftsführung war am Samstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Für die rund 117 Beschäftigten kommt diese Hiobsbotschaft wenige Tage vor Weihnachten und sorgt für große Verunsicherung. Mitarbeitende berichten, dass sie die Nachricht von einem möglichen Aus mitten in der Vorbereitungszeit auf das Fest schwer getroffen habe. Viele sorgen sich um die bevorstehenden Gehaltszahlungen und um berufliche Perspektiven in einer ohnehin angespannten Bau- und Glasbranche.

Mayer Firmengebäude
Der Firmensitz von MGT Mayer Glastechnik in Feldkirch. Archiv

Unterstützung durch Arbeiterkammer

Die Arbeiterkammer Vorarlberg wurde bisher nicht offiziell über die Situation informiert. Auf Anfrage der NEUE am Sonntag erklärt AK Präsident Bernhard Heinzle, dass der Arbeiterkammer bisher keine Meldung zu MGT Mayer Glastechnik vorliegt. Heinzle betont jedoch, dass sich betroffene Mitarbeitende an die Insolvenzrechtsabteilung der AK Vorarlberg wenden können, sollten Gehaltsausfälle oder andere Schwierigkeiten entstehen. Die Beratungsstelle ist über die Website der AK zugänglich. Heinzle erinnert daran, dass die AK in vergleichbaren Fällen rasch Unterstützung anbietet, sobald ein Verfahren eröffnet wird oder Zahlungen ausbleiben.

Herausfordernde Jahre

Ein Blick in die jüngsten Jahresabschlüsse des Unternehmens zeigt ein klares und zunehmend kritisches Bild. Während MGT im Jahr 2023 noch einen Jahresüberschuss von rund 193.000 Euro ausweisen konnte, rutschte das Ergebnis 2024 tief in den roten Bereich. Laut Gewinn und Verlustrechnung entstand ein Verlust von rund 1,28 Millionen Euro. Auch der Betriebserfolg fällt im jüngsten Abschluss deutlich negativ aus. Gleichzeitig stiegen die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten auf gut sechs Millionen Euro.
Das Eigenkapital sank von 6,93 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 5,65 Millionen Euro im Jahr 2024. Der Liquiditätsgrad I liegt nach den vorliegenden Daten bei nur rund 0,027, was darauf hinweist, dass kurzfristige Verpflichtungen kaum aus liquiden Mitteln gedeckt werden können. Die Bilanzsumme verringerte sich im selben Zeitraum von rund 16,1 Millionen Euro auf etwa 14,7 Millionen Euro. Der Lagebericht vom 1. Oktober 2025 nennt als Ursachen unter anderem massiv gestiegene Energie- und Personalkosten, den Wegfall eines ertragsstarken Spezialprodukts, einen deutlichen Nachfragerückgang im Bereich der Sondergläser sowie kostenintensive Sanierungen. Darüber hinaus heißt es, dass notwendige Investitionen durch restriktive Vorgaben von Banken erschwert seien.

Generationenwechsel

Die heutige Gesellschaftsstruktur ist das Ergebnis einer umfangreichen Umgründung. Aus den der NEUE-Redaktion vorliegenden Unterlagen geht hervor, dass die bis dahin bestehende MGT Mayer Glastechnik Gesellschaft mbH mit Stichtag 31. Dezember 2022 auf die MGT Safety Glass Gesellschaft mbH übertragen wurde. Seit der notariellen Eintragung vom 20. September 2023 firmiert die übernehmende Gesellschaft als MGT Mayer Glastechnik GmbH. Dieser Schritt erklärt die Sprünge bei Bilanzsumme, Eigenkapital und den Bankverbindlichkeiten zwischen 2022 und 2023. Nach Jahrzehnten unter der Leitung von Walter Mayer ging die Geschäftsführung im Juli 2023 an Christoph Mayer und Martin Mayer über. Beide führen seither das operative Geschäft.

Licht und Schatten

Für die Belegschaft kommt die aktuelle Entwicklung in einer Phase, in der es zuletzt auch positive Nachrichten gab. Vor wenigen Tagen wurde eine junge Mitarbeiterin im Rahmen eines Lehrlingswettbewerbs der Wirtschaftskammer ausgezeichnet. Der Erfolg galt im Unternehmen als Beleg für eine engagierte Nachwuchsarbeit, die trotz wirtschaftlicher Herausforderungen fortgeführt wurde. Umso härter trifft die Belegschaft nun die Aussicht auf eine mögliche Betriebsschließung. Besonders Beschäftigte, die kurz vor ihrer Pension stehen oder sich in Ausbildung befinden, sehen der kommenden Woche mit großer Nervosität entgegen.

Mögliche Rettung

Die jüngsten Entwicklungen in der regionalen Glasbranche zeigen, dass strukturelle Veränderungen auch andere Betriebe betreffen. Erst vor wenigen Wochen wurde der traditionsreiche Bregenzer Glasbetrieb Glas Marte an die Schweizer Glas Trösch Gruppe verkauft. Wie die NEUE berichtete, war der Verkauf als Lösung zu sehen, um den Fortbestand des Unternehmens nachhaltig zu sichern und eine Weiterentwicklung im Rahmen einer internationalen Gruppe zu ermöglichen. Der Fall von Glas Marte zeigt, dass Übernahmen in dieser Branche durchaus eine Zukunftsperspektive bieten können. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob auch MGT Mayer Glastechnik als Übernahmekandidat für einen Investor oder einen strategischen Partner in Betracht kommen könnte.

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Belastungsprobe

Weiterhin offen bleibt, ob MGT die notwendigen Mittel zur Fortführung des Betriebs kurzfristig bereitstellen kann. Ebenso ungeklärt ist, ob sich Banken, Investoren oder potenzielle Käufer bereits mit dem Unternehmen austauschen. Die Situation ist für alle Beteiligten eine Belastungsprobe, besonders so kurz vor den Feiertagen. Die kommenden Tage werden zeigen, ob der Traditionsbetrieb einen Weg aus der Krise findet oder ob eine Insolvenz unausweichlich wird.