_Homepage

Silber schlägt Gold: Warum das Edelmetall jetzt durch die Decke geht

27.12.2025 • 11:00 Uhr
Silber schlägt Gold: Warum das Edelmetall jetzt durch die Decke geht
Der Silberpreis überschreitet erstmals die Marke von 60 Dollar pro Unze. AFP

Der Silberpreis hat ein neues Allzeithoch erreicht: Vor einer Woche durchbrach er die magische Marke von 60 US-Dollar pro Unze. Im Jahresverlauf 2025 hat sich der Preis damit verdoppelt.

Von Christof Flatz
neue-redaktion@neue.at

Selbst die Gold-Silber-Ratio, das Preisverhältnis zwischen den beiden Edelmetallen, schlägt inzwischen zugunsten von Silber aus. Haupttreiber des jüngsten Kurssprungs sind Anleger, die auf weiter sinkende Zinsen in den USA setzen. Da Edelmetalle keine laufenden Zinsen abwerfen, gewinnen sie in einem Umfeld niedriger Renditen an Attraktivität. Doch nicht nur die Finanzmärkte, sondern auch die Industrie sorgt für steigende Nachfrage. Silber überzeugt durch seine einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften und wird in der Elektronik und Elektrotechnik, in der Energiewirtschaft, der chemischen Industrie und sogar in Medizin und Hygiene eingesetzt. Nicht zuletzt bleibt Silber begehrtes Material für Schmuck und Wertanlage.

Für zusätzliche Dynamik sorgt die jüngste Ankündigung Chinas, ab Anfang 2026 seine Silberexporte zu drosseln. Das Land liefert aktuell rund 15 Prozent der weltweiten Silbermenge. Und auch Mexiko, das etwa 25 Prozent zum globalen Silber-Output beiträgt, ist alles andere als eine „sichere Bank“. Neue gesetzliche Vorschriften und mögliche Exportbeschränkungen erhöhen das Risiko für Verzögerungen und globale Engpässe. Hinzu kommen Arbeitsniederlegungen sowie das Auslaufen alter Minen, die kurzfristige und mittelfristige Produktionsrückgänge verursachen. Verzögerte Umweltgenehmigungen hemmen zudem Investitionen und Neubauten.

Besonders im Fokus steht Fresnillo, der weltweit größte primäre Silberproduzent. Das Unternehmen sieht sich derzeit mit gravierenden rechtlichen Herausforderungen konfrontiert: Ein mexikanisches Gericht erklärte die Goldförderung in der Soledad-Dipolos-Mine seit 2005 für illegal und fordert eine Rückerstattung von umgerechnet 630 Millionen US-Dollar an die betroffene indigene Gemeinschaft. Zudem werfen NGOs dem britisch-mexikanischen Bergbaukonzern vor, dass im Zusammenhang mit Projekten in Zacatecas und Sonora Umweltschäden und Bedrohungen gegen Aktivisten aufgetreten sind. Parallel dazu stoppte die mexikanische Regierung die Vergabe neuer Bergbaukonzessionen und prüft bestehende Projekte strenger auf Umweltauflagen. Noch erzielt Fresnillo solide Gewinne – doch diese rechtlichen Risiken könnten nicht nur die finanzielle Stabilität und Reputation des Unternehmens gefährden, sondern auch den gesamten Silber-Weltmarkt beeinflussen.