Mordversuch an Mutter: Einweisung

74-jährige Hohenemserin seit Messerstichen im Rollstuhl.
Alle acht Geschworenen beurteilten die Tat als versuchten Mord. Zudem handelt es sich nach einhelliger Ansicht der Laienrichter beim Täter um einen psychisch kranken und geistig eingeschränkten Menschen, der zur Tatzeit nicht zurechnungsfähig war. Demnach sind weitere schwere Gewalttaten zu befürchten, wenn der 45-Jährige psychiatrisch nicht behandelt wird.
Deshalb wurde der unbescholtene Betroffene beim gestrigen Geschworenenprozess am Landesgericht Feldkirch auf unbestimmte Zeit in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Denn der von Hanno Lecher verteidigte Betroffene nahm drei Tage Bedenkzeit in Anspruch.
Schizophrenie
Die Familientragödie ereignete sich am 15. September 2019 in Hohenems. Der Frühpensionist bezeichnete nach den gerichtlichen Feststellungen unter dem Einfluss einer Schizophrenie seine Mutter bei einer verbalen Auseinandersetzung in der gemeinsamen Wohnung als Hexe. Er schlug sie zu Boden und stach ihr mit einem Küchenmesser mit einer 14 Zentimeter langen Klinge zwei Mal in den Rücken – vier und zehn Zentimeter tief. Der Täter ließ das Messer mehr als eine Stunde lang im Rücken seiner bäuchlings auf dem Boden liegenden Mama stecken.
Das Messer durchtrennte das Rückenmark der 74-jährige Frau. Seitdem ist sie querschnittgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Einer der Stiche verfehlte die Hauptschlagader nach Darstellung des Gerichtsmediziners Walter Rabl nur um Millimeter und wäre ansonsten tödlich gewesen.
Handy weggeworfen
Der 45-Jährige verließ nach der Bluttat die Wohnung für 15 Minuten und warf das Handy seiner Mutter weg, sodass sie keinen Notruf absetzen konnte. Nach seiner Rückkehr in die Wohnung ging der autistische und intellektuell minderbegabte Mann in sein Zimmer. Dort ließ er sich von der Polizei festnehmen. Ein bis zwei Stunden nach der Tat hatte der Lebensgefährte des Opfers die Wohnung betreten und die Polizei alarmiert.
Am Abend vor der Tat hatte der Hohenemser versucht, in Lindau ein Fahrrad zu stehlen. Polizisten brachten ihn am Morgen danach zurück in seine Hohenemser Wohnung. Der ledige Mann hatte seine Medikamente abgesetzt.
Der 45-Jährige befindet sich in einem psychiatrischen Krankenhaus in U-Haft. Es wäre zu gefährlich, ihn schon jetzt nur noch ambulant psychiatrisch zu behandeln, meint Gerichtspsychiater Reinhard Haller.
Seff Dünser