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Kunst zwischen Nähe und Distanz

08.09.2020 • 18:34 Uhr
Nana Mandls Ausstellung "dropping distance".      KLaus Hartinger(3)
Nana Mandls Ausstellung "dropping distance". KLaus Hartinger(3)

Neue Ausstellungen im Dock 20 in Lustenau.

Seit Sommer firmiert die ehemalige Galerie Hollenstein in Lustenau wie berichtet unter dem neuen Namen Dock 20 – Kunstraum und Sammlung Hollenstein. Dazu wurde auch der Eingangsbereich neu gestaltet und nun ist auch die erste Ausstellung seit der Umbenennung zu sehen.
Genau genommen sind es eigentlich zwei Ausstellungen, bei denen sich aber bei näherer Betrachtung doch inhaltliche Parallelen finden lassen. „Beide kreisen um Nähe und Distanz“, stellte Kunstraumleiterin Claudia Voit bei der Eröffnung fest.

st.

Bunte “Kuschelwiese”

Den hinteren Raum bespielt die 1991 in Graz geborene Nana Mandl. „dropping distance“ heißt ihre Schau, die einlädt, sich in ihr Kunstwerk hineinzubegeben. Mandl hat eine große, bunte „Kuschelwiese“ geschaffen, eine farbenfrohe, vielfältige Welt, in der auch der Umstand, dass es sich bei der Künstlerin um eine junge Mutter handelt, unübersehbar ist.
Der gesamte Raum ist mit einem weichen Teppich ausgelegt, auf dem eine Vielzahl an Bildern gedruckt ist. Da sind tanzende Teletubbies, ein Löwenbaby oder ein erhobener Zeigefinger und Wörter wie „Love“ und „Fear“ zu lesen. Im Raum verteilt sind auch recht­eckige Objekte mit Objekten oder Textilien an der Oberfläche und kleine Schaukästen, in denen sich allerhand kleine persönliche Gegenstände befinden.

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Details aus Mandls Arbeit.
Details aus Mandls Arbeit.

Die Idee zum Teppich sei zwar schon 2018 entstanden, so Mandl, die in Wien lebt. Aber der Lockdown und die diversen Maßnahmen hätten nicht nur ihr persönliches Leben, sondern auch ihr Schaffen stark beeinflusst. Nähe und Distanz seien dabei noch stärker zum Thema geworden.
„dropping distance“ ist eine äußerst haptische Arbeit geworden, die jedem Glatten, Distanzierten, formal Reduzierten zuwiderläuft. Mandl hat aus dem Vollen geschöpft und eine üppige, überbordende Installation geschaffen, die viel Nähe zulässt und in gewisser Weise einfordert.

Lustenau – Nigeria

Ganz anders präsentiert sich die Ausstellung „far away land“, die „Arbeitsergebnisse Sommer-Residency 20“ von Margarita Rozhkova und Anne Zühlke im vorderen Raum. Die beiden wurden aus 35 Bewerbungen für das diesjährige Residency-Programm der Lustenauer Einrichtungen S-MAK, Druckwerk und Dock 20 ausgewählt.
Seit Ende Juli leben und arbeiten die Kulturwissenschaftlerin Zühlke (Wien) und die Modedesignerin Rozhkova (Berlin) in Lustenau und beschäftigen sich mit der Geschichte der Stickerei und der Sammlung des S-MAK. Ihren Fokus haben sie dabei auf die Beziehungen der Lustenauer Sticker zu Nigeria gelegt. Die Arbeit im Archiv sei recht langwierig gewesen, so Zühlke bei der Eröffnung, „wir hätten noch Jahre damit verbringen können“.

"the head" von Margarita Rozhkova.
"the head" von Margarita Rozhkova.

Das Kondensat aus Archivarbeit, Feldforschung und persönlichen Einflüssen sei nun in der Ausstellung zu sehen – anhand von drei Positionen. Die wohl auffälligste ist dabei die Kopfskulptur „the head“ von Rozh­kova. Einem Ife-Bronzekopf der Yoruba aus dem Südwesten Nigerias nachempfunden, wurde die aufwendige Arbeit mit einer Radhaube entfremdet, „fetischierte Objekte“, wie Zühlke bei der Eröffnung sagte.
Ein Video arbeitet mit Zeitzeugen und diversen anderen Versatzstücken aus den Lustenauer-nigerianischen Beziehungen, ebenso ein großer Schaukasten, in dem zahlreiche Objekte, darunter Fotos, aus dem Archiv des Stickereimuseums ausgestellt sind. Es ist der Blick von außen auf eine langjährige, nach wie vor aktuelle Beziehung, die im Laufe der Jahrzehnte vermutlich zahlreiche Höhe- und Tiefpunkte erlebt hat. Eine spannende Schau.
Bis 1. November. Freitag, Samstag, Sonn- und Feiertag, 15 bis 19 Uhr. www.lustenau.at/dock20