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“Verantwortung nehme ich wahr”

28.09.2020 • 19:58 Uhr
Zieht als neuer Chef ins Rathaus ein: Martin Staudinger von der SPÖ.      <span class="copyright">Alexandra Serra</span>
Zieht als neuer Chef ins Rathaus ein: Martin Staudinger von der SPÖ. Alexandra Serra

Martin Staudinger wird Bürgermeister in Hard.

Die Harder Bevökerung wollte eine Veränderung – und sie bekommt sie. Mit Martin Staudinger steht zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder ein Sozialdemokrat an der Spitze der Marktgemeinde. Was bei der Bekanntgabe seiner Kandidatur von Beobachtern als noch eher unwahrscheinlich eingeschätzt wurde, ist nach dem ersten Wahlgang schon realer geworden: Da hatte Staudinger bei der Bürgermeister-Direktwahl die ÖVP-Amtsinhaberin Evi Mair mit 1993 Stimmen (35,4 Prozent Stimmanteil) schon um 147 Stimmen überflügelt.

Bei der Stichwahl am Sonntag konnte er dann 3777 Stimmen und damit 67,06 Prozent auf sich vereinen. Mair hatte schon im Vorfeld mitgeteilt, dass sie sich bei einer Niederlage aus der Politik zurückziehen werde. In der Gemeindevertretung hat Staudingers Fraktion indes zehn von 33 Mandaten, elf hat die ÖVP. Den Rest teilen sich Grüne (acht) sowie Harder Liste und Freiheitliche mit jeweils zwei.

Hat man Sie im Vorfeld unterschätzt?
Martin Staudinger: (lacht) Vielleicht haben mich manche unterschätzt.

Wie erklären Sie sich den doch sehr eindeutigen Wahlsieg?
Staudinger: Ich habe kontinuierlich daran gearbeitet. Ich habe im Dezember begonnen, den Hardern zu vermitteln, dass ich eine Alternative bin für Hard, ein anderer Bürgermeister und dass ich einiges anders machen möchte.

Hat es etwas gebracht, nicht als SPÖ sondern als Namensliste anzutreten?
Staudinger: Als Landesparteivorsitzender ist klar, dass ich von der SPÖ bin und es war auch das ganze Team der Harder SPÖ dabei. Aber wir wollten uns zusätzlich für Nicht-Parteimitglieder öffnen. Deshalb haben wir uns „Mitanand für Hard“ genannt, wobei „Mitanand“ mein Landtagswahl-Slogan war. Das macht die ÖVP in Vorarlberg ja seit Jahrzehnten so.

Sie haben keine Mehrheit in der Gemeindevertretung. Streben Sie eine Koalition an?
Staudinger: Ich möchte alle Parteien zu Gesprächen einladen und die wichtigsten grundsätzlichen Ziele für Hard definieren. Bei der konkreten Umsetzung kann man dann ja diskutieren und da wird es vielleicht auch unterschiedliche Mehrheiten geben.

Es wird also das sogenannte freie Spiel der Kräfte werden?
Staudinger: Das kann man so nennen, aber von mir moderiert.

Gibt es einen Kandidaten für den Vizebürgermeister?
Staudinger: Den wählt die Gemeindevertretung und nein, die Gespräche beginnen erst.

Was werden nach der Angelobung Ihre ersten Schritte als Bürgermeister sein?
Staudinger: Nach der Angelobung ziehe ich offiziell ins Rathaus als Bürgermeister ein. Ich werde aber schon vorher fallweise Termine wahrnehmen. Diesbezüglich habe ich das ­Angebot von Eva Mair bekommen.

Im Gegensatz zu Michael Ritsch bleiben Sie Landtagsabgeordneter, oder?
Staudinger: Genau, ich bleibe einfacher Landtagsabgeordneter. Ich ziehe mich als Klubchef zurück (siehe links, Anm.).

Im Vorfeld hatten Sie mir in einem Gespräch aber gesagt, dass Sie alle Funktionen auf Landesebene zurücklegen.
Staudinger: Ich habe gesagt, ich fokussiere mich auf Hard. Ein erster Schritt ist der Rückzug als Klubchef und dann auch als Parteichef. Es geht am Schluss ja darum, wer für die nächste Landtagswahl. Ich kann natürlich sagen, danke, ich bin weg, aber jeder Familienunternehmer wird sein Unternehmen strukturiert übergeben. Diese Verantwortung für die sozialdemokratische Familie nehme ich wahr.

Gibt es schon einen Kandidaten für den SPÖ-Vorsitz?
Staudinger: Nein, gar nicht.

Sie sind der Leiter des Vorarlberger Sozialministeriumsservices. Lassen Sie sich dort karenzieren?
Staudinger: Das ist der nächste Schritt. Ich kann noch nicht alles im Detail beantworten, aber als nächstes schaue ich, wie es beim Sozialministeriumsservice weitergeht. Da gibt es vom Beamtendienstrecht her entsprechende Regelungen.