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Vorarlberg als Vorreiter bei Kooperation

08.11.2020 • 18:00 Uhr
Im Gemeindehaus in Dornbirn sind Gemeinde- und Umweltverband sowie die Gemeindeinformatik untergebracht. <span class="copyright">Vorarlberger Gemeindeverband</span>
Im Gemeindehaus in Dornbirn sind Gemeinde- und Umweltverband sowie die Gemeindeinformatik untergebracht. Vorarlberger Gemeindeverband

Gemeindeverband hat sich zu Servicestelle für Kommunen entwickelt.

Eine Vorreiterrolle in Österreich nimmt Vorarlberg ein, was die Zusammenarbeit der Gemeinden angeht. Immerhin sind alle 96 Kommunen im Ländle Mitglied im Gemeindeverband – und das freiwillig, wie die Verantwortlichen des Verbandes betonen. Es gibt keine Zwangsmitgliedschaft. Eine derartige Zusammenarbeit aller Gemeinden gibt es in keinem anderen Bundesland. Parteipolitik spielt in dem Gremium überhaupt keine Rolle. Auch das ist nicht überall in Österreich so. Ursprünglich als Interessensvertretung der Kommunen gegründet, hat sich die Organisation seit ihrer Gründung im Jahr 1948 zu einer wichtigen Servicestelle entwickelt. Angeboten werden neben Beratung in Rechts- und Finanzfragen auch Dienstleistungen wie etwa die Unterstützung bei Vergaben, der Beschaffung unterschiedlichster Produkte oder bei IT-Anwendungen sowie der IT-Infrastruktur.

Breit gefächertes Portfolio

Bereits 1980 ist das Vorarlberger Gemeinderechenzentrum – als Vorläufer der heutigen Gemeindeinformatik GmbH – ins Leben gerufen worden. Damals begann die elektronische Datenverarbeitung stetig an Bedeutung zu gewinnen, weswegen ein Angebot geschaffen werden sollte, um die Gemeinden bei der Bewältigung der Herausforderungen im Softwarebereich zu unterstützen. Mittlerweile gibt es ein breit gefächertes Portfolio an Lösungen für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke von der Finanzverwaltung bis hin zur Abwicklung von Wahlen.
1992 folgte schließlich mit der Gründung des Gemeindeverbandes für Abfallwirtschaft und Umweltschutz (Umweltverband) der nächste wichtige Schritt in der kommunalen Zusammenarbeit. Im Auftrag der Gemeinden wird dabei vom Umweltverband die Sammlung und Verwertung verschiedener Abfallarten ausgeschrieben sowie die Verträge und Tarife ausgehandelt. Auf diese Weise lassen sich bessere Konditionen erzielen, als wenn dies jede Kommune einzeln tun würde.

Geschichte

1948 – Der Gemeindeverband wird in Dornbirn gegründet. 60 von 96 Gemeinden sind bereits Mitglied. Sechs Jahre später sind alle Gemeinden dabei.

1980 – Das Gemeinderechenzentrum wird gegründet.

1992 – Der Umweltverband wird ins Leben gerufen.

1998 – Das Gemeindehaus in Dornbirn wird zum Sitz von Gemeinde- und Umweltverband sowie Gemeinderechenzentrum.

2004 – Das Ökobeschaffungsservice geht in den Regelbetrieb.

2018 – Der Vorstand beschließt Gemeinde- und Umweltverband sowie Gemeindeinformatik im „Vorarlberger Gemeindeverband“ zusammenzuführen.

Quelle: www.gemeindeverband.at

Ebenso wird beim Gemeindeverband das ÖkoBeschaffungsService (ÖBS) betrieben. Dieses ist im Grunde genommen ein Shop, in dem die Gemeinden verschiedenste Produkte beziehen können, die für die alltägliche Arbeit benötigt werden. Das Sortiment reicht dabei von Büromaterialien wie etwa Druckerpapier über Buswartehäuschen bis hin zu Ausrüstungsgegenstände für die Feuerwehr. Anlässlich der Corona-Pandemie wurden auch Produkte wie etwa Desinfektionsmittel, Mund-Nasen-Schutzmasken oder Plexiglasschutzvisiere ins Portfolio aufgenommen.

Günstiger einkaufen

Seitens des ÖBS werden hierfür Rahmenverträge oder -vereinbarungen mit den verschiedenen Anbietern abgeschlossen. Die Gemeinden können dann die Produkte über den Shop beziehen. Auch beim ÖBS ist einer der Grundgedanken, dass die Kommunen durch das gemeinsame Auftreten kos­tengünstiger einkaufen können. Außerdem sinkt dadurch der Zeit- und Arbeitsaufwand für die Beschaffung, wobei gleichzeitig sichergestellt wird, dass die angebotenen Produkte die notwendigen Qualitätsstandards erfüllen.
Seit heuer sind der Gemeindeverband, die Gemeindeinformatik und der Umweltverband organisatorisch unter einem gemeinsamen Dach vereint. Die Verantwortlichen sehen sich als Begleiter und Unterstützer der Kommunen bei der Bewältigung der Herausforderungen in der alltäglichen Arbeit. Denn gerade in der Verwaltung sind die Anforderungen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Einerseits legen die Bürgerinnen und Bürger Wert auf guten Service. Andererseits werden die Aufgaben wie etwa die Abwicklung von Bauverfahren durch die gesetzlichen Vorgaben immer komplexer.

Bürgermeister wählen neue Spitze

Der Gemeindeverband erhält morgen beim Gemeindetag ein neues Präsidium sowie einen neuen 22-köpfigen Vorstand. Die Vollversammlung des Vereins wird aufgrund der Corona-Pandemie online durchgeführt. Zu Beginn wird ein neuer Vorstand gewählt. Dieser besteht aus 22 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. Dazu zählen die Gemeindeoberhäupter der fünf Städte Bregenz, Dornbirn, Hohenems, Feldkirch und Bludenz sowie jene von 17 weiteren gewählten Gemeinden. Je fünf dieser 17 Kommunen müssen in den Bezirken Bludenz und Feldkirch liegen, sechs im Bezirk Bregenz und eine im Bezirk Dornbirn. Der neu formierte Vorstand wählt dann das dreiköpfige Präsidium.

Designierte Gemeindeverbandspräsidentin ist die Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann. Die bisherige Vizepräsidentin wurde vom Vorstand einstimmig nominiert. Sie hat die Geschicke des Verbandes bereits seit Dezember 2019 gelenkt, da Präsident Harald Köhlmeier als Bürgermeister von Hard aus dem Amt zurückgetreten ist. Neue Vizepräsidenten sollen morgen der Egger Bürgermeister Paul Sutterlüty sowie sein Götzner Amtskollege Christian Loacker werden.eister wählen neue Spitze

Kooperationen werden wichtiger

Vor allem für kleinere Gemeinden mit wenigen Mitarbeitern wird es immer schwieriger, diese Herausforderungen zu bewältigen. In den vergangenen Jahren haben deswegen Kooperationen an Bedeutung gewonnen. Zusammengearbeitet wird in unterschiedlichen Bereichen. So unterstützt beispielsweise die Stadt Dornbirn mehrere Bregenzerwälder Gemeinden bei der Personalverwaltung und Gehaltsverrechnung. Andere Kommunen betreiben etwa gemeinsam Baurechts- oder Finanzverwaltungen. Auf diese Weise ist es möglich, Spezialisten mit den Aufgaben zu betrauen.
Das steigert einerseits die Qualität der Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger. Andererseits werden die Verantwortlichen in den Gemeinden entlastet, sodass sie sich beispielsweise um die Weiterentwicklung ihres Ortes kümmern können anstatt um administrative Tätigkeiten. Vom Gemeindeverband werden derartige Kooperationen unterstützt. Schließlich ist der Verband selbst das beste Beispiel dafür, wie sinnvoll Zusammenarbeit sein kann.