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Auch 11er bekommt Krise zu spüren

18.11.2020 • 21:06 Uhr
11er Nahrungsmittel in Frastanz. <span class="copyright">11er Nahrungsmittel/Panograf | Marc Walser</span>
11er Nahrungsmittel in Frastanz. 11er Nahrungsmittel/Panograf | Marc Walser

Nahrungsmittelhersteller erwartet spürbaren Umsatzrückgang.

Die Ansicht, dass Lebensmittelproduzenten in der Regel sehr gut durch die aktuelle Krise kommen und möglicherweise sogar mehr verkaufen als je zuvor, greift zu kurz. Die Entwicklung hängt maßgeblich von den Absatzkanälen und der Kundenstruktur des jeweiligen Herstellers ab. Ein Beispiel dafür ist der Tiefkühlkartoffelgerichtehersteller 11er Nahrungsmittel in Frastanz. „Wir haben ein ganz schwieriges Geschäftsjahr 2020 und ich denke, dass auch 2021 für uns sehr schwierig werden wird“, so Geschäftsführer Thomas Schwarz im wpa-Gespräch. Ein wichtiger Grund dafür sei der Umstand, dass 11er rund ein Viertel seines Geschäftes mit der Gastronomie erzielt. „Die Wintersaison endete schlagartig Mitte März. Dann war bis Mitte Mai Stillstand. Über den Sommer beruhigte sich die Situation zwar ein wenig. Aber der zweite Lockdown trifft uns jetzt wirklich. Und hinter der kommenden Wintersaison steht ein großes Fragezeichen.“

Zahlen und Fakten

11er Nahrungsmittel

Die Firmengruppe 11er (11er Nahrungsmittel und Metzgerei Walser) beschäftigt insgesamt 360 Mitarbeiter. Im Vorjahr erzielte die Firmengruppe einen Umsatz von rund 97 Millionen Euro. Für heuer rechnet man mit einem Umsatzminus im höheren einstelligen Prozentbereich.

Im Vorjahr erzielte die Firmengruppe 11er (11er Nahrungsmittel und Metzgerei Walser) einen Umsatz von rund 97 Millionen Euro. Für heuer rechnet Schwarz mit einem Umsatzminus im höheren einstelligen Prozentbereich. Auch wenn das im Vergleich zu anderen Branchen vergleichsweise wenig ist, weil die Nachfrage im Einzelhandel etwas zulegt: Spürbarer dürften die Auswirkungen auf die Ertragssituation sein. „Wir sind mit einer für uns ungünstigen Verschiebung von Spezialprodukten für die Gastronomie hin zu Massenprodukten für den Einzelhandel konfrontiert.“

„Ein ganz schwieriges Jahr“: Geschäfsführer Thomas Schwarz (r.). 11er <span class="copyright">Nahrungsmittel/Markus Gmeiner</span>
„Ein ganz schwieriges Jahr“: Geschäfsführer Thomas Schwarz (r.). 11er Nahrungsmittel/Markus Gmeiner

Hinzu komme dabei, dass 11er Abnahmeverträge mit den Kartoffellieferanten, also den Bauern, habe, die mengenabnahme- und preismäßig einzuhalten seien. „Wir müssen pro Woche 1500 Tonnen Kartoffeln verarbeiten. Daraus entstehen in der Regel 1000 Tonnen Verkaufsware. Unsere Lager sind derzeit also prallvoll, weil die Nachfrage nicht so stark ist und wir weniger ausliefern“, so Schwarz. Daraus entstünden steigende Kosten für die Lagerhaltung. „Unsere Erträge kommen folglich unter Druck.“

Keine Kündigungen

Die gute Nachricht trotz der herausfordernden Situation: „Bei der Firmengruppe 11er sind betriebsbedingte Kündigungen kein Thema“, so Schwarz. Bis auf wenige Abteilungen im Frühjahr hat 11er seine Mitarbeiter bisher auch nicht in Kurzarbeit schicken müssen. Jetzt in der Vorweihnachtszeit sei das sowieso kein Thema. „Das ist für uns eigentlich Peak Time, wir haben keine Probleme mit der Produktionsauslastung.“ Insgesamt beschäftigt die Firmengruppe 11er rund 360 Mitarbeiter.

„Der zweite Lockdown trifft uns jetzt wirklich. Und hinter der kommenden Wintersaison steht ein großes Fragezeichen.“

Thomas Schwarz, 11er Geschäftsführer

Bei Betrachtung der Gesamtsituation für Lebensmittelhersteller gibt Schwarz zu bedenken, dass sie nach heutigem Stand keine besonderen staatlichen Hilfen im Fall von deutlichen Umsatzrückgängen bekommen werden, obwohl auch sie von den Schließungen ihrer Gastronomiekunden mitunter stark betroffen seien. „Die Hersteller am Ende der Kette gehen leer aus.“ Nichtsdestotrotz sei der 80-prozentige Umsatzersatz für die Gastronomie sehr wichtig, sagt Schwarz. Denn dadurch sei gewährleistet, dass es die meis­ten Betriebe dann auch noch Anfang 2021 geben werde.

Günther Bitschnau/wpa