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Gentleman-Richter verließ den Gerichtssaal

14.12.2020 • 22:00 Uhr
Landesgericht Feldkirch <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Landesgericht Feldkirch Klaus Hartinger

Vor der Pensionierung verhandelte Gerhard Winkler zum letzten Mal.

Wenn nicht Corona wäre, müsste man jetzt eine Flasche Sekt öffnen“, sagte Klagsvertreter Martin Rützler am Montagmittag nach der vorbereitenden Tagsatzung im Verhandlungssaal 114 des Landesgerichts Feldkirch. Denn für Zivilrichter Gerhard Winkler war die Verhandlung seine vorletzte vor seiner Pensionierung. Am Montagnachmittag leitete er seinen letzten Prozess.
Winkler zählt zu den Gentlemen unter den 60 Richtern des Landesgerichts. Der gebürtige Lustenauer zeichnet sich durch seinen scharfen juristischen Verstand, seinen Humor, seine Höflichkeit und seine elegante Sprache aus. Für Zuschauer waren seine Verhandlungen oft sogar dann Erlebnisse, wenn der Prozessstoff inhaltlich allenfalls mäßig interessant zu sein schien.

Genauigkeit

Befragt zur Charakterisierung des Richters sagte am Montag ein Rechtsanwalt auf dem Gang des Landesgerichts, Winkler sei immer „sehr genau“ gewesen. Neben den vielen damit verbundenen Vorteilen hatte das freilich auch einen Nachteil: Seine Urteile ließen des Öfteren auf sich warten. Der Richter habe aus seinen Entscheidungen nicht selten wissenschaftliche Arbeiten gemacht, berichten Anwälte.

Offener Urlaub

Offiziell wird Winkler Ende Februar 2021 in den Ruhestand treten. Das Landesgericht wird er allerdings schon vorher verlassen. Weil er unverbrauchten Urlaub hat. Zuvor wird der Zivilrichter noch seine letzten Urteile schreiben.

In der vorletzten von ihm geführten Gerichtsverhandlung klagt eine Konsumentin ein großes Möbelhaus. Weil nach Ansicht der Klägerin die beklagte Partei ihr eine mit zahlreichen Mängeln behaftete Küche eingebaut hat. Mehrere von Möbelhaus-Monteuren vorgenommene Schadensbehebungen in ihrer neuen Küche hätten nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Deshalb verlangt die Klägerin nun mit der Klage auf Wandel die Aufhebung des Kaufvertrags für die 25.000 Euro teure Küche.

Beklagtenvertreter Clemens Ender sagte zum Beginn des anhängigen Zivilprozesses, man werde in den nächsten Wochen noch einmal außergerichtlich über eine gütliche Einigung verhandeln.
Richter Winkler gab zu bedenken, dass Juristen dazu neigen würden, das zu tun, was Monteuren bislang nicht gelungen ist. Nämlich das zeitraubende Abarbeiten der verschiedenen Detailprobleme. Sein eleganter Versuch, die Streitparteien zu einem Vergleich zu bewegen, blieb am Montag unbelohnt. Sein noch zu bestimmender Nachfolger wird die Rechtssache übernehmen