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Urlaubsfeeling mit gewisser Grenzerfahrung

13.03.2021 • 19:30 Uhr
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NEUE

Heidi Salmhofer mit Ihrer Sonntags-Kolumne in der NEUE am Sonntag.

Weil meine Arbeitswelt in langsamen Schritten aus ihrem langen Dornröschenschlaf erwacht und sich energievoll auf einen hoffentlich recht freien Sommer vorbereitet, muss ich in letzter Zeit wieder für Probenarbeiten über die Grenze. Das ist wirklich schön. Was diese Grenzübertretungen aber mit sich bringen, ist gezieltes, terminisiertes und regelmäßiges Testen sowie das Ausfüllen von Onlineformularen.
Anfänglich habe ich, zugegebenermaßen, recht angenervt geschnauft. Mir war zwar bewusst, dass es wirklich Sinn ergibt, möglichst viel zu testen, um eventuelle Überträger herausfiltern zu können, denn damit würde der Genesungsprozess unserer gesamten Gesellschaft mit Sicherheit beschleunigt, aber dass ich mir mehrmals pro Woche ein Staberl in die Nase stecken lassen muss, war dennoch ein unbequemer Gedanke. Aber ich erteilte meiner Bequemlichkeit Hausarrest.
Somit Probentermin anvisiert, Testung vereinbart, alles ausgedruckt, Formular ausgefüllt, Pass vorbereitet, alles ordentlich in Klarsichtfolien gepackt und vorbildlich im Auto deponiert. Während ich mir alles zusammengesammelt habe, hat sich in mir innen drin ein richtig schönes, freudiges Gefühl breitgemacht. Ich war nämlich noch nie irgendwo weit weg auf Urlaub. Also so eine Fernreise, bei der man zuvor Impfungen machen, Visa ausfüllen und richtig wichtige Vorbereitungen treffen muss, damit man überhaupt die Genehmigung bekommt, in dieses fremde Land einreisen zu dürfen. Das ganze Szenario hatte plötzlich einen abenteuerlichen Touch bekommen. Liechtenstein wurde zu einem exotischen Land, und ich besorgte mir gerade die Erlaubnis, dieses respektvoll betreten und mit den Einheimischen in Kontakt treten zu dürfen.
Mein Probenwochenende entwickelte sich zu einem gedanklichen Trip auf eine ferne Südseeinsel mit Ureinwohnern in Baströcken und süßen Getränken aus Kokosnüssen. Was war ich aufgeregt! Perfekt vorbereitet stieg ich ins Auto, tatsächlich voller Vorfreude auf eine Grenzkontrolle, wie es in Urlaubsländern nun mal so üblich ist. Die Enttäuschung kam dann in Feldkirch, ich wurde einfach mit einem Nicken durchgewunken! Entschuldigung! Gebt mir mein Urlaubsfeeling wieder, wollte ich aus dem Fenster rufen, mein vernunftbegabtes Ich hielt mich mit allen Kräften davon ab. Bei der nächtlichen Ausreise, nach getaner Arbeit, waren dann die Zollbeamten im verdienten Feierabend. Wieder musste ich keine Papiere herzeigen. Verflixt! Aber ich gebe nicht auf. Für die nächsten Proben sind schon Test-Termine ausgemacht und das Formular heruntergeladen. Ich fahr noch auf Urlaub, ich schwör!

Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalis­tin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.