Allgemein

Jugendarbeit wird Gemeindesache

16.04.2021 • 11:00 Uhr
Roman Zöhrer leitet seit zwanzig Jahren die Offene Jugendarbeit Lustenau. <span class="copyright">Hartinger</span>
Roman Zöhrer leitet seit zwanzig Jahren die Offene Jugendarbeit Lustenau. Hartinger

Auch in Lustenau kommt Jugendarbeit zur Gemeinde.

Vor über 20 Jahren wurde in Lustenau der Verein Offene Jugendarbeit Lustenau Culture Factor Y gegründet. Seither kümmern sich dessen Mitarbeiter mit viel Engagement, Energie und Kreativität um die Jugendarbeit in der Marktgemeinde.

Eine Vielzahl an Projekten und Aktionen wurden in den vielen Jahren initiiert und durchgeführt, die teils mit nationalen und internationalen Preisen gewürdigt wurden. Bislang geschah das autonom, die Finanzierung kam zum größten Teil von der Gemeinde, zu einem kleineren Teil vom Land. Dieser Auftrag soll dem Verein nun entzogen werden.

Jugendstrategie 2025

„Wir sind seit drei Jahren mit einer Jugendstrategie 2025 beschäftigt“, erklärt dazu die zuständige Gemeinderätin Julia Bickel von der Bürgermeisterpartei ÖVP. In diesem Rahmen habe man sich gefragt, was man für die Jugendlichen in Lustenau tun könne. „Wir haben uns das Angebot angesehen und ein Teil davon ist die Offene Jugendarbeit.“

Diese leiste gute Arbeit, betont sie. „Allerdings möchten wir jetzt die Steuerung und Verantwortung in die Gemeinde zurückholen“, so Bickel, auch weil es sich dabei um einen großen Budgetposten handle. Konkret sind etwa für dieses Jahr 290.300 Euro veranschlagt, das sind 65 Prozent des Gesamtbudgets des Vereins. Derzeit sei die verortete Jugendarbeit komplett im Verein outgesourct, sagt die Gemeinderätin. Das soll sich nun ändern.

„Man sollte die einzelnen Bereiche genau anschauen und dann beurteilen, ob es Sinn macht, alles der Gemeinde zu übertragen”

Roman Zöhrer, Geschäftsführer Offene Jugendarbeit Lustenau

Roman Zöhrer ist seit 20 Jahren Geschäftsführer der Offenen Jugendarbeit Lustenau. Die Enttäuschung und der Frust über diese Neustrukturierung sind ihm anzumerken. Böse Worte gibt es von ihm aber nicht. „Für mich als Geschäftsführer es wichtig, dass die Mitarbeiter übernommen werden“, sagt er. Er selbst werde sich aber mit dem Neustart umorientieren und seinen Fokus auf den Kulturverein Caravan, der das Freudenhaus in Lustenau betreibt, legen. Diesen leitet er seit einiger Zeit mit zwei anderen.

„Für mich ist es ziemlich klar, dass meine Zukunft nicht mehr in der Jugendarbeit ist.“ Der Verein habe gute Arbeit geleistet, das könne jeder, der sie kenne, selbst beurteilen, sagt er. Er spricht im Zusammenhang mit der Neustrukturierung von „ein bisschen einer Hauruck-Aktion“. „Ich bin der Meinung, man sollte die einzelnen Bereiche genau anschauen und dann beurteilen, ob es Sinn macht, alles der Gemeinde zu übertragen.“

Die für Jugend zuständige ÖVP-Gemeinderätin Julia Bickel.   <span class="copyright">Hämmerle</span>
Die für Jugend zuständige ÖVP-Gemeinderätin Julia Bickel. Hämmerle

Laut Bickel gab es im Jänner erste Gespräche, Mitte März sei dann der Vereinsvorstand informiert worden. In welcher Organisationsform die Jugendarbeit genau weitergeführt werden soll, wollte sie aus Rücksicht auf die Betroffenen noch nicht sagen. Dazu gebe es in etwa zwei Wochen Gespräche mit den Mitarbeitern. „Sie werden keine Gemeindeangestellten, aber wir möchten Angestelltenverhältnisse schaffen.“ Laut Zöhrer sind acht Mitarbeiter betroffen.

„Wir verstehen, dass die Sache diskutiert wird und bei den Vereinsmitarbeitern eine gewisse Traurigkeit da ist. Es ist natürlich hart für die Betroffenen“, sagt die Gemeinderätin. Prinzipiell gehe es aber nicht um Einsparungen, sondern darum, „etwas Neues zu schaffen“. „Und“, betont sie, „wir sind um eine saubere Übergabe bemüht“.

Ähnliche Worte findet auch Zöhrer: „Wir wollen eine friedliche Übergabe, nicht so wie in Feldkirch, wo es eine Übernahme war.“ Er sei zudem „eher einer, der verhandelt“. Ihm sei es wichtig, dass die Gelder auch in Zukunft der Jugend zur Verfügung gestellt werden und dass man auch sozial Benachteiligte nicht vergisst, fügt er hinzu.

Verein soll weiterbestehen

Den Verein werde es aber auch in Zukunft geben, so der Geschäftsführer. Damit könnten einige Projekte, die nicht von der Gemeinde finanziert werden, weitergeführt werden. Da kann er sich vorstellen, sich auch weiterhin ­einzubringen, wenn das gewollt sei.

Wichtig ist ihm auch, dass die Jugendarbeit bzw. deren Projekte und Veranstaltungen auch in Zukunft unabhängig und ohne politische Vorgaben realisiert werden können. „Sie muss überparteilich und überkonfessionell bleiben.“ Je nach politischer Führung kann er sich vorstellen, dass das auch unter Gemeindeverantwortung möglich ist. Er hofft, dass mit der Umstrukturierung „das Beste für die Mitarbeiter, die Jugendlichen und Lustenau“ herauskommt.

Für die Umsetzung der Pläne gibt es laut Bickel kein fixes Datum. Das Ziel der Gemeinde sei aber das dritte oder vierte Quartal dieses Jahres: „Das muss noch mit dem Verein besprochen werden.“ Auf jeden Fall werde sie noch heuer erfolgen.