”Virus bleibt, Pandemie geht”

Haben wir das Schlimmste überstanden? Experten erklären.
Wir schreiben eine Inzidenz von etwas über 60 dieser Tage. Heute setzt das Land Öffnungsschritte, nach einem halben Jahr dürfen Lokale wieder aufsperren. Ist die Pandemie nun Geschichte? Die kurze Antwort lautet: Nein. Noch ist diese Pandemie nicht zu Ende. Aber mit Blick auf den Sommer wird sie sich wandeln, hin zu einer Endemie. „Das Virus wird endemisch“, ist ein Satz, den man dieser Tagehäufiger hört. Für uns als Gesellschaft bedeutet dieser Satz: Wir müssen mit dem Virus leben lernen.
Das Virus bleibt
„Das Virus wird mit uns sein und sich im Jahresverlauf unterschiedlich gestalten“, sagt Eva Schernhammer (Zentrum für Public Health, MedUni Wien). Auch wenn es sich um unterschiedliche Viren und Erkrankungen handelt, der Vergleich mit der Influenza ist in diesem Zusammenhang zulässig: Es wird Wellen geben, denn das Virus wird weiter in der Gesellschaft zirkulieren.
Die Zahlen gehen zurück
Dass die Impfungen Wirkung zeigen, sieht man an der Belegung der Intensivstationen: Die Zahlen gehen zurück. Auch im Hinblick auf die Sterblichkeit ist eine Besserung zu erkennen. Und in den kommenden Wochen wird sich der Impfeffekt auf die Transmissionsfähigkeit des Virus massiv auswirken.
Impfen wird weiterhin notwendig sein
Drei Punkte sind es, die im Hinblick auf die Dauer dieser Pandemie entscheidend sind. Erstens, das Impfen: Ist das Tempo hoch, lassen sich viel Menschen impfen, kann es ein „Sommer wie damals“ werden und im Herbst droht kein neuer Lockdown mehr. Zweitens: Das Virus bzw. dessen Mutationen. „Sars-CoV-2 kann sich schnell verändern, das ist zu erwarten und normal“, sagt Monika Redlberger-Fritz, Virologin an der MedUni Wien. Was die Expertin allerdings nicht erwartet, ist, dass eine neue Variante die Wirkung der Impfstoffe gänzlich aufheben wird. „Wir werden die Vakzine anpassen müssen, aber sie werden nicht obsolet werden.“ Das bedeutet, Auffrischungsimpfungen werden notwendig sein. In welchem Abstand ist noch unklar, über den Sommer wird es hier mehr Erkenntnisse geben.
Neue Herausforderungen
Stichwort Herbst. Für diesen gilt es Vorkehrungen zu treffen, um ein Szenario wie im Herbst 2020 zu verhindern. Schernhammer blickt etwa auf Kinder und Jugendliche, die noch ungeschützt sind. „Schulkinder sollten geimpft werden, bevor die Schule los geht oder durch eine Impfaktion zu Schulbeginn.“ Und es gilt die Auswirkungen der Pandemie im Auge zu behalten. Long Covid wird das Gesundheitssystem noch über Jahre beschäftigen. Betroffene brauchen Anlaufstellen. Es sind auch die sozialen Folgen, die nach der akuten Krisenphase, beachtet, sondern bekämpft werden sollten.
Das Virus wird bleiben, die Pandemie wird enden. Oder wie Gartlehner sagt: „Wir dürfen nicht leichtsinnig werden, aber ich denke, wir haben das Schlimmste überstanden.“