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Gemeinsam im Kampf gegen Krebs

31.05.2021 • 20:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
V.l. Landesrätin Martina Rüscher und die Ärzte Bernd Hartmann (Krebshilfe), Primar Thomas Winder und Harald Schlocker (aks).  <span class="copyright">VLK/Hofmeister</span>
V.l. Landesrätin Martina Rüscher und die Ärzte Bernd Hartmann (Krebshilfe), Primar Thomas Winder und Harald Schlocker (aks). VLK/Hofmeister

Das Onkologie-Netzwerk Vorarlberg wird ausgebaut.

An die 1700 bis 1800 Menschen in Vorarlberg bekommen pro Jahr die Diagnose Krebs. Am häufigsten sind dabei Brust- und Lungenkarzinome sowie Tumore im Verdauungstrakt und an der Prostata. Um die Behandlung dieser Patienten weiter zu verbessern, wird nun das Onkologie-Netzwerk Vorarlberg ausgebaut. Details dazu wurden gestern bei einer Pressekonfrenz in Bregenz bekanntgegeben.

Wie die zuständige Landesrätin Martina Rüscher eingangs erklärte, werde im Gesundheitsbereich stark auf eine „Gesundheitstriangel“ gesetzt. Prävention, bestmögliche Behandlung und Weiterentwicklung sowie hohe Lebensqualität – falls Heilung nicht mehr möglich ist – sind da die Eckpunkte. Beim zweiten Aspekt liege der Schwerpunkt auf der Umsetzung des Prozesses „Mein Spital 2030“. Der wiederum gliedert sich in Schwerpunktsetzungen, Kooperation und Forschung.

Neuer Koordinator

Im Bereich Kooperation könne der nunmehrige Ausbau des Onkologie-Netzwerks ein Pilotprojekt sein, so Rüscher. Ziel dabei sei es, dass egal in welchem Krankenhaus ein Patient die Diagnose erhält, jeder die bestmögliche Behandlung erhält. Neuer Koordinator des Netzwerks wird der Primar der Innere Medizin II am LKH Feldkirch Thomas Winder. Es wird ein virtuelles Tumorboard eingerichtet, an dem alle Landeskrankenhäuser teilnehmen. In den Krankenhäusern Feldkirch und Rankweil wird das Tumorboardsystem in den kommenden Wochen installiert und nach einer Testphase in den anderen Häusern ausgerollt. Auch das Stadtspital Dornbirn wird laut Rüscher eingebunden.

Ganz wichtig sei auch eine psychologische bzw. psychosoziale Begleitung der Patienten, betonte die Gesundheitslandesrätin. Diesbezüglich werde mit der Krebshilfe zusammengearbeitet. Zudem sei die Innere Medizin II am LKH Feldkirch in einem Zertifizierungsprozess und auch ein onkologisches Studienzentrum soll in Vorarlberg entwickelt werden.

Koordinator Thomas Winder bekam von der Landesrätin die "Gesundheitstriangel". <span class="copyright">VLK</span>
Koordinator Thomas Winder bekam von der Landesrätin die "Gesundheitstriangel". VLK

Koordinator Thomas Winder betonte, dass es sich beim Projekt um eine Vernetzung aller onkologisch tätigen Einrichtungen im Land handle. Die Vernetzung der bisherigen Tumorboards auf eine moderne Plattform sei „ein wesentlicher Schritt“. Das webbasierte Tumordokumentationssystem „Celsius 37“ erlaube zudem Vergleich- und Messbarkeit. Die Verantwortung gegenüber den Patienten müsse wahrgenommen werden, indem „wir uns ständig weiterentwickeln“, so der Primar. Die Vernetzung der Häuser sei auch für die Forschung interessant, weil damit höhere (und damit aussagekräftigere) Zahlen erreicht werden.

“Ausnahmezustand”

„Krebspatienten sind mit der Verarbeitung der Diagnose im Ausnahmezustand“, beschrieb Bernd Hartmann, Präsident der Krebshilfe Vorarlberg die Situation. Das sei eine erhebliche psychosoziale Belastung. Hier komme die Krebshilfe zum Zug, wobei die erste psychosoziale Intervention schon bei der Diagnose im Krankenhaus erfolge.

Über das neue Netzwerk freut er sich. „Unsere Aufgabe ist es, die Patienten zu informieren und zu beraten“ – allerdings seien die Ressourcen beschränkt. Sechs Therapeuten gibt es bei der Krebshilfe, allerdings nur gut zwei Vollzeitäquivalente. Rund 800 Patienten werden jährlich im ambulanten Beratungszentrum in Dornbirn betreut, informierte Hartmann. Neben der Beratung sei auch finanzielle Unterstützung möglich. Zudem informiere die Krebshilfe über Vorsorge und Früherkennung und auch die Fortbildung bzw. die Sensibilisierung der gesamten Bevölkerung.

Egal, wo der Patient am System andockt, jeder soll die bestmögliche Behandlung bekommen.

Martina Rüscher, Gesundheitslandesrätin

Harald Schlocker, aks-Vizepräsident, sieht das Onkologie-Netzwerk als gut funktionierendes System, bei dem viele Zahnräder ineinandergreifen. Er betonte, dass neben der diagnostischen und therapeutischen Medizin auch die Vorsorge – ein Schwerpunkt des aks – eine maßgebliche Rolle spiele. Seit September vergangenen Jahres gibt es in Bregenz die ambulante Reha-Einrichtung „reha+“ des aks. Im Rahmen dieser onkologischen Rehabilitation werden Menschen bei der Rückkehr in ihren Alltag unterstützt.
Die Kinderonkologie – die ihren Schwerpunkt in Dornbirn hat – ist indes nicht Teil des neuen Netzwerks. Primar Winder schließt aber nicht aus, dass sie es in Zukunft werden könnte.

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