Von der Blüte zur Frucht bis in die Flasche

Familie Krammel aus Lustenau baut auf insgesamt vier Hektar Obst an.
Andreas Krammel ist Obstbauer aus Passion und nicht nur mit seinen Apfel-, Birnen- und Kirschbäumen stark verwurzelt. Stolz zeigt der Landwirt auf eine 400 Jahre alte knorrige Eiche: „Der Blitz hat hier vor vielen Jahren eingeschlagen, aber der Baum lässt sich nicht unterkriegen.“
Der Baum-Veteran wächst in einem von Krammels Obstgärten im Lustenauer Ried. Neben ihm gedeihen rund 1800 Apfelbäume und 200 Birnenbäume. Jedes zehnte Gehölz davon ist ein Hochstamm. Diese werden erst in 30 Jahren vollen Ertrag bringen. Dann, wenn die kleineren Bäumchen voraussichtlich ihr Lebensende erreicht haben. „Wir haben hier dann wieder eine Streuobstwiese, wie es sie früher oft gab“, erklärt der Landwirt.
Entgegensteuern
In den letzten Jahren wurden im Rheintal immer mehr Flächen verbaut. Damit stand immer weniger regionales Obst zur Verfügung. Krammel beschloss diesem Trend gegenzusteuern: Er begann auf einem eigenen Grundstück selbst Äpfel und Birnen anzupflanzen. Kein leichtes Unterfangen – vor allem wenn man den Vorsatz hat, im Einklang mit der Natur zu arbeiten. „Wir machen viel vorbeugend, um die Pflanzen zu stärken. Etwas muss man für den Baum machen, sonst hat man keine Chance“, betont der Lustenauer, der weitgehend nach den Grundsätzen des biologischen Anbaus wirtschaftet. Schädlinge und Pilze, die aus dem Ausland eingeschleppt werden, können den Bäumen ebenso zur Gefahr werden wie kleine Nagetiere.

„Ich möchte demnächst Gänse auf den Obstgärten weiden lassen. Ich hoffe sehr, dass sich die Mäuse durch die Bewegungen der Gänse-Tritte vertreiben lassen“, erklärt Krammel. Und dann ist da auch noch das Wetter, das maßgeblich zum Erfolg der Ernte beiträgt. „Das Klima ist mittlerweile sehr schwierig. Mal ist es extrem heiß, dann regnet es wieder enorm viel. Das ist Stress für die Natur“, sagt der Landwirt. Neben der richtigen Pflege ist daher auch die Auswahl der Sorten sehr wichtig: „Wenn Obstanlagen extensiv bewirtschaftet werden, braucht es robuste Pflanzen.“
Werdegang
Bevor Krammel sein Hobby zum Beruf machte, war der gelernte Werkzeugmacher und technische Zeichner 13 Jahre als Abteilungsleiter in einem international tätigen Betrieb in der Schweiz beschäftigt. Mittlerweile ist der 52-Jährige seit 20 Jahren sein eigener Chef. „Wir haben früher schon 150 Hochstämme gehabt. Gemostet habe ich immer schon gerne.“ Er erwarb eine Mosterei-Anlage in der Dornbirner Straße in Lustenau und errichtete ein Betriebsgelände. Nach und nach kamen immer neue Betriebszweige dazu, wie die Lohnbrennerei oder der Handel mit Gläsern, Flaschen, Kellereitechnik und gentechnikfreiem Tierfutter. Daneben betreibt Familie Krammel seit einigen Jahren auch noch einen kleinen Bauernhof mit Rindern und Schafen, um regionales Rind- und Lammfleisch zu produzieren, und baut Bio-Dinkel und Kartoffeln an.

Flüssiges aus Obst
Die selbst hergestellten Säfte wurden zunächst nur im eigenen Laden verkauft, 2008 startete dann eine Kooperation mit einer regionalen Lebensmittelhandelskette. Der Apfelsaft vom Rheintaler Streuobst war das erste Produkt, das in die Regale der Supermärkte kam. Mittlerweile sind 19 Erzeugnisse des Obstexperten dort gelistet, darunter fünf verschiedene Essigsorten. Die Essige, die in zwei 600 Liter fassenden Anlagen hergestellt werden, sind im Handel und der Gastronomie gefragt: „Gärungsessig aus Direktsaft ist sehr rar. Wir geben kein Konzentrat dazu“, betont Krammel.

Nachdem die Produktpalette vielseitiger wird, benötigt der Betrieb mehr Platz. In ein paar Tagen sollen die Pilotierungsarbeiten für das neue Verkaufsgebäude starten. Mit 40 Mal 20 Metern wird es wesentlich größer als das bisherige. Bei der bestehenden Lagerhalle ist eine Aufstockung geplant. Hier werden die Seminarräume ihren Platz finden. „Wir werden selbst Seminare anbieten, beispielsweise über Obstbau und Tierfutter. Es wird aber auch möglich sein, die Räumlichkeiten zu mieten“, erklärt Krammel. Gerade während der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, wie wichtig mehrere Betriebszweige sind.
Information
Familie Krammel
Obstanbau, Säfte, Most, Essig, Liköre, Edelbrände
Rinder, Schafe, Dinkel und Kartoffeln
Lohnbrennerei, Lohnmosterei, Kellereiartikel, Futterhandel und Getränkehandel
Kontakt: Dornbirner Straße 16a
6890 Lustenau, Tel. 05577/82925, www.krammel.co.at
Von Gertraud Höfle-Peter
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