Schulschließungen um jeden Preis verhindern

Das Land will den Präsenzunterricht absichern. Nach wie vor fehlen Lehrkräfte.
Gleich mehrfach betonten Landeshauptmann Markus Wallner, Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink und Bildungsdirektorin Evelyn Marte-Stefani am Dienstag, dass die Verhinderung von Klassen- oder gar Schulschließungen im kommenden Schuljahr oberste Priorität sei. Die jüngere Generation sei zu Beginn der Pandemie aufgefordert worden, auf die Älteren Rücksicht zu nehmen, nun könne man auch Umgekehrtes erwarten, erklärte Wallner.
Es gehe vor allem darum, jene zu schützen, die sich noch nicht impfen lassen können: die unter Zwölfjährigen. „Es braucht unsere besondere Solidarität“, betonte der Landeshauptmann und verwies darauf, dass die Impfung Erwachsener indirekt auch die Kinder schütze. Es gebe Leute, die behaupteten, Kinder trügen kaum Schäden durch die Krankheit davon. Dem widerspreche er nachdrücklich, so Wallner. „Kein Experte der Welt hat das bestätigt.“ Es gebe im Gegenteil mittlerweile Studien aus den USA, die die Gefahren von Covid-19-Infektionen für Kinder belegten.
“Kinder und Jugendliche haben jetzt Vorrang. Sie haben in den vergangenen zwei Schuljahren auf vieles verzichten müssen.”
Markus Wallner, Landeshauptmann
Schulstart mit Netz
Die vom Bildungsminister verordnete Sicherheitsphase begrüßte der Landeshauptmann ausdrücklich. Demnach sollen in den ersten drei Wochen nach Schulstart alle Schüler regelmäßig getestet werden. Danach wird nur noch bei Bedarf und in sogenannten Sentinel-Schulen getestet. In Vorarlberg sollen es 15 Schulen sein. Die genaue Liste lag der Bildungsdirektion aber auch eine Woche vor Schulbeginn noch nicht vor. Man werde sie im Laufe des Tages vom Bildungsministerium erhalten und die jeweiligen Schulleitungen informieren, versicherte Bildungsdirektorin Marte-Stefani.
Drei Wochen testen
In der ersten Schulwoche wird am Montag mit Antigentests getestet, am Mittwoch dann noch einmal sowohl mit einem PCR-, als auch mit einem Antigentest. Die Doppeltestung ist notwendig, da die Ergebnisse der PCR-Tests erst am Donnerstag vorliegen und die Antigentests nur zwei Tage lang gelten. Ab der zweiten Wochen finden die PCR-Tests bereits am Montag, die Antigentests am Donnerstag statt. Nach der dritten Woche müssen sich, außer an Sentinel-Schulen, nur noch die ungeimpften Lehrer regelmäßig testen lassen.
Die Bildungsdirektorin zeigte sich zuversichtlich, dass die Abwicklung der Tests funktionieren werde, auch wenn es beim Probelauf in der Sommerschule kurzfristig zu Lieferschwierigkeiten gekommen sei.
Die ersten Zahlen in Wien, wo bereits vorgestern die Schule begonnen hat, stimmten positiv, meinten der Landeshauptmann und seine Stellvertreterin. Dort habe man bisher nur wenige positive Fälle entdeckt.
Lehrermangel bleibt
Ein bleibendes Problem ist der Lehrermangel im Land, den auch die Bildungsdirektorin als „akut“ bezeichnet. Für Landesstatthalterin Schöbi-Fink hat der Lehrermangel vor allem demografische Gründe. Geburtenstarke Jahrgänge gingen nun in Pension und es sei schwerer, in der nachfolgenden Generation Lehrer zu finden. Allerdings hatte auch Bildungsministerin Elisabeth Gehrer den Schülern einst empfohlen, nicht den Lehrberuf zu ergreifen. Ein weiteres Problem ist laut der Landesstatthalterin die hohe Teilzeitquote. Die Sommerschule sei eine große Herausforderung gewesen, auch weil sich mehr Schüler dafür angemeldet hätten als beispielsweise in Tirol oder Kärnten. Dennoch sei diese ein Erfolg gewesen.
Testtage
Antigentests (AG) und PCR-Tests werden an allen Vorarlberger Schulen an diesen Tagen durchgeführt:
• 13. September (AG)
• 15. September (AG und PCR)
• 20. September (AG und PCR)
• 23. September (AG)
• 27. September (AG und PCR)
• 30. September (AG und PCR)
Mittlerweile muss das Land pensionierte Lehrer bitten, wieder in Dienst zu treten. Im kommenden Schuljahr lassen sich etwa 30 Lehrer freiwillig reaktivieren. Hinzu kommen 151 neue Lehrer und 75, die beispielsweise nach einer Karenzpause wieder den Dienst antreten. Man bemühe sich auch, kündigungswillige Lehrer umzustimmen, die Zahl der Abgänge in die Privatwirtschaft sei aber nicht sehr hoch, betonte Marte-Stefani. Insgesamt sollen an den 290 Vorarlberger Schulen ab Montag 6735 Bundes- und Landeslehrer unterrichten.
Schöbi-Fink kann sich vorstellen, dass der Lehrberuf durch eine Verkürzung der Ausbildung bei den Volksschullehrern wieder attraktiviert wird. So könnte der derzeit verpflichtende Masterabschluss wegfallen und ein Bacherlorabschluss genügen. Allerdings muss darüber der Bund als Träger der Pädagogischen Hochschulen entscheiden. Im Bildungsministerium möchte man erst die neue Lehrerausbildung evaluieren, bevor weitere Schritte gesetzt werden.
Wunsch nach Stabilität
Schüler, Lehrer und Eltern hätten während der Pandemie viel erdulden müssen, zeigte sich die Landesstatthalterin und Bildungslandesrätin verständnisvoll. Man habe sich bemüht, mit dem Schulgipfel und dem Elementarpädagogikgipfel mehr Klarheit zu schaffen. Im Gegensatz zum Vorjahr werde man auch während erhöhter Risikostufen Schulveranstaltungen zunächst nicht absagen, sondern mit Konzepten stattfinden lassen. Mittlerweile sind 69 Prozent der Kindergärtnerinnen geimpft. Das gilt zumindest für jene Einrichtungen, die auf eine Anfrage des Landes geantwortet haben. Damit liegen die Elementarpädagoginnen über der Rate der vollimunisierten Vorarlberger von 58 Prozent, aber unter der vom Land angenommenen Impfquote von 80 Prozent bei den Lehrern. Auch in den Kindergärten wird dem ungeimpften Personal regelmäßige Tests vorgeschrieben.
In Richtung der Eltern, die überlegten, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen, erklärte Bildungsdirektorin Marte-Stefani: „Der häusliche Unterricht ist für uns keine Alternative.“ Sie bitte die Eltern, den Sicherheitsmaßnahmen an den Schulen zu vertrauen.