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„Themen, die uns beschäftigen“

07.09.2021 • 19:39 Uhr
Einsamkeit wird als Thema in einem Liederabend aufgegriffen.                        <span class="copyright"> Daniel Nartschick</span>
Einsamkeit wird als Thema in einem Liederabend aufgegriffen. Daniel Nartschick

Am Wochenende beginnen in Hittisau die ersten Festspiele Bregenzerwald.

Elena Bechter ist in Krumbach aufgewachsen und über Stuttgart, Nürnberg und Frankfurt nach Berlin gekommen, wo sie Operngesang studiert hat. Die deutsche Hauptstadt ist auch der Lebensmittelpunkt der heute 26-Jährigen, die als freischaffende Opernsängerin tätig ist.

Es ist aber nicht nur der Gesang, der sie begeistert, sondern die perfomative Arbeit insgesamt, erzählt sie, die Verbindung von Gesang, Performance und Tanz. Davon ausgehend sind bereits im Herbst 2019 Ideen aufgetaucht, darstellende Künste in einem Festival zu präsentieren. Corona hat dem Ganzen dann zunächst einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Diese Bushaltestelle bildete den Ausgangspunkt. <span class="copyright">KulturKrumbach</span>
Diese Bushaltestelle bildete den Ausgangspunkt. KulturKrumbach

Gemeinsam mit Viatcheslav Kushkov, der unter anderem an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin lehrt, wurde ein Konzept entwickelt, in dem hauptsächlich Uraufführungen im Mittelpunkt stehen sollten. Die Suche nach einem Ort führte sie zur Bushaltestelle von Sou Fujimoto in Krumbach, einem skulpturenartigen Gebilde aus weißen Stäben. Für Bechter spiegelt sie die Zeit der Pandemie wider, in Hinblick auf der Natur ausgesetzt sein, schutzlos sein.

Mit diesem Ort war dann klar, dass der Schauplatz des Festivals im Bregenzerwald sein sollte, konkret wurden es drei Gemeinden im Vorderwald, in denen nun ab Samstag Aufführungen zu sehen sein werden. Begonnen wird vor dem Frauenmuseum in Hittisau mit dem Theaterstück „Ismene, Schwes­ter von“ von Lot Vekemans mit Sabine Lorenz.

Gründer und Leiter Elena Bechter und Viatcheslav Kushkov. <span class="copyright">Festspiele Bregenzerwald</span>
Gründer und Leiter Elena Bechter und Viatcheslav Kushkov. Festspiele Bregenzerwald

Das Wochenende darauf ist bei der Bushaltestelle „Corotesk“ (ein Wortspiel aus Corona und grotesk) zu sehen – eine Tanztheateruraufführung mit unter anderen Claudia Grava und Martin Birnbaumer. „Schatten der Einsamkeit“ in der Mittelschule Lingenau ist ein szenischer Liederabend, bei dem Bechter selbst auftritt. Ausgehend von Marlen Haushofers „Die Wand“ wurde dafür ein Konzept entwickelt. „Kobel“, ein Maskenspiel, wird auf dem Dorfplatz in Hittisau uraufgeführt und beschäftigt sich mit dem öffentlichen Raum.

Neben den Veranstaltungen gibt es bereits ab morgen eine Reihe an Workshops zu Musik, Tanz, Schauspiel, aber auch Kampfkunst. „Partizipation ist uns wichtig“, sagt Bechter dazu. Damit soll dem Publikum auch die Möglichkeit gegeben werden, sich der darstellenden Kunst anzunähern – auch Kindern und Jugendlichen.

 Szene aus „Isemene Schwester von“.     <span class="copyright">Christian Flemming</span>
Szene aus „Isemene Schwester von“. Christian Flemming

„Themen, die uns beschäftigen“ definiert die 26-Jährige den roten Faden, der sich durch die Veranstaltungen zieht. Die Corona-Pandemie und was sie mit uns macht, nennt sie einen Aspekt. Frau-Sein ist ein weiteres Thema, das sie gerade auch für den Bregenzerwald als nicht unspannend erachtet.

Und wieso heißt die Veranstaltungsreihe nun Festspiele wie jenes weltbekannte Festival in unmittelbarer Nähe am Bodensee? „Den Namen haben wir uns lange überlegt“, sagt Bechter. Wenn man auf die Bedeutung des Wortes schaue, „dann passt es perfekt zu dem, was wir machen. Das sind Festspiele.“ Geplant ist, die Festspiele Bregenzerwald jährlich abzuhalten und sie auch auf andere Gemeinden auszuweiten.

Das ausführliche Programm, Anmeldung und Tickets unter www.art-2020.info