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Vorarlberger Bierbrauer in der Toskana

28.10.2021 • 20:02 Uhr
Der Bregenzer Historiker und Autor Meinrad Pichler.                   <span class="copyright">Serra</span>
Der Bregenzer Historiker und Autor Meinrad Pichler. Serra

Im neuen Buch „Spurensuche“ spürt Meinrad Pichler Lebensläufen nach.

Im Jahr 2007 ist das Buch „Quergänge“ des Bregenzer Historikers Meinrad Pichler erschienen. Darin hat er auf über 300 Seiten den Lebensläufen von 16 Personen nachgespürt, die zumeist unter dem Radar der Öffentlichkeit Großes geleistet, Spannendes erlebt oder ein außergewöhnliches Schicksal erlitten haben.

Mit „Spurensuche“ legt er nun eine weitere Sammlung historischer Biografien aus Vorarlberg vor. Und wieder sind es Menschen, die großteils vergessen wurden und die der Historiker nun ans Licht der Öffentlichkeit holt. Menschen, die in Vorarlberg geboren wurden und dann in der Ferne ihr Glück versucht haben. Menschen, die von anderswo gekommen sind, im Land gewirkt haben und dann vielleicht auch wieder gegangen sind.

“Verehrte Musikpädagogin”

Zu Letzteren gehörte etwa die 1859 in Wien geborene Caroline Atzger-Langwara, die mit ihrem Mann, der 1894 zum Dornbirner Musikdirektor bestellt wurde, nach Vorarlberg kam. Leopold Langwara wurde nicht wirklich glücklich im Land. „Seine Gattin dagegen startete am neuen Dienstort fulminant und entwickelte sich von der gefeierten Sängerin zur verehrten Musikpädagogin“, schreibt Pichler. Als sich ihr Mann 1899 am Zanzenberg eine Kugel in den Kopf schoss, blieb auch Caroline Atzger-Langwara nicht mehr lang. Ein halbes Jahr später ging sie mit ihren Kindern nach Linz.

Eine erfolgreiche Karriere als Unternehmer im Ausland erlebte indes der 1818 in Hörbranz geborene Felix Pfanner. Er wanderte nach Italien aus und betrieb zunächst mit einem Compagnon in Lucca eine Bierbrauerei. Später gründete er eine eigene und konnte dadurch nach und nach einen herrschaftlichen Palazzo erwerben. Der ist heute noch immer im Besitz seiner Nachkommen. Seine Söhne bekleideten in der Folge öffentliche Ämter in der Stadt Lucca. Felix Pfanner starb 1892 in seiner Wahlheimat als wohlhabender Mann.

das Buch

Meinrad Pichler: Spurensuche. Herausgegeben von den Vorarlberger Nachrichten. Verlag Russmedia Schwarzach 2021, 180 Seiten, 24 Euro.

Dann ist da noch die Feldkircher Bürgerstochter Maria Anna Katharina Kreszentia Griß, verheiratete Bucher (1825–1913). Sie war „die erste Frau in Vorarlberg, die nicht nur ein Gut besaß, sondern auch namentlich als Gutsherrin auftrat“. Oder Wilhelmine Theresia „Mina“ Loacker-Plörl, die 1882 in Tisis geboren wurde und ab 1909 selbstständige Wirtin war, zunächst in Rankweil, dann in Bregenz.

Es sind insgesamt relativ viele Frauen, deren Biografien Pichler in seinem Buch vorstellt – angesichts dessen, dass die Geschichte sie meistens vergessen und ignoriert hat, ein lobenswertes Unterfangen. Von einer Montafoner Tourismus-Pionierin wird da noch erzählt oder einer Pestalozzi-Pädagogin, die dann in Rankweil zur Wirtin wurde.

Blick auf die Gesellschaft

Die von Pichler Porträtierten sind größtenteils im 19. Jahrhundert geboren, zwei davor, einer danach. „Spurensuche“ liefert kurze, spannende Einblicke in Lebensläufe, die auch einen Blick auf die Gesellschaft der damaligen Zeit werfen. Gerne würde man noch mehr erfahren, über diese Menschen, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise Teil der Geschichte des Landes sind.