Die Geschichte der zwei Königskinder

Milena Físcher inszeniert „Leonce und Lena“ von Georg Büchner am Landestheater. Am Mittwoch ist Premiere.
Leonce und Lena“, das einzige Lustspiel von Georg Büchner, stammt aus dem Jahr 1836. Erzählt wird die Geschichte der Königskinder Leonce und Lena, die vor ihrer arrangierten Hochzeit fliehen und dann doch zueinander finden.
„Was hat das Stück mit uns heute zu tun“, formuliert Regisseurin Milena Fischer die Grundidee ihrer Inszenierung. Um gleich danach festzustellen: „Da sind viele Themen drinnen, die heute noch spannend sind.“ Gespielt werde der Originaltext ziemlich eins zu eins und das verstärkt, das da sei, erklärt sie.
Ausbruchsversuch
Ein zentrales Thema dreht sich um die Frage, wo man hineingeboren wird. Im Stück sind es Prinz und Prinzessin, die in engen Strukturen gefangen sind. Sie wollen ausbrechen, was allerdings dazu führt, dass sie wieder in ihre alten Verhältnisse zurückkehren und doch im Gefüge drinnen bleiben, so Fischer.Hier könne man sich sicher auch fragen, ob ein Ausbruch möglich ist, wenn man dann doch wieder dort landet, wo man war.
Die großen Unterschiede zwischen den Klassen sind ein weiteres Thema des Stücks – da das Königshaus, auf der anderen Seite das Volk, wobei Letzteres von Leonce‘ Diener Valerio verkörpert wird. Da ist eine Riesenkluft und es werde gut sichtbar, wie weit die Entscheidungsträger weg sind von denen, über die sie entscheiden, sagt die Regisseurin.

Ein weiterer Aspekt, der im Stück enthalten ist, ist das Thema Arbeit bzw. deren Absenz. Leonce leide darunter, dass er keine Arbeit bzw. nichts zu tun habe, so Fischer. Was ist, wenn man nicht arbeitet, wie ist es, wenn man sich darüber definiert, so die Fragen.
Formal ist „Leonce und Lena“ ein sehr überzeichnetes Stück mit skurrilen Figuren, die auch einiges an Witz enthalten. „Wir arbeiten mit Commedia-dell’arte-Figuren“, erklärt dazu die Regisseurin. Sichtbar werde das auch an den von Philipp Eckle entworfenen Kostümen mit Rüschen und Samt. Eckle wird auch die Bühne gestalten.
Große Kontraste
Neben humorvollen Szenen gebe es auch nachdenkliche Momente, gibt Fischer Einblicke in die Inszenierung. „Es gibt sehr große Kontraste.“ Von poetisch-nachdenklich zu skurril sei ein großes Spektrum da. Mit Leonce, aber auch Lena stünden zwei Figuren da, die selbstbestimmt leben wollen – gerade für Lena als Frau ein noch größerer Kampf.
Eine Generationen- aber vermutlich noch mehr ein Ideenkonflikt ist vorhanden – in einem System, das am Bröckeln ist und in dem dennoch versucht wird, starr an der Ordnung festzuhalten. „Toll“ findet die Regisseurin, dass das gesamte derzeitige Ensemble inklusive einem Gast mitspielt. Musikalisch ergänzt Matthias Grote die Produktion mit Liedern durch die Musikgeschichte bis hin zur Gegenwart. „Insgesamt ist das Ganze sehr vielschichtig. Das kann man mitnehmen und ein paar Tage darüber nachdenken“, ist die Regisseurin überzeugt.
Premiere „Leonce und Lena“ von Georg Büchner: Mittwoch, 16. Februar, 19.30 Uhr, Großes Haus. Landestheater Vorarlberg, Bregenz. www.landestheater.org