„Ich hätte sonst wohl eher nicht vermietet“

Der Dornbirner Jörg Hämmerle (50) hat eine Wohnung im Rahmen von „Sicher Vermieten“ zur Verfügung gestellt.
Jörg Hämmerle aus Dornbirn ist einer jener Wohnungsbesitzer, die ihr Eigentum im Rahmen des Projekts „Sicher vermieten“ zur Verfügung gestellt haben. Der 50-Jährige besitzt eine Drei-Zimmer-Wohnung mit rund 70 Quadratmetern in Dornbirn, in der er selber 20 Jahre lang gelebt hat.
„Ich bin nicht wirklich der klassische Vermieter“, erzählt er, „aber in die Situation gekommen, eine leerstehende Wohnung zu haben“. Durch Zufall ist er auf das Projekt von Land, Vogewosi und Eigentümervereinigung gestoßen. Er hat sich immer wieder darüber informiert, Für und Wider abgewogen, Argumente und Gegenargumente angehört und nach längerer Überlegung dann doch entschlossen, sich zu melden.
Viel Unterstützung
Begeistert hat ihn die „unglaubliche Unterstützung“, die er dabei von den Verantwortlichen erfahren hat. Seine Wohnung ist mittlerweile 35 Jahre alt und vor einer Vermietung gab es einiges zu renovieren. Gemacht wurde das mit den Handwerkern der Vogewosi, die das Objekt innerhalb von drei Monaten auf Vordermann gebracht haben, erzählt er. Die Sanierung sei äußerst organisiert und professionell abgelaufen, so seine Erfahrung. Wichtig war ihm auch, beim Auswahlverfahren der zukünftigen Mieter beteiligt zu sein.
Das war möglich, sodass er selbst entscheiden konnte, wer in seine Wohnung kommt. Seit Ende Dezember leben die neuen Mieter nun in der Drei-Zimmer-Wohnung und bisher ist alles zu Hämmerles vollsten Zufriedenheit verlaufen. Bis dato habe es keine Beschwerden von Nachbarn gegeben – ein Umstand, der ihm wichtig ist, nachdem er selbst lange dort gelebt hat und das Umfeld gut kennt.

Dass er auf dem freien Wohnungsmarkt um einiges mehr an Mieteinnahmen erzielen könnte, ist Hämmerle durchaus bewusst. Rund 25 bis 30 Prozent mehr dürften es sein, schätzt er. Aber es sind zwei Dinge, die ihn dennoch bewogen haben, sein Objekt in diesem Rahmen anzubieten. Da ist einmal der Umstand, dass ihm Arbeit abgenommen wird bzw. die Zusammenarbeit mit den Projektverantwortlichen sehr gut funktioniert. Auf der anderen Seite ist er auch überzeugt, dass man eine gewisse soziale Verantwortung habe. „Eine sozial gerechte Miete war mir wichtig“, sagt er. Dafür verzichtet er auch auf einiges Geld.
Hämmerle hat zum ersten Mal vermietet. „Ich bin ein absoluter Laie“, sagt er und fügt dann mit einem Grinsen hinzu: „Mehr Wohnungen werden es auch nicht werden.“ Ohne die Unterstützung durch das Projekt wäre sein Objekt vermutlich leergestanden. „Ich hätte sonst eher nicht vermietet“, glaubt er. „Bis jetzt habe ich wirklich nur gute Erfahrungen damit gemacht“, so Hämmerles Fazit – und die Chancen stehen vermutlich nicht schlecht, dass es so bleibt.
„Das sind zehn bis zwölf Kleinwohnanlagen“
Im Dezember 2015 wurde das Projekt „Sicher vermieten“ von Land, Vogewosi und Eigentümervereinigung präsentiert. Die Eckpunkte: Die Vogewosi übernimmt die Abwicklung und Verwaltung einer Vermietung, das Land haftet für Mietausfälle, allerdings ist der Mietpreis an den staatlichen Richtwertmietzins gekoppelt bzw. liegt darunter. Damit sollen leerstehende Wohnungen auf den Markt gebracht werden. Wirklich ins Laufen kam das Projekt zunächst aber nicht. Der Erfolg blieb überschaubar. Bis zum Frühjahr 2019 konnten nur etwa 30 Wohnungen vermittelt werden. Dann wurde mit Rudolf Erath ein eigener „Kümmerer“ installiert und erneut eine Kampagne gestartet, was dem Projekt durchaus zu einigem Schwung verhalf.

Corona hat das Ganze dann wieder ein wenig gebremst. „Anfangs waren viele Menschen verunsichert, weshalb sich weniger Eigentümer bei uns gemeldet haben“, so Eraths Erfahrungen. Die Situation habe sich im Laufe der Pandemie allerdings wieder normalisiert.
Mit 1. März werden nun 159 Objekte vermietet sein, 20 davon sind Häuser, informiert Erath. Sechs weitere Wohnungen seien in Vorbereitung. Und um die Dimensionen zu verdeutlichen: „Das entspricht etwa zehn bis zwölf Kleinwohnanlagen bzw. rund 13000 Quadratmetern Wohnfläche, die so wieder dem Mietmarkt zugeführt werden konnten.“
Kaum Landeshaftung nötig
Der Großteil der Objekte befindet sich in den Städten. Einzelne gibt es im Montafon und im Bregenzerwald. Die Landeshaftung musste bisher nur in einigen wenigen Fällen eingesetzt werden, berichtet Erath. Die Gründe dafür waren Mietrückstände, nicht ordnungsgemäß zurückgestellte Wohnungen sowie Kosten für gerichtliche Verfahren. Insgesamt hätten bislang rund 500 Personen über das Projekt Zugang zu einer leistbaren Wohnung erhalten, so Erath. Die laufende Evaluierung und Verbesserung der Prozesse und gezielte Öffentlichkeitsarbeit soll dazu führen, dass es noch deutlich mehr werden.