Darauf sollten Wanderer achten

Was sollten Wanderer vor Bergtour, während des Ausfluges beachten?
In Vorarlberg verunglücken jährlich Menschen in den Bergen oder müssen aus Bergnot gerettet werden. Heuer verzeichnete die Bergrettung Vorarlberg bereits 297 Einsätze, wobei ein großer Teil dieser auf die Wintersaison zurückzuführen ist und die Zahl zudem nur Auskunft über die Bodeneinsätze ohne Hubschrauber gibt.
Die Zahlen der Flugrettung könne man aktuell noch nicht nennen, informiert der Landesleiter der Bergrettung, Martin Burger. Von den 297 Einsätzen seien bisher 38 den Kategorien Wandern/Bergsteigen (22), Klettern (3), Klettersteig (5), Mountainbike (7) und Canyoning (1) zuzuordnen.

Unterschätzte Gefahr
Mit einer der häufigsten Gründe für einen Einsatz seien Stürze, die dem Erschöpfungszustand geschuldet sind. Die Gefahr der Berge werde zudem von vielen unterschätzt. Ein generelles Problem sei weiters der Klimawandel und die steigenden Temperaturen. Diese bringen Gletscher zum Schmelzen und Hänge zum Rutschen, weshalb auch die Gefahr von Steinschlägen stark angestiegen sei. Bergführer Helmut Düringer aus Andelsbuch kann sich dem nur anschließen. Er beobachtet vor allem einen Trend: Immer mehr lassen sich durch ihr Handy ablenken und schauen nicht, wo sie hintreten. Bereits seit 2001 führt er Interessierte durch die österreichischen Gebirge, mittlerweile aber auch durch die anderer Länder, wie Italien, Frankreich oder der Schweiz. Im Jahr 2002 erfolgte dann der Schritt in die Selbstständigkeit. Zusätzlich arbeitet er als Fotograf, begleitet seine Touren meist mit der Kamera und ist in der Akademie des österreichischen Alpenvereins tätig.
Gemeinsam mit Burger informiert er, was es vor einer Wanderung, während des Ausflugs und im Notfall zu beachten gibt. Der Bergretter verweist zudem auf den „Peak- Bergcheck“ vor jeder Tour, wobei P für Planung, E für Einschätzung, A für Ausrüstung und K für Kontrolle steht.
1. Planung und Einschätzung
Bevor ein Ziel für die Bergtour ausgewählt wird, sollte man sich mit folgenden Fragen auseinandersetzen: Wie ist meine eigene Kondition und welche Tour ist für mich geeignet? Denn sowohl die physische als auch psychische Verfassung sollten sich mit dem Ziel decken und selbst realistisch eingeschätzt werden. Auch Faktoren wie die Länge der Tour, Höhenmeter und Dauer der Wanderung gilt es zu beachten.
Als Richtwerte für die Berechnung der Gehzeit eines durchschnittlichen Wanderers gelten: 300 Höhenmeter pro Stunde und vier Kilometer pro Stunde für den Anstieg. Beim Abstieg sei man etwa um ein Drittel der Zeit schneller, so der 50-Jährige Bergführer. Einen Zeitpuffer sollte man ebenso mit einplanen. Am besten sollte man vorab überlegen, bis wann man wieder zuhause sein will und dementsprechend früh starten. Weiters müsse man sich über die Streckenbeschaffenheit im Klaren sein und unbedingt den Wetterbericht checken, so Düringer.

2. Wo informiere ich mich über das Wetter und die Tour?
Eine App allein reicht seinen Augen nicht aus, denn: „Man sollte sich auch mit einer topografischen Karte beschäftigen, um zu wissen, wie das Gelände beschaffen ist.“ Daher gebe es Wanderführer für unterschiedliche Regionen zu kaufen. Auch bei Tourismusbüros könne man sich informieren, diese würden einen ohnehin oft an einen heimischen Bergführer verweisen. Von persönlichen Erfahrungsberichten, Blogs oder Userkommentaren raten Düringer und Burger dringend ab. Seriöse Tourenbeschreibungen beschreiben die Fakten der Tour objektiv und nicht nach subjektivem Empfinden, heißt es. Für den 45-jährigen Bergretter ist die Webseite www.vorarlberg.travel ein guter Anhaltspunkt.
Den Schwierigkeitsgrad einer Tour kann man bei manchen Karten aus deren Legende abgelesen. Outdoor weisen verschiedene Wegmarkierungen auf die Anforderungen hin. Gelb-weiß steht etwa für leichte Spazier- und Wanderwege, während weiß-blau-weiß einen alpinen Steg markiert, der ordentlich Erfahrung voraussetzt. Weiß-rot-weiß deutet hingegen auf mittel-anspruchsvolle Wege hin. Wichtig jedoch: Die Farben sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.
Ein weiterer Punkt, der unbedingt vor einer Bergtour berücksichtigt werden sollte, ist das Wetter. Hier seien die ZAMG, Meteo Swiss und auch Wetter.de hilfreich. Um zu prüfen, ob eventuell noch Schneefelder vorhanden sind, könne man auch die Webcams checken.
3. Die richtige Ausrüstung
Zur Grundausrüstung eines jeden Wanderers, gehört ein geeignetes Schuhwerk mit guter Sohle. Weiters soll entsprechende Kleidung getreu dem Zwiebelprinzip getragen werden. Sprich mehrere Schichten übereinander, wodurch man vor Kälte geschützt ist, gleichzeitig jedoch auch Schichten ausziehen kann, wenn es zu warm wird. Auch ein passender Rucksack ist Teil der Ausrüstung. Variabel können auch Wanderstöcke verwendet werden.

4. Was gehört in einen Wanderrucksack?
Für eine Tagesbergtour darf laut den beiden Experten folgendes im Rucksack nicht fehlen: Ein Erste-Hilfe-Set mit Pflastern, Verbandsmaterialien, Beatmungstuch, Handschuhen, Tape und einer oder mehreren Rettungsdecken. Zudem ein aufgeladenes Handy sowie ausreichend Verpflegung und Flüssigkeit. Hier sollte man sich vorab über die Strecke informieren und im Klaren darüber sein, ob irgendwo Wasser nachgefüllt werden kann. Regenschutz, und/oder Kälteschutz in Form einer Jacke sollte man ebenso einpacken, genauso einen wasserfesten Beutel mit etwas Wechselkleidung. Um sich vor den Sonnenstrahlen zu schützen, sind sowohl Kopfbedeckung, Sonnencreme, Lippenschutz als auch Sonnenbrille notwendig. Eine Wanderkarte für die Orientierung, sowie eine Stirnlampe und Pfeife (oft Teil des Rucksacks) für Notfälle sollte man auch nicht vergessen. Laut Düringer gehört auch ein Biwaksack eingepackt..

5. Wie kann ich mich orientieren?
Um während der Wanderung nicht die Orientierung oder Kontrolle zu verlieren, gibt es einige Anhaltspunkte. Düringer rät allen, immer wieder kurz das Handy auf Empfang zu prüfen, damit man in einer Notsituation weiß, wo Signal gewesen wäre. Zudem soll man den Zeitplan im Auge behalten und notfalls früh genug umkehren. Auf jedem Wegweiser befindet sich unten rechts eine Standortnummer (siehe Bild). Gibt man diese der Notrufzentrale an, weiß sie genau, wo man sich befindet. Beim Passieren solcher Schilder daher am besten die Nummer einprägen oder abfotografieren und immer auf den markierten Wanderwegen bleiben. Verschiedene Notruf-Apps genauso wie Google Maps können mithilfe des GPS Signals den Standort abrufen und über die Koordinaten informieren.
6. Wie verhalten bei Gewitter im Gebirge?
Gipfel und Grate sollten verlassen und alleinstehende Bäume oder Masten gemieden werden. In Felsen und Höhlen zudem auf genügend Abstand zu den Wänden achten. Falls ein Abstieg zu einer Hütte nicht mehr möglich ist, sollte man am besten in Mulden oder wenig exponierten Geländeformen Schutz suchen und die Kauerstellung auf einer Isolierenden Unterlage (zum Beispiel einem Rucksack) einnehmen. Dabei sollte man möglichst nur eine kleine Bodenfläche berühren und die Füße geschlossen halten, heißt es von der Bergrettung.
7.Wie reagieren in einer Notsituation?
Im Notfall den Notruf 144 wählen oder die Euro-Rufnummer 112, erklärt Burger. Wenn kein Empfang vorhanden ist: das alpine Notsignal anwenden. Dieses wird entweder akustisch, etwa durch Pfeifen/Schreien oder optisch durch Lichtsignale alle zehn Sekunden innerhalb einer Minute abgesetzt. Ansonsten Ruhe bewahren und am Unfallort verweilen, bis Hilfe eintrifft. Wenn die Bergung mittels Hubschrauber erfolgt, sollte man, wenn möglich auf sich aufmerksam machen. Nicht etwa durch Winken, sondern indem man die Hände schräg in die Höhe streckt und damit ein „Y“ anzeigt.

8. Tipps um Einsätze zu verhindern
Um unnötige Einsätze zu vermeiden, hat Helmut Düringer noch ein paar weitere Tipps: Mit der Wanderung möglichst langsam starten, denn die erste Stunde sei entscheidend. Zudem empfiehlt er Druckstellen am Körper direkt zu versorgen, um spätere Schmerzen zu vermeiden, stündliche Trinkpausen einzulegen und Kleinigkeiten zu essen. Falls man in einer Gruppe unterwegs ist, aufeinander achten und bei einem Alleingang zuvor einen Bekannten über die geplante Strecke und Dauer der Tour informieren. Der 50-jährige Bergführer hat abschließend noch ein großes Anliegen: „Jeder sollte Respekt gegenüber anderen Menschen, der Natur und den Tieren entgegenbringen, keinen Müll im Wald entsorgen und keine Abkürzungen nehmen, wo kein Weg oder Pfad ist.“