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Durch drei Gemeinden im Walgau

09.12.2022 • 18:30 Uhr
<span class="copyright">Gerhard Vylet</span>
Gerhard Vylet

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet wandern im Vorarlberger Oberland.

Im Ortsteil Gais, der heute für die 1989 eröffnete Walgau-Kaserne und die ehemalige Lungenheilanstalt (erbaut 1920) bekannt ist, beginnt die Wanderung bei der Heilanstalt am Gaisbühel. Diese liegt oberhalb der Busstation Gaisbühel am Waldrand. Dort wird man dank des Kunsthauses Bregenz künstlerisch überrascht. Sechs Betonporsche-Skulpturen von Gottfried Bechtold sind vor einem Nebengebäude aufgestellt. Inspiriert von diesen Symbolen der erstarrten Geschwindigkeit betritt man etwas oberhalb das Gemeindegebiet von Schlins und rechts neben dem Wohngebäude den Wald.

Bei der ehemaligen Lungenheilanstalt beginnt die Wanderung im Walgau.<span class="copyright"> Gerhard Vylet</span>
Bei der ehemaligen Lungenheilanstalt beginnt die Wanderung im Walgau. Gerhard Vylet

Kurzbeschreibung

Besonderes: Leichte Rundwanderung von einer Sehenswürdigkeit und Naturschönheit zur anderen.

Charakter der Wege: Forst-, Wiesen- und Waldwege, Straße

Anforderung und Gehzeit: Es sind rund 8 Kilometer mit circa 180 Höhenmetern im Auf und Ab zu bewältigen. Die Gehzeit beträgt circa 3 Stunden.

Kultur und Natur: Skulpturen am Gaisbühel, Biotope Messmerried, Inanära und Bludescher Magerwiesen, Bienenlehrpfad

Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung und Schuhe je nach Witterung, Getränk und Jause

Einkehrmöglichkeiten: Bludesch Gais Gasthof Reblaus, Sutterlüty

Start und Ende: Bludesch Gais, Gaisbühel (nahe Bushaltestelle)

Nach kurzem Anstieg ist eine Weggabelung erreicht und man hält sich in Richtung Schlins. Der Forstweg zur Kirche in Schlins führt am Messmerried vorbei, das linksseitig neben dem Weg liegt und an den Strohhaufen, den sogenannten „Schöcha“ zu erkennen ist. Diese Streuehaufen entstehen bei der Pflege der Riedwiese. Das mit Sensen gemähte Gras wird nach traditioneller Art „gekämmt“, damit das Wasser gut abfließen kann und das Gras über den Winter trocken bleibt.

Bienenlehrpfad

Schon bald geht es wieder abwärts nach Schlins. Fast unbemerkt wird der überdeckte Wiesenbach bei der Kirche überschritten. An der Kirche und einem Brunnen vorbei erreicht man die Gurtgasse. Auf der geht es nach oben in Richtung Schnifis. Hier ist auch der Beginn des Bienen-Naturlehrpfades des Bienenzuchtvereins im Jagdbergischen, welcher an elf Stationen über Bienen und deren Lebensraum informiert. Links säumen Laubbäume den Weg, in den Wiesen rechts sind kugelige Misteln in den Obstbäumen zu sehen. In dieser Höhe bietet sich ein weiteres Mal ein schöner Blick über das vom Jagdberg eingefasste Schlins.

Blumenkunde

Die Eiche (Quercus) gehört zur Familie der Buchengewächse. Je nach Standort kann sie bis zu 40 Meter hoch und über 1000 Jahre alt werden. Die Eicheln (=Nussfrüchte), welche erst im ersten oder zweiten Jahr nach der Bestäubung reifen, helfen wie auch die Blätter, die Arten zu unterscheiden. Eichen beherbergen mit bis zu 1000 Arten eine sehr hohe Vielfalt an Insekten und Schmetterlingen. Die hierzulande häufigste Art ist die Stiel- oder Deutsche Eiche.

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Gerhard Vylet

Die auf diesem Weg befindlichen Stationen des Bienen- und Naturlehrpfads sind nicht nur informativ, sondern laden auch zum Verweilen ein. Auf dem folgenden Plateau mäandert der hier auch als “Vernällabach” bezeichnete Wiesenbach am Waldrand entlang, durch die Moorlandschaft des Biotops Inanära an den Birken vorbei nach Schlins.

Die kleine Straße führt über die malerisch hügeligen Hänge hinauf nach Schnifis zum Schnifner Ried. Achtung: Man nimmt den zweiten Güterweg rechts, der die Riedwiese durchschneidet, welche bei günstigem Wetter auch als Landepunkt für Paragleiter dient.

Verein gegründet

Bei einer Infotafel über das Turba-Ried mündet der Feldweg in die Bludescherstraße. Bis 1968 wurde Turba, also Torf, gestochen und als Heizmaterial verkauft. Die letzten drei Torfmoor-Inseln im Eggwald, Messmerried, Oberried und Turbastall werden von engagierten Bürgern gepflegt. Zur Erhaltung dieser Schlinser Naturjuwele wurde 2017 der Verein „Schöcha“ gegründet. Die Torfschichten im Turbastall sind bis zu sechs Meter tief und rund 12.640 Jahre alt.

Blick über den Walgau

Die Straße – hier auch Wanderweg – bringt einen rechts durch den Wald hinauf nach Platta dem höchsten Punkt der Wanderung und wieder auf Bludescher Gemeindegebiet. Nach kurzer Strecke abwärts bietet sich am Waldrand ein wunderbarer Blick über Bludesch, den Walgau und die bemerkenswerte Landschaft Runkelinas. Ab Sandgrube verläuft der Weg an der Geländekante fast flach zurück nach Gaisbühel. Zuerst erfreut die hügelige Landschaft der Magerwiesen das Auge, bald der Wegverlauf am Waldrand, wo Herbstlaub für raschelnde Schritte und Farbspiele sorgt. Bei Buchholz bringen einen der Waldweg oder der aussichtsreiche Forstweg zurück zum Gaisbühel. Die fantastische Rundwanderung wird mit einem malerischen Blick auf die ehemalige Lungenheilstätte abgerundet.

Seltene Kunst, Fauna und Flora

Der 1947 geborene Vorarlberger Künstler Gottfried Bechtold lebt und arbeitet in Bregenz und Hörbranz. Er zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern Österreichs. Neben der goldenen Skulptur „Baumfrau“ vor dem Festspielhaus Bregenz sind vor allem seine „Betonporsche“-Skulpturen bekannt.

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Gerhard Vylet

Der Künstler setzt sich seit den 1970er-Jahren mit dem Mythos Auto und der stillgelegten Mobilität auseinander. Dafür hat er verschiedene Versionen des Porsche 911 in Beton gegossen. In Gaisbühel ist die Serie „Elf/Elf“ zu sehen, welche 2006, anlässlich der Ausstellung Bechtolds im Kunsthaus Bregenz entstand. Das Werk ist eine Dauerleihgabe des Künstlers ans Kunsthaus Bregenz und wird von diesem öffentlich zugänglich in Bludesch Gaisbühel gelagert.

Gaisbühel

1917 wurde mit dem Bau der Lungenheilanstalt begonnen, die am 11. August 1920 eröffnet wurde. Der Krankenhausbetrieb wurde nach der Verlegung der Abteilungen nach Hohenems beziehungsweise Rankweil 88 Jahre nach der Eröffnung 2008 eingestellt. Die Anstalt liegt auf dem Gemeindegebiet von Schlins und Bludesch. Seit 2005 dienen die Gebäude der Unterbringung von Geflüchteten, anfangs nur teilweise, seit 2015 zur Gänze.

Biotope und Magerwiesen

Ein Teil des Biotops Eggwald, das Messmerried, liegt links neben dem Wanderweg. Diese Streuwiesen, ehemalige Moore, werden seit circa 15 Jahren wieder revitalisiert und sind Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten.

Die Bludescher Magerwiesen erstrecken sich vom Gaisbühel bis zur Ruine Jordan und beherbergen seltene Flora, wie die Natterzunge, den Großen Ehrenpreis, die Hochstengel-Kugelblume oder das Helm-Knabenkraut.

Quellen: „Welcher Baum ist das?“ Kosmos Verlag, bludesch.at, schlins.at, naturvielfalt.at, Karte ÖK25V 1224 West Hohenems