Thien eDrives auf Wachstumskurs

Die Verantwortlichen des Unternehmens zogen Bilanz über das Geschäftsjahr 2022.
Die Verantwortlichen der Thien eDrives GmbH rechnen für das zu Ende gehende Geschäftsjahr 2022 mit einem Umsatzplus von mehr als 20 Prozent auf deutlich über 16 Millionen Euro. Damit kommt der Entwickler und Hersteller von Elektromotoren, Umrichtern und Antriebssystemen beim Wachstum beinahe wieder in die Größenordnung des Geschäftsjahres 2021, als das Geschäftsvolumen in Folge einer Kompensation der Rückgänge im Jahr 2020 um 28 Prozent zulegte.
Sehr hoch drehende Pumpen
Der geschäftsführende Gesellschafter Reinhard Robitschko erklärte im wpa-Gespräch, dass eine Kombination mehrerer Gründe für dieses zweistellige Wachstum im Jahr 2022 verantwortlich sei. Einerseits hätten alle Kunden höhere Stückzahlen abgerufen als im Jahr davor. Zudem seien neue Produkte auf den Markt gebracht worden, wie eine Leistungselektronik samt Steuerung für sehr hoch drehende Pumpen, die auf über 100.000 Umdrehungen pro Minute kommen. Andererseits habe man im Geschäftsfeld Marine für einen europäischen Kunden einen neuen Elektro-Außenbordmotor entwickelt, der seit heuer verkauft wird. Und schlussendlich sei Thien eDrives auch nicht an Preiserhöhungen vorbeigekommen, da insbesondere Elektronik-Komponenten im Einkauf preislich deutlich zugelegt hätten.
Investitionsprogramm
Im Sommer 2022 schloss Thien eDrives ein rund eine Million Euro schweres Investitionsprogramm am Stammsitz in Lustenau ab. Dabei wurde etwa eine neue Anlage für Wickeltechnik- und Fertigungstechnologien für die Motormontage in Betrieb genommen. Dadurch erhöht das Unternehmen wie berichtet seine Wertschöpfungs- und Fertigungstiefe. Gleichzeitig habe man eine neue Vergussanlage installiert, mit deren Technologie bei Motoren ein verbesserter Wärmehaushalt erzielt werden könne. „Kleinere Motoren bringen dadurch mehr Leistung“, so Robitschko. Dieses Verfahren finde im Vakuum statt.
Unternehmensdaten
Thien eDrives gehört zu jeweils einem Drittel dem Management um Reinhard Robitschko, AVL List und dem deutschen Motorenhersteller iwis. Der Exportanteil liegt bei über 80 Prozent. Beschäftigt werden rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.Die Wurzeln des Unternehmens mit Sitz in Lustenau reichen bis 1946 zurück.
Für das Geschäftsjahr 2023 geht Robitschko von einem Wachstum im niedrigen zweistelligen Bereich aus. Man könne feststellen, dass die Nachfrage nach nice-to-have-Produkten wie für die Freizeitindustrie eher rückläufig sei. Bei den Abnehmern in der Industrie bemerke man eine konstante bis leicht abnehmende Kaufbereitschaft. Deutliche Zuwächse gebe es unterdessen in allen Bereichen, die mit E-Mobilität zusammenhängen. Dabei gehe es nicht nur um Elektromotoren, sondern vor allem um die Ladeinfrastruktur samt E-Ladestationen. Leistungsfähige und breit verfügbare Infrastruktur ist bekanntlich eine der Voraussetzungen für den Umstieg breiterer Bevölkerungskreise auf Elektromobilität.

Deshalb ist Thien eDrives bekanntlich auch beim österreichischen Innovationsprojekt „FlyGrid“ mit an Bord. Dabei geht es um E-Ladestationen mit integriertem Schwungradspeicher, der die Ladestation in die Lage versetzt, innerhalb kurzer Zeit sehr viel Ladestrom abzugeben, der direkt in der Ladestation kinetisch gespeichert ist. Dadurch werden die Stromnetze unter anderem während des Ladens geschont. Anfang 2023 soll die erste Teststation im Realbetrieb starten. Relativ jung ist für Thien eDrives das Kundensegment der Baumaschinenhersteller, die Maschinen und Anlagen auf E-Antriebsbasis herstellen. „Diese Anfragen nehmen deutlich zu“, so Robitschko. Hier gehe es um deutlich größere Elektromotoren für derartige Maschinen.
Günther Bitschnau/wpa