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Der Traum vom schnellen Geld als Sozialkomödie

02.01.2023 • 21:10 Uhr
Dirty Dishes
Dirty Dishes

Der Laien-Theaterverein Motif unter der Leitung von Yener Polat zeigt als sein neuestes Stück Nick Whitbys „Dirty Dishes“ im Theater Kosmos.

Die Handlung, nach einer Theatervorlage von Nick Whitby, ist schnell erklärt: Mehrere Beschäftigte, die in einer Pizzeria schwarz angestellt sind, werden vom tyrannischen Chef Rudi (hervorragend böse gespielt von Hanno Dreher) unablässig schikaniert. Kleinigkeiten führen zum Gehaltsabzug, zur Entlassung oder zur öffentlichen Erniedrigung. Dazu kommt, dass die Angestellten im Silvesterstress zu immer mehr Arbeitsleistung gezwungen werden, da die „legale“ Schicht kurzerhand entlassen wurde.
Natürlich wehren sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, allen voran Kebab (Erkan Teker) und Aram (Mehmet Ikbal), mit Händen und Füßen bis hin zu einer Schlägerei mit dem Chef.

Intrigen der Arbeiterinnen

Alva (Kader Eraslan) und Aglaya (Sevgi Barlas) sind Meisterinnen der Intrige und streiten sich um Frauenheld Kebab. Anwar (Yasar Capar) spuckt dem Chef nicht nur sprichwörtlich in die Suppe. Der Klassenkampf zwischen Arbeitgeber und -nehmer und der zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den Minderheitsgesellschaften trat ab Minute eins unverblümt und offen zu Tage.

So weit, so gut. Dass diese Themen auch auf humoristische Weise vorgetragen werden sollen, ist unbestritten. Die Witze waren jedoch oft zu durchschaubar und der Ton, in dem sie vorgetragen wurden, meist zu laut und schrill. Man fühlte sich über weite Strecken wie bei der Löwingerbühne. Ein Schenkelklopfer folgte dem nächsten. Dass Rudi und sein beliebterer Berufskompagnon Rüdiger ein und dieselbe Person sind, wurde unnötigerweise schon sehr früh enthüllt.

Dem Publikum gefiel es, und oft bekamen schauspielerische Einlagen Szenenapplaus. Helga (Yasmin Ritter) ist die etwas naive Sekretärin von Rudi/­Rüdiger und glänzte mit lustigen Dialekteinlagen, Diana (Vildan Toprak) spielte die große Aufdeckerin, die das Komplott durchschaut. Zu stereotyphaft der Russe Igor (Okan Kalfa), der meist besoffen herumhing und sich nicht von seiner Wodkaflasche trennte. Der Pizzalieferant (Ogulcan Polat) kam zu wenig zum Einsatz. Geschickt verwendetes Licht (Arndt Rössler) und ein stimmiges Bühnenbild (Manuel Menghin) passten gut zum Antilopen-Gang-Song „Pizza“, der als Übergang zwischen den Szenen zum Einsatz kam. Dass eine gute Pizza dieses Stück retten kann, davon ist man nicht immer überzeugt. Das „­Tür-auf-Tür-zu“ Spektakel hatte auch seine komischen Seiten, wenn zum Beispiel ­Schauspieler das Gesicht aus dem Backofen streckten oder sich im Kühlschrank versteckten.

Stephan Kasimir ist für die Regie verantwortlich. Ein bisschen weniger Aufgeregtheit hätte dem Stück besser getan. Ja, es ist eine rabenschwarze Sozialkomödie, die zum Lachen anregt. Viel Tiefgang darf man sich aber nicht erwarten. Vielleicht muss das auch nicht sein. Zum Jahresende darf man auch einmal ein Stück genießen, ohne viel philosophieren zu müssen.
Von Daniel Furxer