Nächste pinke Generation ist am Zug

Am Samstag treffen sich die Vorarlberger Neos zu ihrer Mitgliederversammlung.
Die Weichen für die Zukunft werden am Samstag bei den Vorarlberger Neos gestellt.
Bei der Mitgliederversammlung im Bregenzer Kesselhaus soll die EU-Abgeordnete Claudia Gamon zur neuen Landessprecherin gewählt werden. Sie ist die einzige Kandidatin für die Nachfolge von Sabine Scheffknecht, die sich nach rund zehn Jahren aus dem Amt verabschiedet. Dies sehen die Parteistatuten vor. Für Gamon dürfte es große Zustimmung geben. Als ihr Stellvertreter kandidiert der Landtagsabgeordnete Johannes Gasser. Neos-Gründungsmitglied Christoph Gruber bewirbt sich um das Amt des Finanzreferenten. Daneben werden von den Mitgliedern auch das Landesteam sowie das erweiterte Landesteam gewählt.
Anfänge miterlebt
Gamon, die in Nenzing aufgewachsen ist, hat während ihres Studiums in Wien begonnen, sich politisch zu engagieren. Sie ging zwei Mal (2011 und 2013) als Spitzenkandidatin der Jungen Liberalen bei den Wahlen zur Österreichischen Hochschülerschaft ins Rennen. Beim Aufbau der Neos war sie hautnah mit dabei. Bei der Nationalratswahl 2013 verpasste sie den Einzug ins Parlament, aber im Jahr 2015 übernahm sie das Mandat der heutigen Parteichefin Beate Meinl-Reisinger, welche für die Neos als Spitzenkandidatin bei der Wiener Landtags- und Gemeinderatswahl ins Rennen ging. 2019 kandidierte die Vorarlbergerin als österreichweite Spitzenkandidatin der Neos bei den Europawahlen. Seitdem ist sie Abgeordnete im EU-Parlament.

Im vergangenen Oktober hatte Gamon ihre Kandidatur bereits in einer Pressekonferenz mit der amtierenden Landessprecherin bekannt gegeben. „Vorarlberg hat enormes Potential, das die regierenden Parteien aus ÖVP und Grüne kläglich vernachlässigen“, sagte die EU-Parlamentarierin damals über die Beweggründe, sich als Neos-Chefin zu bewerben. Als größte Problemfelder nannte sie das zu niedrige Angebot an Kinderbetreuung und ganztägigen Schulformen, den Fachkräftemangel sowie fehlende Transparenz und Freunderlwirtschaft. Die Politik dürfe nicht vorschreiben und einschränken, sondern müsse anfangen, Dinge zu ermöglichen.
Positive Bilanz
Lob gab es für die Kandidatin bei der damaligen Pressekonferenz von Amtsinhaberin Scheffknecht. Die Partei sei in Vorarlberg gut aufgestellt und bereit, den nächsten Wachstumsschritt zu gehen. Gamon sei eine kompetente Kandidatin und fachlich wie menschlich eine großartige Persönlichkeit, sagte Scheffknecht. Bezüglich ihres Rückzugs von der Parteispitze zog die Lustenauerin kürzlich eine positive Bilanz. Sie blicke auf zehn erfolgreiche Jahre zurück. Die Regelungen für die zeitliche Begrenzung in Sachen Ämtern bei den Neos begrüßte die Landtags-Klubobfrau. Diese Funktion wird Scheffknecht weiterhin behalten. Auch ein neuerliches Antreten bei der Landtagswahl im kommenden Jahr ist nicht ausgeschlossen.
Die Kandidaten
Landessprecherin: Claudia Gamon
Stellvertretender Landessprecher: Johannes Gasser
Finanzreferent: Christoph Gruber
Landesteam: Gerald Loacker, Fabienne Lackner, Christof Hotz und Katharina Fuchs
Erweitertes Landesteam: Mathias Schwabegger, Ruth Lukesch, Bernd Frankenhauser, Martina Hladik, Daniel Matt und Konstantin Kudra
Für den Urnengang stellen sich die Neos jedoch nicht nur personell neu auf. Auch ein neues Programm wird derzeit ausgearbeitet. Im vergangenen Oktober hatte Gamon dies als ihr „wesentlichstes Projekt“ bezeichnet. Bereits seit dem November des Vorjahres gibt es regelmäßig Veranstaltungen mit bekannten Persönlichkeiten zu unterschiedlichen Themenblöcken. Jüngst wurden als Vertiefung im Bereich „Bildung und Chancen“ die Schule am See in Hard besichtigt. Drei weitere Themenabende soll es heuer noch in den Bereichen „Mobilität & Raumplanung“, „Wirtschaft & Innovation“ sowie „Klima & Ressourcen“ geben.
Start in Vorarlberg war turbulent
Im vergangenen Sommer haben die österreichischen Neos ihr zehnjähriges Gründungsjubiläum gefeiert. Vorarlberg war nicht nur aufgrund von Parteigründer Matthias Strolz von Anfang an mit dabei. Die heimischen Neos haben jedoch „erst“ im Dezember 2013 ihre erste Landesmitgliederversammlung durchgeführt. Damals sollten die Weichen für die EU-Wahl und die Landtagswahl im folgenden Jahr gestellt werden. Zum neuen Landessprecher wurde damals Unternehmer Chris Alge gekürt.

Nur wenige Monate später gab es jedoch schon Ungemach. Alge verließ die Partei im Streit um die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2014. Zuvor hatte er bereits sein Amt als Landessprecher an Sabine Scheffknecht übergeben. Mit ihr als Spitzenkandidatin schafften die Neos beim Urnengang trotz der vorherigen Streitigkeiten beim ersten Antreten den Einzug in den Vorarlberger Landtag. 6,9 Prozent der Stimmen brachten den Neos zwei Landtagsmandate. Bei der Wahl 2019 wurde das Ergebnis auf 8,5 Prozent gesteigert, wodurch mit drei Mandaten erstmals der Klubstatus erreicht wurde.

Chris Alge trat bei der Wahl 2019 mit seiner eigenen Liste „Xi – Zukunft Vorarlberg“ an, aber verpasste mit 1,5 Prozent der Stimmen den Einzug in den Landtag.