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Der Ausbildung der Lawinenhunde auf der Spur

09.03.2023 • 12:23 Uhr
Nanouk, der Collie von Marco Egger von der Bergrettung Fragant, hat die verschüttete Testperson gefunden
Nanouk, der Collie von Marco Egger von der Bergrettung Fragant, hat die verschüttete Testperson gefunden Alexander Tengg

In der Innerkrems werden derzeit 35 Lawinensuchhunde ausgebildet. Die Bergretterinnen und Bergretter kommen aus Kärnten und ganz Österreich. Auch Italiener, Deutsche und Slowaken trainieren mit.

Erst ein Kratzen und Scharren, ein lautes Bellen und dann gräbt der Lawinensuchhund, bis er zur verschütteten Testperson durchdringt. Eine ganze Woche lang dauert der Lehrgang, der jährlich in der Innerkrems stattfindet. Vom “Anfängerhund” bis zum fertigen Lawinensuchhund dauert es zumindest drei Jahre. “Diesmal werden 35 Bergretter und Hundeführer beziehungsweise deren Spürnasen ausgebildet oder sie machen ihren Auffrischungskurs”, erzählt Lawinen- und Suchhundeführer-Referent Lorenz Geiger. Der Bergretter aus Spittal ist seit Jahrzehnten mit dabei und steht mit seinem mittlerweile dritten Hund im Einsatz.

In der Innerkrems obliegt ihm die Organisation. Mehrere Suchfelder bieten die Trainingsmöglichkeiten für Bergretter beziehungsweise Hundeführer und deren Lawinensuchhunde. Die aufwendige Ausbildung wird in mehreren Stufen absolviert.

“In der Talschaft gibt es alle zwei Wochen Übungen”, sagt Julia Warmuth aus Hermagor, die mit Labrador Dago teilnimmt. “Ein erfahrener Suchhund lässt sich bei seiner Arbeit nicht ablenken. Da wird links und rechts gegraben, es gibt Hubschrauberlärm, und Bergretter suchen womöglich mit Sonden das Gebiet ab”, schildert Geiger.

Der Ausbildung der Lawinenhunde auf der Spur
Einige der Kärntner Bergretterinnen und Bergretter mit Lorenz Geiger (2. von links) und Ausbildner Leo Salcher (2. von rechts)Kleine Zeitung

Internationaler Austausch

Die Ausbildung in der Innerkrems ist international. Auch Hundeführerinnen und Hundeführer aus Italien, Deutschland und der Slowakei machen bei den Übungen der Kärntner Bergrettung mit. Der Grund liegt für den Lawinenhunde-Referenten auf der Hand: “Stillstand ist Rückschritt. Es braucht den Austausch mit den Organisationen in den Nachbarländern. Nur so lernen wir voneinander.” Ausbildner Leo Salcher aus St. Lorenzen im Lesachtal geht auf Mensch und Tier ein: “Sie bilden ein Team und es gibt unterschiedliche Charaktere auf beiden Seiten.” Wenn es darum geht, Leben zu retten, sei der schnelle Hund nicht immer der bessere, sondern jener, der alles absucht.

Mit Tourenski geht es für die Teilnehmer auf die Kesselgrubenalm, auch bei der Jauchzer Hütte werden Suchfelder angelegt. Durchgespielt werden verschiedene Einsatzszenarien. “Heute ist kein Flugverkehr möglich”, lautet der fingierte Funkspruch am Dienstagvormittag. Das Übungsgelände ist der vermeintliche Lawinenkegel. “Der einstündige Zustieg ist Teil der Ausbildung. Jedes Jahr werden zusätzlich alle einsatzfähigen Teams überprüft”, erklärt Geiger, der selbst seit 32 Jahren Hundeführer ist.

Besser als die moderne Technik

Nach dem Schlittenhunderennen mit tausend Huskys gehören die Schneefelder diese Woche den (angehenden) Suchhunden. Die Bergretter bestätigen: “Trotz aller technischer Hilfsmittel bleibt der Hund der verlässlichste Begleiter bei jedem Einsatz.” Schließlich gebe es leider Variantenfahrer und Freerider, die ohne Lawinenpiepser ins Gelände fahren oder das Gerät nicht einschalten. Nach der erfolgreich bestandenen Ausbildung werden sechs weitere Hunde auf die kärntenweite Einsatzliste gesetzt.

Nach 10 Jahren “Hundepension”

Harald Rader von der Ortsstelle Heiligenblut bringt 48 Jahre Erfahrung mit und arbeitet erfolgreich mit “Wolfi”, seinem dritten Hund, zusammen. Nach etwa zehn Jahren geht es für die Spürnasen nämlich in die verdiente “Hundepension”. Am Abschlusstag wird es noch eine Orientierungsübung, eine Einheit zur Einsatztaktik und eine Nachbesprechung geben, bevor es für die ehrenamtlichen Retterinnen und Retter wieder in die 19 Ortsstellen zurückgeht. “Wir hatten diesen Winter Gott sei Dank noch keinen Lawineneinsatz”, sagt Warmuth, die mit Suchhund Dago entspannter und bestens geschult aus der Innerkrems abreist.