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Ist die Jogginghose nicht öffentlichkeitstauglich?

24.03.2023 • 18:24 Uhr
In der Modewelt hat die Jogginghose einen fixen Platz, an Schulen sorgt sie für Kontroversen
In der Modewelt hat die Jogginghose einen fixen Platz, an Schulen sorgt sie für Kontroversen imago/Runway Manhattan (Valentina Ranieri)

Eine deutsche Schule in Nordrhein-Westfalen sorgte mit einem Jogginghosen-Verbot für Furore, die Deutsche-Knigge-Gesellschaft unterstützt die Entscheidung.

Eigentlich repräsentiert die Jogginghose funktionelle Gemütlichkeit, doch im Moment ist das bequeme Kleidungsstück Mittelpunkt einer hitzigen Debatte. Nach Lagerfelds Motto “Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.” hat eine Schule in Wermelskirchen im deutschen Nordrhein-Westfalen Jogginghosen verboten, Schülerinnen und Schülern ist es also nicht erlaubt, in diesen zur Schule zu kommen. Das Argument: “Der Bildungsalltag erstreckt sich auch auf die Vorbereitung auf ein Leben in der Öffentlichkeit, der Kleidungsstil zu Hause sollte sich also von dem in der Öffentlichkeit unterscheiden.” Das teilte die Schule in einem Brief mit, der an die Eltern erging, schreibt unter anderem die “Welt”.

Deutsche-Knigge-Gesellschaft unterstützt Verbot

Auch die Deutsche-Knigge-Gesellschaft unterstützt ein Jogginghosen-Verbot in Schulen. “Jogginghosen sind, wie der Name schon sagt, Funktionskleidungsstücke, die zum Sport oder für die Entspannungsphase danach getragen werden”, sagte eine Sprecherin. “Sportler tragen auf dem Sportplatz ihr Trikot als Arbeitsuniform und nach getaner Arbeit die Jogginghose in ihrer Freizeit. Schulzeit ist Arbeitszeit, daher hat die Jogginghose dort keinen Platz.”

Die Schule teilte zudem vor Kurzem mit, dass die Kleiderordnung “trotz Kritik in den Medien” aufrechterhalten werden solle. Die Schüler sollten so dazu animiert werden, Kleidung zu tragen, die nicht zum “Chillen” verleite.

Durch Homeoffice befeuert

Vor allem seit der Pandemie hat sich der Kleidungsstil der Menschen mit mehr Fokus auf Komfort im Alltag stark verändert. Enge Skinny-Jeans wurden gegen weite Hosenbeine und angenehme Materialien wie Baumwolle und Leinen getauscht, Kleidung, die auch nach langem Sitzen im Büro nicht kneift und zwickt, erfährt ein neues Hoch in Sachen Büroausstattung.

Blogger Viktoria Rader posing outside of the Alberta Ferretti runway show during Milan Fashion Week
Auch mit Heels werden Jogginghosen kombiniertImago

Eine neue Bequemlichkeit, die sich durch Homeoffice eingeschlichen habe, will die Deutsche-Knigge-Gesellschaft nicht auf die Außenwelt übertragen sehen: “Mit dem Arbeiten von Zuhause hat sich bei vielen eine gewisse Nachlässigkeit und Bequemlichkeit eingestellt, die außerhalb der eigenen vier Wände nicht funktioniert”, sagte die Sprecherin. Arbeitskleidung, Uniformen und Dresscodes seien sozial gewachsen. “Mit der Kleidung wird eine bestimmte Aufgabe, Autorität oder Zugehörigkeit ausgedrückt. Aus diesem Erfahrungsschatz heraus lässt sich die Jogginghose im Alltag nicht beziehungsweise nicht zu einer wertvollen Aufgabe zuordnen und stößt auf Widerstände.”

Was ist die Deutsche-Knigge-Gesellschaft?

Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die in Aufklärung und Humanismus verwurzelten Ideen von Adolph Freiherr Knigge aus dem 18. Jahrhundert zu verbreiten und zu pflegen.

Dabei stehen allerdings nicht steife Etikette im Vordergrund, sondern unter anderem die Verbesserung des persönlichen Auftretens in der Gesellschaft und vollendeter Stil.

Luxusjogginghosen als Statement

Jogginghosen erfüllen jedoch bereits seit Langem nicht mehr nur einen funktionalen Zweck. Wurde sie früher nur beim Sport getragen, fungiert sie heute auch als modisches Statement, zahlreiche Prestigelabels wie Gucci und Prada führen die bequemen Hosen als Luxusobjekt um mehrere Hundert Euro im Sortiment. Vor allem bei Menschen ab Mitte 20 nimmt das Bedürfnis, außerhalb des Eigenheims Jogginghosen zu tragen, tendenziell jedoch ab.