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„Keine zweite S 18 im Radverkehr“

08.05.2023 • 12:42 Uhr
Seit Jahren wird über einen Radweg im Achtal diskutiert.  <span class="copyright">Kompatscher</span>
Seit Jahren wird über einen Radweg im Achtal diskutiert. Kompatscher

Am Montag wurden zwei Bestvarianten für eine Radverbindung in den Bregenzerwald präsentiert.

Vor zwei Jahren wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt, in der eine Radverbindung in den Bregenzerwald im Achtal auf der ehemaligen Wälderbahntrasse analysiert wurde. Ergebnis: große technische und finanzielle Herausforderungen und ein anspruchsvolles Verwaltungsverfahren. „Der Bregenzerwald braucht eine Radverbindung ins Rheintal, doch diese Verbindung wird nicht durch das Achtal führen“, erklärte der damalige Mobilitätslandesrat Johannes Rauch im September 2021 im Rahmen des Volkswirtschaftlichen Ausschusses im Landtag.

Seit vergangenem Jahr ließen nun Land und Regio Bregenzerwald großräumig alternative Radwegführungen prüfen. Gestern wurden die Ergebnisse präsentiert. Von acht analysierten Varianten sind zwei übriggeblieben, eine davon geht durchs Achtal. „Wir wollen sichere Alltagsradverbindungen in allen Teilen des Landes“, erklärte Mobilitätslandesrat Daniel Zadra. Eine Verbindung Bregenzerwald – Rheintal sei diesbezüglich noch eine „Brache“. Die „eine Eier legende Wollmilchsau“ gebe es hier aber nicht, alle Varianten hätten Vor- und Nachteile, so der Landesrat.

Acht Varianten

Acht mögliche Radverbindungen in den Bregenzerwald wurde geprüft: nördlich etwa von Egg über Doren/Langen, mehrere durchs Achtal sowie über Buch und südlich über Schwarzachtobel und Achrain, wie Manfred Bischof vom Feldkircher Büro verkehrsingenieure erklärte, das unter anderem die Analyse durchführte. Ausgegangen sei man jeweils von einem drei Meter breiten asphaltierten Weg und einem Meter Grünstreifen. Als Bestvarianten hätten sich zwei herausgestellt: eine von Kennelbach durchs Achtal mit zwei Tunneln und eine weitere von Schwarzach über Schwarzachtobel, in Alberschwende nördlich Richtung Achrain und dann entlang der L200 nach Egg.

Die beiden derzeit vorliegenden Bestvarianten.  <span class="copyright">Land Vorarlberg</span>
Die beiden derzeit vorliegenden Bestvarianten. Land Vorarlberg

Beide sind mit massiven Kosten verbunden, wie Zadra und Guido Flatz, Bürgermeister von Doren und Obmann der Regio Bregenzerwald informierten. Die Gesamtkosten inklusive Mehrwertsteuer belaufen sich auf 62,7 Millionen Euro bei der Achtal-Variante und 70,4 Millionen Euro bei der Schwarzachtobel-Variante. Zur Verdeutlichung: Das aktuelle jährliche Radbudget beträgt zwölf Millionen Euro.

Mobilitätslandesrat Daniel Zadra.  <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Mobilitätslandesrat Daniel Zadra. Klaus Hartinger

Vor- und Nachteile haben beide nun vorliegenden Möglichkeiten: So gebe es im Achtal einen hohen technischen Aufwand, wie Michael Gasser von Rudhardt Gasser Pfefferkorn Ziviltechniker, die ebenfalls an der Analyse beteiligt waren, erläuterte. Das wirke sich kostenmäßig stark aus. Positiv sei hier laut Bischof der geringe Höhenunterschied und der touristische Mehrwert. Negativ wiederum, dass der Weg nicht direkt an Siedlungsgebiete angeschlossen sei und daher für den Alltagverkehr nicht wirklich tauglich. Positiv, dass die Flächen mehrheitlich im öffentlichen Eigentum seien. Verena Manhart von Revital Integrative Naturraumplanung wies auf die ökologisch sensiblen Bereiche im Achtal hin und daraus folgend ein hohes Verfahrensrisiko.

Bei der Schwarzachtobel-Variante sei hingegen das Potenzial für den Alltagsverkehr viel höher, auch aufgrund der geringeren Strecke. Ökologische Aspekte wären hier kaum ein Thema, der Weg könnte in Etappen errichtet werden. Problematisch sei, dass es bei den benötigten Flächen 130 bis 150 Grundeigentümer gebe.

Regio-Obmann Guido Flatz, Landesrat Daniel Zadra, Ziviltechniker Michael Gasser und Manfred Bischof (verkehrsingenieure).   <span class="copyright">Land Vorarlberg/Serra </span>
Regio-Obmann Guido Flatz, Landesrat Daniel Zadra, Ziviltechniker Michael Gasser und Manfred Bischof (verkehrsingenieure). Land Vorarlberg/Serra

Wenn es nach dem Willen der Verantwortlichen geht, soll bis Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres das Verfahrensrisiko rechtlich abgeklärt werden, um dann mit einer Variante die Finanzierungsgespräche zu beginnen. Insgesamt soll eine Realisierung so rasch wie irgendwie möglich erfolgen. „Ich will keinesfalls eine S 18 im Radverkehrsbereich“, so Zadra.

Übt Kritik: Kurt Bereuter.   <span class="copyright">Hartinger</span>
Übt Kritik: Kurt Bereuter. Hartinger

“Nicht dem Tourismus opfern”

„Ich sehe das Potenzial für einen Radweg – auch für Pendlerinnen und Pendler –, aber im Achtal wird der zur Zeit nicht weiterverfolgt, wegen Geologie, Kosten und dem Natura2000-Schutz“ – das waren die Worte von Mobilitätslandesrat Daniel Zadra im April dieses Jahres im Interview mit dem Alberschwender Organisationsentwickler und Journalisten Kurt Bereuter in der „Bregenzerwälder Zeitung“.
Dementsprechend erstaunt zeigte sich Bereuter angesichts des Umstands, dass der Achtalweg als eine von zwei Bestvarianten für eine Radverbindung in den Bregenzerwald präsentiert wurde. Der Alberschwender, der sich mit anderen vor über zehn Jahren (erfolglos) gegen den Ausbau der Strecke zwischen Doren und Egg als Radweg eingesetzt hatte, sieht aktuell einen Konflikt zwischen der Regio Bregenzerwald und dem Grünen-Landesrat. „Während sich Zadra für die Umwelt einsetzt, verfolgt die Regio primär eine touristische Nutzung“, glaubt Bereuter, der hofft, dass „ein Natura2000-Gebiet nicht dem Tourismus geopfert wird“. Er spricht sich auf jeden Fall für einen alltagstauglichen Fahrradweg aus und „der muss durch die Dörfer führen und nicht durch eine Schlucht unten“.