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Weitere Sternstunde des Liedgesangs

26.06.2023 • 20:26 Uhr
Absolute Publikumslieblinge: Andrè Schuen (r.) und Daniel Heide bei der Schubertiade in Schwarzenberg. <span class="copyright">Schubertiade/Sprenger</span>
Absolute Publikumslieblinge: Andrè Schuen (r.) und Daniel Heide bei der Schubertiade in Schwarzenberg. Schubertiade/Sprenger

Andrè Schuen und Daniel Heide begeisterten am Samstag­abend in Schwarzenberg mit Schubert und Mahler.

Seit langem ausverkauft war der Liederabend des Südtiroler Baritons Andrè Schuen und seines Klavierpartners Daniel Heide, der in dieser Woche an der Seite von Konstantin Krimmel, Patrick Grahl und eben Schuen sozusagen ein Artist in Residence war und sich auf die so unterschiedlichen Sängerpersönlichkeiten einzustellen wusste.

Seit Jahren bilden die beiden ein festes Duo in Konzerten und CD-Einspielungen, das bewährt sich im gemeinsamen Atem oder in der Gestaltung der Dynamik zwischen fein gesponnenem Pianissimo und großen Ausbrüchen. Das so kundige Schubertiade-Publikum genoss eine weitere Sternstunde des Liedgesangs.
Mit Liedern von Schubert und Mahler präsentierten die Künstler ein ungemein stimmiges Programm, wirkt doch der liebeskranke „fahrende Gesell“, dem Mahler in eigenen Gedichten Ausdruck verlieh, wie ein Bruder der Schubert’schen Müller und Wanderer. Schuens Stimme hat sich nochmals entwickelt mit einem metallischen Forte-Klang in der Höhe, hat sich dabei aber die wunderbar weiche Kopfstimme und die Pianokultur bewahrt, die seinen Gesang so unverwechselbar samtig machen.

So spannte sich sein Vortrag bei beiden Komponisten zwischen glühender Dramatik, inniger Naturverbundenheit, Trauer, Hoffnung und Grenzerfahrungen, bei bester Textverständlichkeit und Gestaltungsvermögen, versteht sich. Aus der ersten Mahlergruppe seien der Trauermarsch von „Die zwei blauen Augen“, darin die sanfte Belebung mit dem „Lindenbaum“ und das unendlich wirkende Verlöschen erinnert, bei Schubert an das liebevolle Perlen der Klavierstimme oder die Pianissimo-Studie von „Des Fischers Liebesglück“.

Dass beide Künstler „Musensöhne“ sind, macht nicht nur die herrliche Unbeschwertheit dieses beliebten Schubertlieds deutlich. Und nach der Fülle von Mahlers Rückert-Lied „Um Mitternacht“ wirkt die Entrücktheit des letzten Liedes und die lange Stille danach um so stärker. Jubel, Ovationen und drei Zugaben von Mahler, Strauss und Schumann. Ende August kehren die beiden wieder, dazwischen ist Schuens Festspielsommer mit Mozarts „Figaro“ in Salzburg gefüllt.


Katharina von Glasenapp