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Vier Millionen Euro für deutsche Gasspeicher

29.06.2023 • 23:00 Uhr
In jeder Kilowattstunde Gas ist die deutsche Gasspeicherumlage enthalten. <span class="copyright">DPA</span>
In jeder Kilowattstunde Gas ist die deutsche Gasspeicherumlage enthalten. DPA

Die deutsche Gasspeicherumlage steigt per Juli um 145 Prozent auf 1,45 Euro pro Megawattstunde – sie betrifft alle Erdgasimporteure in Österreich und damit auch deren Kunden.

Die deutsche Gasspeicher­umlage, die der Finanzierung deutscher Gasversorgungssicherheitsmaßnahmen hinsichtlich Mindestfüllständen dient, betrifft auch Österreichs und damit auch Vorarlbergs Gas­importeure bzw. -versorger und in weiterer Folge zwangsläufig deren Kundschaft.

Das hängt damit zusammen, dass das hierzulande verwendete Erdgas sehr häufig über deutsche Gasnetze fließt. In Vorarlberg und Tirol kommt Erdgas ausschließlich über das deutsche Gasnetz ins Land. Derzeit beträgt die deutsche Gasspeicherumlage noch 0,59 Euro/Megawattstunde. Ab 1. Juli 2023 und damit ab morgen steigt sie auf 1,45 Euro/Megawattstunde. Das ist eine Erhöhung um rund 145 Prozent. Darüber informierte die Trading Hub Europe GmbH (THE) mit Sitz in Ratingen (D) vor etwa einem Monat. THE ist der Marktgebietsmanager für Deutschland. Das Unternehmen befolgt damit die gesetzlichen Vorgaben aus dem deutschen Energiewirtschaftsgesetz.

Weiterverrechnet

In Vorarlberg betrifft die Erhöhung zuallererst den Landesenergieversorger Illwerke vkw als maßgeblichen Gasimporteur. Dort wird die Gasspeicherumlage beziehungsweise deren Erhöhung jedoch an Privatkundinnen und -kunden als auch an Firmenkunden weiterverrechnet. Wie Pressesprecher Andreas Neuhauser auf wpa-Anfrage erklärte, hänge die Höhe der Weiterverrechnung als auch der Zeitpunkt von der Vertragsart und den dort festgelegten Vereinbarungen ab. Schlussendlich werde die Gasspeicherumlage bzw. deren Erhöhung in der einen oder anderen Form jedoch in allen Kundensegmenten weiterverrechnet. Das sei auch bei anderen gesetzlichen Abgaben der Fall.

Bereits informiert

Großkunden haben diesbezüglich bereits ein Schreiben von Illwerke vkw bekommen, das auch der wpa-Redaktion vorliegt. Dort informierte der Energieversorger darüber, dass man die Mehrkosten, die durch die Erhöhung der Gasspeicherumlage anfallen, entsprechend den Erdgaslieferverträgen weiterverrechnen werde. Insgesamt wird die deutsche Gasspeicher­umlage Vorarlbergs Erdgasabnehmerinnen und -abnehmer im Zeitraum Juli 2023 bis Juni 2024 mindestens vier Millionen Euro kosten.

Diese Einschätzung gab Dieter Schmid, Vorstand der A&B Ausgleichsenergie & Bilanzgruppen-Management AG in Innsbruck, im Gespräch mit der Wirtschaftspresseagentur.com ab. A&B ist in Öster­reich die Verrechnungsstelle für Transaktionen und Preisbildung für die Ausgleichsenergie für die Marktgebiete Tirol und Vorarlberg im Bereich Erdgas.

Die vier Millionen Euro seien aber ein Mindestbetrag, der voraussetze, dass der Erdgasverbrauch gegenüber 2022/23 einigermaßen konstant bleibe und nicht zulege. Das Bundesland Tirol müsse in dem Zusammenhang mit Kosten in Höhe von zehn Millionen Euro rechnen, sagt Schmid.

Beschwerde

Der A&B-Vorstand kritisiert, dass Österreich mit der Gasspeicherumlage die deutschen Maßnahmen zur Sicherstellung ihrer eigenen Gasversorgung mitfinanzieren müsse, ohne selbst etwas davon zu haben. Denn Österreich habe eine eigene strategische Gasreserve in Höhe von 20 TWh (Terrawattstunden) angelegt. Rechtlich gesehen schätze A&B die Gasspeicherumlage wie eine Zollgebühr ein, die gegen Unionsrecht verstoße. Deshalb habe man jüngst eine Beschwerde auf EU-Ebene eingebracht und hoffe, dass es in weiterer Folge ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland geben werde.

Weitere Erhöhungen drohen

Dieter Schmid meint, dass weitere Erhöhungen der Gasspeicherumlage anstehen könnten. Denn das Gasspeicherumlagekonto von THE weise derzeit ein Minus von etwa 8,7 Milliarden Euro auf. „Das sollte alle österreichischen Gasimporteure und ihre Kunden alarmieren“, so Schmid. Denn der Minusbetrag zeige auf, welche Mittel bislang von THE für die Gasspeichermengen aufgewendet worden seien. „Die Vermutung steht im Raum, dass eine Rückführung dieses Milliardenbetrages weitere Umlageerhöhungen erfordern könnte.“ Das betreffe vor allem alle Erdgasverbraucher in Tirol und Vorarlberg und könnte schlimmstenfalls über die Jahre „zig Millionen Euro kosten“.