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Wimbledon bricht mit weißer Tradition

05.07.2023 • 16:56 Uhr
Spielte mit schwarzer Unterwäsche: Aryna Sabalenka
Spielte mit schwarzer Unterwäsche: Aryna Sabalenka.GEPA pictures

Spielerinnen ist es heuer in Wimbledon erstmals in der Geschichte erlaubt, den “Heiligen Rasen” mit bunter Unterwäsche zu betreten.

Wimbledon, ein Tennisspektakel, das sich von allen anderen Turnieren abhebt. Nicht nur, weil es das einzige Grand Slam auf Rasen ist, sondern weil es nach wie vor an gewissen Traditionen festhält. So zeichnet sich das Tennismekka etwa dadurch aus, das einzige Major zu sein, bei dem es auf den Außenplätzen kein Flutlicht gibt. Erst 2011 und 2019 wurden der Center-Court und der Court Nummer eins überdacht – dort sind Matches nach Einbruch der Dämmerung möglich. Allerdings allerhöchstens bis 23 Uhr – dann ist Schluss. Also keine Spur von Nightsessions, welche die Fans bei anderen Grand Slams mitunter bis weit nach Mitternacht in ihren Bann ziehen.

Erst 2022 wurde bei der 135. Auflage der traditionelle, spielfreie Sonntag zur Turnierhalbzeit abgeschafft. Ausschlaggebend ist die Entwicklung bei der Pflege der Rasenplätze, die mittlerweile eine 14-tägige Spielzeit ohne Pause möglich macht. Und als man 2007 an der Church Road bei Frauen und Männern endlich das gleiche Preisgeld einführte, vollzog man diesen Schritt zur Gleichberechtigung auch erst als Letztes der vier Grand Slams.

Federer und die orangen Sohlen

Eine weitere Tradition hielt sich unerschütterlich bis zum Start des heurigen Tennisklassikers: nämlich, dass alle Protagonisten in Weiß (das Reglement schreibt einen Weiß-Anteil von 90 Prozent vor) den “Heiligen Rasen” betreten müssen. Noch gut in Erinnerung ist der Vorfall 2013, als Rekordgewinner Roger Federer (acht Titel) nach seinem Erstrundenauftritt mit orangen Sohlen auf seinen weißen Tennisschuhen gebeten wurde, für das nächste Match seine “Tennistreter” den Anforderungen entsprechend anzupassen.

Nun lenkten Wimbledons Organisatoren jedoch in einem anderen Punkt ein. So ist es heuer den Spielerinnen erstmals erlaubt, bunte Unterwäsche zu tragen. Der Grund: Viele Athletinnen hatten sich beschwert, unter mentalem Stress zu stehen, wenn sie während ihrer Periode ganz in Weiß spielen müssten. “Wir hoffen, dass diese Regelanpassung den Spielerinnen hilft, sich ausschließlich auf ihre Leistung zu konzentrieren, indem eine potenzielle Angstquelle verschwindet”, sagte Wimbledon-Geschäftsführerin Sally Bolton. Und das ganz ohne Zähneknirschen, sind Traditionen in manchen Belangen schlichtweg fehl am Platz.