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DTM-Leader Preining: “Blödsinn machen ist verboten”

08.07.2023 • 20:05 Uhr
DTM-Leader Thomas Preining
DTM-Leader Thomas Preining.IMAGO/Pakusch

Der Linzer Thomas Preining führt nach vier Rennen die DTM-Gesamtwertung an. Der 24-Jährige kehrt am Wochenende an den Norisring zurück. An jenen Schauplatz, wo er letzte Saison seinen Premierensieg gefeiert hat.

Der österreichische Rennfahrer Thomas Preining führt die DTM-Gesamtwertung an. Hört sich richtig gut an, oder?
THOMAS PREINING: Absolut. Das war ein völlig anderer Saisonstart als noch vergangenes Jahr, der ja richtig schlecht gewesen ist. Das wäre uns heuer nicht mehr passiert. Ich würde jetzt zwar nicht sagen, dass wir es so erwartet hätten, aber nach der unglaublich intensiven Arbeit über viele Monate haben wir es uns erhofft.

Dabei lief zum Auftakt ja nicht einmal alles perfekt?
Stimmt! Es war kein perfekter Saisonauftakt, etwas holprig sogar. Und wenn ich sehe, wie viel Steigerungspotenzial wir eigentlich noch haben und dennoch sehr gut vorne dabei sind, ist das ein gutes Zeichen. Das gibt Selbstvertrauen.

Welchen Stellenwert hat so ein starker Auftakt in Hinblick auf die restliche Saison?
Einen sehr großen, da du viel befreiter fahren kannst. Es heißt zwar oft, dass der Druck größer ist, wenn man vorne fährt, aber dieser Meinung bin ich nicht. Theoretisch hat man viel zu verlieren, doch darauf achtet man im Auto selbst nicht.

Es gab bisher vier unterschiedliche Sieger in vier Rennen. Der Faktor Konstanz wird eine wesentliche Rolle spielen, oder?
Es ist cool, wenn man Rennen gewinnt. Man kann aber erkennen, dass die Konstanz ausschlaggebend sein kann. Letztes Jahr war ich am Ende durch Zufall irgendwie der ungeladene Gast im Meisterschaftskampf. Als Verfolger fährt man auf Biegen und Brechen, weil der Titel an sich nicht präsent ist. Die jetzige Ausgangslage ist nach meinem Geschmack. Ich will sowieso aus jeder Situation das absolute Maximum herausholen und mache mir viele Notizen der unterschiedlichsten Art, auf die ich zurückgreife.

Hat man die Taktik derzeit schon im Hinterkopf?
Wenn ich ehrlich bin, überhaupt nicht. Dafür ist es viel zu früh. Ich weiß, was verboten ist, nämlich irgendwelchen Blödsinn zu machen. Klar versucht jeder, Ausfälle oder Nullnummern zu vermeiden. Wir lernen permanent aus den Fehlern, die wir gemacht haben, ansonsten wären wir noch weiter vorne. Wenn wir ab jetzt fehlerfrei bleiben, wäre der DTM-Titel nicht unmöglich.

Was könnte heuer zur größten Challenge werden?
Schwierige Frage. Ich denke, dass die Herausforderung darin besteht, ständig vorne dabei zu sein. Es wird nicht reichen, durchschnittlich Fünfter, Sechster zu werden. Das Feld ist so stark besetzt, die Dichte enorm. Du wirst in jedem Rennen die Pace haben müssen, um aufs Podium zu fahren. Das ist extrem schwer.

Perfektionismus hat im Motorsport eine spezielle Bedeutung, wobei man die Gratwanderung nicht übertreiben darf, oder?
Auf jeden Fall. Gerade wenn man sehr perfektionistisch veranlagt ist, ist es wichtig, sich kurze Pausen zu gönnen. Für meine Herangehensweise sowie meinen Arbeitsstil an der Strecke ist diese Charaktereigenschaft jedoch das A und O. Das hat mich bisher so stark gemacht, weil ich im Qualifying das Maximum aus dem Paket herausquetschen kann. Das liegt daran, dass wir enorm viel kommunizieren und Kleinigkeiten suchen, an die andere vielleicht gar nicht denken. Für mich existiert nichts anderes. Ich denke ständig über Dinge nach. Dann kommen mir Ideen, von denen 90 Prozent vermutlich im Müll landen, aber hin und wieder ist etwas Richtiges dabei, das funktioniert.

Sie haben in ihrer Laufbahn Höhen, aber auch Tiefen erlebt. Was hat Sie am meisten geprägt?
Jene Leute, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Ich hatte das Glück von zig Ingenieuren, Teamchefs, Mechanikern und Persönlichkeiten lernen zu dürfen. Von jedem bleibt etwas hängen. Es muss aber nicht immer das Beste der Person sein, das du dir aneignest. Es gibt garantiert genügend Sachen, die ich nicht so gut mache, aber das gehört im Leben dazu.

Welche Qualitäten zeichnen Sie als Rennfahrer aus?
Inzwischen die Konstanz. Man wird im Laufe der Saison sehen, ob es sich bewahrheitet. Und sicherlich jene Tatsache, dass ich die Qualifyings häufig auf den Punkt bringe. Es klingt abgedroschen, aber das Streben nach der perfekten Runde, die du nie haben wirst, hört nie auf. Wenn ich etwas will und ein ganz genaues Ziel vor Augen habe, drifte ich davon nicht ab. Es ist für meine Ingenieure anstrengend, wenn ich sie mehrmals täglich anrufe, aber ich glaube, dass diese fokussierte Einstellung zum Erfolg führen wird.

Am Wochenende geht’s an den Norisring. An diese Strecke müssten sie eine ganz besondere Erinnerung haben?
Genau, ich habe hier meinen Premierensieg gefeiert. Das war etwas Besonderes. Es ist auch eine Strecke, die meinem Auto entgegenkommt. Sie hat nur vier Kurven, wobei man gerade dann alles falsch machen kann. Es gibt so wenige Möglichkeiten, wo du den Unterschied machen kannst, da kommt es auf Details an. Du musst von Anfang an wissen, was du machst und das mit dem optimalen Paket. Manchmal muss man blind schießen und hoffen, dass es funktioniert. Die Strecke ist für die Ingenieure eine Challenge, weil es keine zweite gibt, die so ist. Ich will wieder aufs Podium, ganz klar. Ich weiß aber, mit wem ich es zu tun habe. Und nur, weil wir letztes Jahr gewonnen haben, heißt das für heuer noch nichts, aber ich bin sehr zuversichtlich.

Ist der Formel 1-Gedanke eigentlich bei Ihnen in irgendeiner Form präsent?
Es ist nichts geplant. Ich habe momentan auch keine Gedanken diesbezüglich, aber wenn sich jemand meldet, würde ich gern so ein Auto ausprobieren. Meine Telefonnummer haben die meisten, nur aktuell hat es noch nicht geklingelt.

Zur Person

Thomas Preining, geboren am 21. Juli 1998 in Linz
Team: Manthey Racing Porsche
DTM-Debüt: 2022
Siege in der DTM: 2
Größe/Gewicht: 1,82 m/67 kg
Hobbys: Fitness, Freunde, Kartfahren, Hund “Nicki”