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Kasper fordert ein Ende der Großbauten im Tourismus

24.08.2023 • 15:59 Uhr
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KLAUS HARTINGER

Nadine Kasper erklärt im NEUE-Gespräch, wieso Leerstände problematisch sind und wie Tourismus gesund wachsen kann.

Das Avenida-Projekt in St. Gallenkirch oder auch der Bau von „The Heimat“ im Bregenzerwald sind Beispiele für Investorenbauprojekte, die gescheitert sind oder aber kurz vor dem Scheitern stehen. In St. Gallenkirch wächst bereits Gras auf der Baufläche und es fehlen Bagger und Co. – die NEUE am Sonntag berichtete. Und auch in Schröcken steht der Bau von „The Heimat“ still. Gerüchten zufolge sogar für immer. Offizielle möchten sich dazu nicht äußern. Nadine Kasper, stellvertretende Landessprecherin der Grünen und Sprecherin für den Tourismus, verurteilt solche Bauprojekte im NEUE-Gespräch scharf.

Der Ist-Zustand von "The Heimat".<span class="copyright"> Klaus Hartinger</span>
Der Ist-Zustand von "The Heimat". Klaus Hartinger
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„Das ist der Wahnsinn. Da werden Projekte genehmigt, die ganz offensichtlich der reinen Gewinnmaximierung dienen und im Anschluss oft leer stehen oder aber es kleinen Betrieben schwer machen, mithalten zu können“, so die Politikerin. „Die Bürgermeister haben sich da, glaube ich, oft eine Goldgrube erwartet und sind in einem Minenfeld aufgewacht.“ Sie betont, Wachstum im Tourismus sei für Vorarlberg unabdingbar. „Wir brauchen den Ganzjahres­tourismus, aber wir müssen weg von solchen Bettenburgen.“ Vorarlberg blicke auf eine lange Tourismustradition zurück, die vor allem auf den Mauern kleiner Familienbetriebe stünde. Für die aber wäre das Überleben und vor allem auch Übergeben an die nächste Generation immer schwieriger. Kasper erzählt von einer Familie aus Lech, die ihr Hotel gerne an die Kinder übergeben würde. „Das ist aber finanziell kaum darstellbar, weil das übernehmende Kind seine Geschwister auszahlen müsste.“ Wegen der vielen Investorenbauten sind die Immobilienpreise derart gestiegen, dass Summen auf die Leute zukämen, die nicht mehr realisierbar sind.

Die Baustelle für das Avenida-Projekt in St. Gallenkirch. <span class="copyright">Dietmar Stiplovsek</span>
Die Baustelle für das Avenida-Projekt in St. Gallenkirch. Dietmar Stiplovsek

Riegel vorschieben

„Ich hab schon vor zwei Jahren mit Leuten aus St. Gallenkirch und der Umgebung gesprochen, die alle laut ‚Stopp‘ gerufen haben. Das wurde aber seitens der Politik ignoriert“, ärgert sich Kasper. Große Projekte fordern eine gute Infrastruktur. Nicht nur für die Gäste, die zusätzlich ins Tal kommen, sondern auch für Lkw, die etwa in die Wäscherei fahren oder Lebensmittel anliefern. „Die Bürgerinnen und Bürger haben Angst, dass es bald keine Feuerwehr mehr gibt, denn die Investoren der großen Projekte beteiligen sich nicht am öffentlichen Dorfleben.“
Sowohl in Schröcken als auch in St. Gallenkirch werden Appartements und Zimmer zum Verkauf angeboten. Zwar liegt nur für wenige dieser Unterkünfte eine Zweitwohnsitzwidmung vor, dennoch besteht die Angst, die Appartements würden als solche genutzt und es entstehen Geisterdörfer. „Daher ist es gut, dass es nun die Leerstandsabgabe gibt“, meint Kasper. Sie solle den Leerständen einen Riegel vorschieben. Auf die Frage, wie diese allerdings kontrolliert werden könne, sagte sie nur: „Es gibt Mechanismen.“ Die Umsetzbarkeit scheint also eher fraglich.

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Gesundes Wachstum

Was nun aber tun? Keine Neubauten zulassen? Das möchte Kasper nicht bestätigen. Neubauten seien nicht das Problem, viel mehr die Umsetzung über große Investoren, die nicht greifbar sind und oftmals aus dem Ausland kommen. Es bedürfe viel eher kleiner Betriebe, die Qualitätstourismus liefern. „Dann kommen die Gäste auch wieder nach Vorarlberg“, meint sie. Sie fordert einen nachhaltigen Tourismus – auch im Hinblick auf den Klimawandel, der in ihren Augen vor allem den Skitourismus in den nächsten Jahren bestimmen wird. „Wir können die Berge nicht neu züchten. Es gibt nicht mehr Platz hier. Daher ist es eine falsche Herangehensweise, Bauten der Superlative zuzulassen“, ärgert sie sich, „vor allem, wenn die dann scheitern und in Betonwüsten enden, die das Landschaftsbild zerstören.“ Welcher Tourist möchte dort noch Urlaub machen, wo es diverse Leerstände gibt, stellt sie zur Debatte. Dafür brauche es weitere Regularien.