Die Feuerwehrausbildung völlig neu aufgestellt

Der Hohenemser Reinhard Amann war von 1979 bis 2012 für die Ausbildung der Vorarlberger Feuerwehrleute verantwortlich. In einem Buch wirft er nun einen Blick zurück auf diese Zeit und die Entwicklung der Landesfeuerwehrschule.
Über 33 Jahre lang hatte der Hohenemser Reinhard Amann maßgeblichen Einfluss auf die Ausbildung der Vorarlberger Feuerwehrleute. Schließlich hat er gemeinsam mit anderen Mitstreitern im Landesfeuerwehrverband die Landesfeuerwehrschule aufgebaut und geleitet. Als der gelernte Maschinenbauer 1979 seine Stelle beim Verband angetreten hat, steckte die Ausbildung der Feuerwehrleute noch weitgehend in den Kinderschuhen. Erst über die Jahre wurde diese immer weiter verfeinert, sodass im heutigen Feuerwehrausbildungszentrum zahlreiche unterschiedliche Kurse zu den verschiedensten Themenbereichen angeboten werden – von der Grundausbildung über Kurse für Führungspersonal bis hin zu speziellen technischen Ausbildungen.

Im Buch mit dem Titel „Geschichte der Landesfeuerwehrschule Vorarlberg von 1979 bis 2023“ geht der 71-Jährige auf eine Zeitreise, um die Entwicklung der Feuerwehrausbildung im Land aus seiner persönlichen Sicht nachzuzeichnen. Am kommenden Samstag (13. Jänner) wird das Werk um 16 Uhr in der Vorarlberger Museumswelt in Frastanz, wo sich auch das Feuerwehrmuseum befindet, vorgestellt.
Nicht in Vergessenheit
Die Idee dazu, ein Buch zu schreiben, hat Amann von seinem früheren Chef, dem mittlerweile verstorbenen Landesfeuerwehrinspektor Erwin Wiederin, der dieses Amt von 1966 bis 1991 innehatte und die treibende Kraft für den Bau einer neuen Landesfeuerwehrschule war. Als Archivar in der Feuerwehr Hohenems ist es dem 71-Jährigen auch wichtig, dass die Ereignisse aus der Geschichte nicht in Vergessenheit geraten. Die Feuerwehr ist in den vergangenen Jahrzehnten zu seiner Leidenschaft geworden. Denn vor seinem Amtsantritt beim Verband hatte er noch keinen Bezug zur Blaulichtorganisation.
Erst durch seinen Beruf ist er dann der Feuerwehr Hohenems beigetreten. Dazu musste er natürlich auch die Grundausbildung absolvieren. Damals ging diese noch im Gerätehaus der Feuerwehr Bludenz über die Bühne, während der Verband seine Büroräumlichkeiten bei der Feuerwehr Feldkirch-Stadt hatte. Kurse fanden lediglich in den Frühjahrsmonaten statt.


Glücksfall
Als dann das Bludenzer Gerätehaus umgebaut wurde, musste eine Notlösung gefunden werden. Die Ausbildungsarbeit wurde nach Feldkirch verlegt, während die Planungen für den Bau der Landesfeuerwehrschule in Feldkirch-Altenstadt liefen. Ein Glücksfall sei es gewesen, dass die beauftragten Planer damals zwar viel Fachwissen beim Bau von Schulen hatten, aber keinen Bezug zum Feuerwehrwesen, erinnert sich Amann mit einem Schmunzeln. Daher hätten die Verbandsverantwortlichen die Feuerwehrschule auch genau nach ihren Vorstellungen und nach modernsten Standards gestalten können. So waren eine Atemschutzstrecke, ein Brandhaus, ein Pumpenprüfstand und natürlich Lehrsäle mit modernsten Geräten inkludiert. Der Neubau sollte alle Stücke spielen. „Wenn schon gebaut wird, dann körig“, bringt es der Hohenemser auf den Punkt. Im Juni 1985 wurde die Schule schließlich eröffnet.

Allerdings war den Verantwortlichen im Landesfeuerwehrverband damals klar, dass die modernste Einrichtung nichts nützt, wenn nicht auch die Ausbildung entsprechend hochwertig gestaltet wird. „Wir haben viel Wert darauf gelegt, dass vieles praktisch vermittelt wird“, erläutert der frühere Leiter der Bildungseinrichtung. Denn für viele Feuerwehrleute sei stundenlanger Frontalunterricht in einem Lehrsaal eine Horrorvorstellung gewesen. Hilfreich sei gewesen, dass es im Verband zahlreiche gute Ausbildner gab.
Innovationen
Die Arbeit als Schulleiter beschreibt Amann als „gute Zeit, in der es gelungen ist, viel umzusetzen“. Auch zahlreiche Innovationen seien gelungen. Die Kleinheit des Landes war dabei aus Sicht des 71-Jährigen durchaus ein Vorteil: „Wir konnten Dinge sofort umsetzen, ohne erst noch groß mehrere Gremien bemühen zu müssen.“ Zugleich müssen sich die heimischen Wehren nahezu mit dem gesamten Einsatzspektrum befassen – seien das Notfälle auf dem Bodensee, Zugunfälle oder Tunnelbrände.
Erfahrungen aus Einsätzen seien auch immer in die Ausbildung mit eingeflossen. Dementsprechend vielfältig waren auch die Lehrgänge an der Landesfeuerwehrschule. Zudem wurde nach der Eröffnung nicht mehr nur im Frühjahr, sondern ganzjährig unterrichtet. Auch Abendlehrgänge wurden angeboten. Die Teilnehmerzahlen stiegen von jährlich etwa 700 auf rund 2500. „Der Bedarf an Ausbildung war da, es ging darum, wie wir sie unter die Leute bringen.“

Vorreiterrolle
Doch Aus- und Weiterbildung spielte nicht nur für die Feuerwehrleute eine wichtige Rolle. Auch die Verantwortlichen der Schule mussten sich stetig weiterbilden und auf dem neuesten Stand der Technik sein. So hat Amann beispielsweise ein einheitliches System für Brandschutzpläne erarbeitet, das bis heute bei allen Feuerwehren im Land zum Einsatz kommt. 2010 wurde in Vorarlberg auch der erste Lehrgang zum Umgang mit Elektro- und Hybridfahrzeugen durchgeführt. Die von Amann gestalteten Schulungsunterlagen werden heute noch bundesweit verwendet.
Erstmaßnahmen setzen
Neben technischen Fragen spielten bei der Ausbildung auch einsatztaktische Überlegungen eine wichtige Rolle. So wurde etwa darauf Wert gelegt, dass jeder Gruppenkommandant in der Lage ist, Erstmaßnahmen zu setzen, ohne auf einen höheren Dienstgrad warten zu müssen. Gerade bei Einsätzen untertags, bei denen manchmal nicht so viele Feuerwehrleute zur Verfügung stehen, ist dies von besonderer Bedeutung. Daneben wurde in der Schule auch Wert darauf gelegt, die Feuerwehrleute mit den Schulungsmaterialien und Lehrgängen bestmöglich bei ihrer Tätigkeit zu unterstützen. Schließlich sind sie alle freiwillig engagiert und sollen sich nicht auch noch die dafür notwendigen Informationen selbst zusammensuchen müssen.
Viel getan
In der Feuerwehrausbildung im Land hat sich zwischen Amanns Amtsantritt im Jahr 1979 und seiner Pensionierung im Jahr 2012 sehr viel getan. Mittlerweile wurde die Landesfeuerwehrschule von den Nachfolgern des früheren Schulleiters noch weiter modernisiert und zum Feuerwehrausbildungszentrum weiterentwickelt. Doch auch knappe 40 Jahre nach der Eröffnung der Bildungseinrichtung steht immer noch eines klar im Vordergrund: die Feuerwehrleute des Landes bestmöglich darauf vorzubereiten, Menschen in Not zu helfen.