AC/DC als Erfolgsrezept von Ritter Martin I.

Martin und Sandra Hämmerle sind das heurige Ritterpaar der Embser Schlossnarren. Normalerweise widmen sie sich in der närrischen Zeit vor allem den schrägen Tönen bei den Emser Palast-Tätschern.
Eine kurze, aber intensive Faschingszeit steht allen Freunden des närrischen Treibens heuer bevor. Bereits am 14. Februar ist die fünfte Jahreszeit mit dem Aschermittwoch schon wieder vorbei. Für Martin und Sandra Hämmerle aus Lustenau ist dies nichts Ungewöhnliches. Schließlich sind die beiden „alte Hasen“, was den Fasching betrifft. Seit fast einem Vierteljahrhundert sind sie schon bei den Emser Palast-Tätschern aktiv. Während Martin als Obmann die Geschicke der Guggamusik leitet, fungiert Sandra als Tourmanagerin, Öffentlichkeitsarbeiterin und Organisatorin des alljährlichen Monsterkonzerts.
Inthronisation
Die heurige Saison ist für das Paar aus Lustenau jedoch eine besondere und wird wohl auch intensiver als üblich. Denn am Samstag vor einer Woche sind sie im Rahmen des Monsterkonzerts der Palast-Tätscher in Hohenems offiziell als neues Ritterpaar der Embser Schlossnarren inthronisiert worden. Ritter Martin I., Herrscher über Tätscher und Sousaphon, Gebieter über Zöpf und Croissant und Freiherr von Pyro, sowie ihre Lieblichkeit Sandra, Herrscherin über Homepage und Medien, Gebieterin und Mama von Tätschern und Gugga und Freiherrin vom Feldkreuz, werden am 3. Februar die Hohenemser Stadtregierung absetzen und das Zepter in der Grafenstadt übernehmen. Dazu absolviert das Ritterpaar im Fasching noch zahlreiche weitere Termine – von Umzügen über Seniorenkränzchen bis hin zu Besuchen in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen.

Für ihre Lieblichkeit Sandra geht mit der Regentschaft ein lange gehegter Traum in Erfüllung: „Ich bin großer Fantasy-Fan und wollte immer schon einmal Teil des Ritterpaars sein.“ Doch ihr Gatte hatte diesbezüglich überhaupt keine Ambitionen. Er verbringt den Fasching viel lieber damit, mit „seiner“ Guggamusik aufzuspielen und für gute Stimmung zu sorgen. Umso überraschender waren daher für viele die Ereignisse des vergangenen 11.11. in Hohenems.

„Der Präsident der Embser Schlossnarren, Karl-Heinz Sutter, hat verkündet, dass es erstmals nicht gelungen ist, ein Ritterpaar zu finden“, erzählt die Lustenauerin vom folgenreichen Tag. Große Gedanken habe sie sich im ersten Moment darüber jedoch nicht gemacht. Das sollte sich allerdings ändern, als wenig später Ehemann Martin ans Rednerpult trat: „Er meinte, dass es auf keinen Fall sein könne, dass es in Hohenems kein Ritterpaar gibt. Also bot er an, dass wir beide das für dieses Jahr übernehmen. Erst dachte ich, dass es ein Schmäh sei“, räumt die Guggamusikantin mit einem Lachen ein. Doch ihr Ehemann meinte es ernst, und so wurden die Hämmerles kürzlich beim Monsterkonzert inthronisiert.
„Super Lösung“ nach herausfordernder Suche
Ungewohnt schwer getan haben sich die Verantwortlichen der Embser Schlossnarren für den Auftakt zum heurigen Fasching am 11.11. ein neues Ritterpaar zu finden. Das berichtet Präsident Karl-Heinz Sutter. Normalerweise werde in der Grafenstadt alle zwei Jahre ein neuer Ritter gekürt, allerdings hätten sich dieses Mal einfach keine geeigneten Freiwilligen gefunden. Dies könne immer mal wieder vorkommen, erklärt der Präsident. So könne es sein, dass es zwar Kandidaten gebe, die bereit seien das ehrenvolle Amt zu übernehmen, aber die Umstände eben gerade nicht passen. So könne es vorkommen, dass jemand lieber noch warten möchte, bis seine Kinder noch ein bisschen älter sind.
„Zum ersten Mal in meinen über 40 Jahren bei den Embser Schlossnarren, hat es aber so ausgeschaut, als würde es nicht klappen. Und ich wäre nur ungern als der Präsident in die Geschichte der Schlossnarren eingegangen, bei dem es erstmals kein Ritterpaar gegeben hat“, sagt Sutter. Umso größer war die freudige Überraschung, als der Obmann der Emser Palast-Tätscher Martin Hämmerle sich dann in seiner Rede am 11.11. gemeinsam mit seiner Gattin Sandra als Freiwilliger gemeldet hat. Im Vorfeld sei dies nicht abgesprochen gewesen, betont der Präsident der Schlossnarren: „Wir haben auch nicht gleich ‚Ja‘ gesagt. Schließlich mussten wir erst schauen, wie sich das mit den Terminen koordinieren lässt.“ Schlussendlich wurde man sich aber schnell einig.
Sutter ist sehr zufrieden mit der Lösung. Denn mit Ritter Martin I. und ihrer Lieblichkeit Sandra habe man immerhin „zwei Urgesteine“ der Hohenemser Fasnacht für die ehrenvolle Aufgabe gewonnen – auch wenn sie in Lustenau wohnen. Ebenso seien sie durch ihr närrische Engagement weithin bekannt und wüssten auch Bescheid, worum es im Fasching gehe.
Nicht zuletzt werde auch das Verhältnis zwischen den Embser Schlossnarren sowie den Emser Palast-Tätschern noch einmal gestärkt. Dieses sei ohnehin schon zuvor ein sehr gutes gewesen, betont der Präsident. Auch wenn die Guggamusik offiziell keine Unterzunft der Schlossnarren sind, seien das Verhältnis und die Zusammenarbeit ähnlich stark.
Im Fasching sind sie daher heuer in doppelter Mission unterwegs. Einerseits vertreten sie die Faschingszunft und damit auch in gewisser Weise die Stadt bei Veranstaltungen, andererseits absolvieren sie Auftritte mit den Palast-Tätschern. Bei Umzügen ist es meist so geplant, dass das Ritterpaar auf dem Wagen der Embser Schlossnarren mitfährt. Die Guggamusik folgt dahinter und gibt als Gefolge des Ritterpaars das musikalische Können zum Besten. Die Aufgabe, die das Ritterpaar beim Umzug erfüllt, bringt ihre Lieblichkeit Sandra im Dialekt mit einfachen Worten und einem Schmunzeln auf den Punkt: „Winka und Böllele werfa.“
Terminkoordination
Für die beiden Musikanten ist es ein spannender Perspektivenwechsel. „Man bekommt im Fasching natürlich mit, was das Ritterpaar ungefähr so macht. Aber wenn man selbst mittendrin ist, ist es schon noch etwas anderes“, erzählt die Lustenauerin. Sie unterstützt ihren Gatten bei der Koordination der Termine und schaut darauf, dass sich die Aktivitäten mit der Guggamusik und die Aufgaben als Ritterpaar miteinander vereinbaren lassen. Gerade im heuer kurzen Fasching ist dies durchaus mit einiger Arbeit und einigen Kompromissen verbunden. Denn gewisse Termine – wie etwa ein Besuch samt Auftritt bei einer befreundeten Guggamusik in Deutschland – können und wollen sich die beiden Vorstandsmitglieder der Palast-Tätscher nicht entgehen lassen.

Die Abstimmung mit den Schlossnarren ist jedoch kein großes Problem. Immerhin ist das Verhältnis zwischen den Tätschern und der Faschingszunft schon lange ein sehr enges. Man arbeitet nicht nur in der närrischen Zeit gut zusammen und unterstützt sich gegenseitig. Umso passender ist es, dass zwei so langjährige Mitglieder der Guggamusik nun zumindest einen Fasching lang als Ritterpaar der Schlossnarren fungieren.

Allzu viele öffentliche Auftritte hatten Ritter Martin I. und ihre Lieblichkeit Sandra bisher noch nicht. Allerdings haben sie in Fußach bereits ihren ersten Umzug mit den Schlossnarren absolviert. Das sei keine allzu große Umstellung gewesen, meint die Lustenauerin. Eine Ausnahme gebe es jedoch: Schließlich lautet der Faschingsruf für sie und ihren Gatten diese Saison nicht wie üblich „Gugga-gugga Tätsch-tätsch“, sondern „Duri-Duri, Duri-O“. „Das müssen wir uns erst merken“, sagt die Musikantin und lacht.
Probenbesuch
Sie hat bei der Faschings-„Karriere“ ihres Mannes eine wichtige Rolle gespielt. Schließlich war sie es, die vor fast 25 Jahren die Idee hatte, einmal bei einer Probe der Palast-Tätscher vorbeizuschauen. Ihr Ehemann hat sie dabei begleitet und der Rest ist – wie es heißt – Geschichte. Auch der Entschluss, die Aufgabe als Ritter zu übernehmen, hat Martin Hämmerle für seine Frau getroffen: „Er wusste, dass ich das unbedingt einmal machen wollte.“
Unterschätzt
Sie denkt jedoch, dass ihr Gatte bei der spontanen Entscheidung zu Faschingsbeginn ein wenig unterschätzt hat, welches Arbeitspensum als Ritter auf ihn zukommen wird. Vor allem die Reden bei den öffentlichen Auftritten sind eine gewisse Herausforderung: „Nicht, weil er nicht vor Publikum sprechen kann, sondern eher weil ihm das Reden-Schreiben nicht unbedingt leicht fällt. Er dreht dann immer ‚Highway to Hell‘ von AC/DC in voller Lautstärke auf, und man weiß, dass man ihn besser nicht stört.“ Diese rockige Inspiration nutzt der Obmann der Palast-Tätscher schon seit Jahren mit Erfolg, um die Reden für Mitglieder zu schreiben, wenn diese ein Jubiläum bei der Guggamusik feiern. Einer erfolgreichen Faschingszeit steht damit heuer wohl nichts mehr im Wege – sowohl in seiner Rolle als oberster Palast-Tätscher als auch in seinem Amt als Ritter Martin I. der Embser Schlossnarren.