Drogen: Tödliche Überdosen werden mehr

Der aktuelle Drogenbericht des Bundesministeriums gibt Einblicke in die Situation in Österreich. 2022 gab es in Österreich knapp 250 Drogentote.
Die Zahl der Menschen in Österreich, die an einer Überdosis Drogen sterben, ist gestiegen. Das geht aus dem kürzlich veröffentlichten „Bericht zur Drogensituation 2023“ des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz hervor. Während noch im Jahr 2012 „nur“ 122 Menschen an den direkten Folgen des Drogenkonsums starben, waren es im Jahr 2022 mehr als doppelt so viele drogenbezogene Todesfälle, nämlich 248.
Von 2012 bis 2014 zeigte sich noch ein Rückgang der direkten drogenbezogenen Todesfälle, 2014 erreichte die Zahl der Drogentoten den niedrigsten Wert seit über zehn Jahren. Danach stiegen die Todesfälle an. Die bundesländerspezifischen Daten für 2022 waren im Bericht noch nicht angeführt, 2021 waren es in Vorarlberg sieben drogenbezogene Todesfälle. Nicht nur bei der Gesamtzahl ist ein Trend zu beobachten: Auch der Anteil der unter 25-Jährigen, die an einer Überdosis starben, ist von 18 Prozent im Jahr 2018 auf aktuell 27 Prozent angestiegen. Martin Busch vom Kompetenzzentrum Sucht der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) nennt gegenüber der APA als möglichen Grund für die gestiegenen Überdosierungen bei Jungen Nachwirkungen der Pandemie, die suchtkranke Menschen besonders getroffen habe, oder dass die Reinheit der Substanzen steigt, was das Risiko für Überdosierungen erhöht.
Partydrogen in Wien
Doch welche Drogen sind aktuell im Umlauf? Am beliebtesten ist Cannabis. Laut abwasserepidemologischer Analyse ist es die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Österreich. Konsumerfahrungen finden in Österreich auch am häufigsten in Bezug auf Cannabis statt. Ein deutlich kleinerer Teil der Allgemeinbevölkerung macht jemals eine Erfahrung mit Ecstasy, Amphetamin oder Kokain. Allerdings wird ein Anstieg des Konsums der synthetischen stimulierenden Drogen beobachtet. Deutlich risikoreicher als das Ausprobieren oder der gelegentliche Konsum ist jedoch der Mischkonsum von Opioiden. Aktuell konsumieren zwischen 35.000 und 40.000 Personen risikoreiche Opioide. Über drei Viertel der Betroffenen sind Männer. Die Problematik konzentriert sich jedoch hauptsächlich auf die Ballungszentren: Die Hälfte der Betroffenen lebt in Wien.
Keine Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt es hingegen bei den Anzeigen. Bezogen auf die Bevölkerung gab es in Wien, Vorarlberg und Kärnten die meisten Anzeigen im Zusammenhang mit illegalen Drogen. Insgesamt gab es im Jahr 2022 rund 35000 Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz, das waren annähernd so viele wie im Vorjahr. In Vorarlberg waren es knapp 1760 Anzeigen. Etwa 400 Fälle (ohne Wien) behandlungsrelevanten Konsums von Stimulanzien wurden bei amtsärztlichen Begutachtungen 2022 festgestellt. Davon waren 70 in Vorarlberg. Am häufigsten wurden mit rund 240 österreichweiten Fällen ein behandlungsrelevanter Konsum im Falle von Kokain festgestellt, 61 Fälle davon in Vorarlberg.
Weniger Spritzen
Spritzen. 2022 waren in Österreich rund 20.600 Personen in einer Substitutionsbehandlung gemeldet, knapp 1090 davon zum ersten Mal. In Vorarlberg waren es 34 Erst- und knapp 700 fortgesetzte Behandlungen. Das sind mehr als in Salzburg oder im Burgenland.
Österreichweit gibt es das Angebot des kostenlosen Spritzentauschs in niederschwelligen Einrichtungen. Zusätzlich können Spritzensets in Automaten erworben werden. Die Zahl der abgegebenen Spritzensets ist in den letzten Jahren österreichweit kontinuierlich gestiegen. 2022 wurde der Höchstwert erreicht. In Vorarlberg waren es knapp 520.000 Spritzen und somit weniger als im Vorjahr. In Kärnten, Salzburg, der Steiermark und Wien waren es mehr.