Über Geld und Geiz in „Valpone“

Regisseurin Kristin Ludin präsentiert mit Vorarlberger, Schweizer und Liechtensteiner Laienschauspielern des Theatervereins Karussell das Stück „Volpone“ von Ben Johnson.
Die Komödianten sind in der Stadt! Singend mit Akkordeonbegleitung ziehen sie auf die Bühne ein, um in den kommenden zwei Stunden im TAK in Schaan eine „lieblose Komödie“ aufzuführen: „Wir sind wieder da“, das gibt spontanen Szenenapplaus aus dem Publikum. „Was wollt ihr sehen?“, fragen die Komödianten. „Etwas über List und Lust! Über Gier und Geiz! Etwas über Opportunismus!“, antworten die Schauspieler, die an diesem Abend das Volk Venedigs spielen.
Pointierte Handlung
Dieses gedoppelte Publikum auf der Bühne schaut von Venedigs Gassen aus zu, lehnt sich aus den Fenstern der angedeuteten Patrizierhäuser und kann sich nicht satt sehen, kommentiert, feuert an, ergreift Partei – eine gelungene Rahmung und Pointierung der Handlung. Auf der Bühne sitzt der Musiker Marco Schädler am E-Piano, dem er hauptsächlich dem Zeitgeist entsprechende Cembaloklänge entlockt. Immer wieder klingt die Titelmelodie an, wenn der Ort des Geschehens Volpones Haus ist.

Die Komödie im Zeitgeist der Commedia dell’Arte „Volpone“ wurde im 16. Jahrhundert von Ben Jonson geschrieben und Anfang des 20. Jahrhundert von Stefan Zweig neu bearbeitet. Die Regisseurin Kristin Ludin hat das Stück sprachlich vereinfacht und stark gekürzt. „Im 16. Jahrhundert war die Commedia dell’Arte die Theaterform, die in Italien und Frankreich auf Plätzen oder in Königshäusern gespielt wurde. Das Theaterstück lebt von den klar definierten verschiedenen Figuren, die die Komödie ausmachen und behandelt Themen wie Geiz, Gier, Geld, Korruption und Opportunismus, die nach wie vor gesellschaftlich relevant sind und dem Stück inhaltlichen Gehalt geben.

„Volpone“ basiert auf der Fabel vom schlauen Fuchs, der sich mit verdrehten Augen ins Feld legt und totstellt, um so die Aasvögel anzulocken. Daher trägt nicht nur die Titelfigur Volpone (der Fuchs, gespielt von Thomas Hassler) einen italienischen Tiernamen, sondern auch die anderen Figuren heißen Mosca (Schmeißfliege, Elke Kikelj), Voltore (Geier, Alois Ruch) oder Leone (Löwe, Noah Schädler) und weisen entsprechende Charakterzüge auf.
Volpone ist ein reicher Levantiner und wird von allen für sterbenskrank gehalten. Er jedoch dreht den Spieß um und lässt seine „Freunde“ Opfer ihrer eigenen Gier werden: Er inszeniert ein Theater und stellt bald fest, dass jeder nur an seinem Erbe interessiert ist. Je länger, desto mehr macht ihm die Posse Spaß und desto lieber spielt er mit dem Geiz der anderen. Für eine überraschende Wendung sorgt Mosca, die Schmeißfliege an seiner Seite.
Venezianischer Flair
Es ist ein Fest für die Sinne mit einer raffinierten Bühne von Heinz Brehm und Kostümen mit Halbmasken von Kerstin Köck: Mosca etwa schillert in allen grün-lila Schmeißfliegenfarben. Das ausladende Bett ist mit halbdurchsichtigen Vorhängen ausgestattet, die Schattenspiele oder ein heimliches Mithören des Kranken genauso gestatten wie dessen Ausblenden, während sich die Szene dennoch in Volpones Haus abspielt. Den Ort der Handlung schreibt der narrenbeschellte Diener jeweils zu Beginn der Szene auf eine beleuchtete Tafel.

Die Effekte, etwa eine venezianische Gondel einfach mit einem entsprechenden Bug anzudeuten, sind schlicht, aber wirkungsvoll. Da werden Goldtaler aus einer Kiste ins Leben hineingeworfen und aus goldenen Bechern neue List getrunken. Auch mit der Lust und dem Spiel mit ihr wird nicht gegeizt. Canina, die Kurtisane, ist Opportunistin und macht beim Geldreigen ebenso mit wie Notar oder Kaufmann. Alle zusammen setzen sie sich vor Gericht für Volpone ein, weil jeder sich seinen Anteil verspricht. Am Ende kommt sie aber dann doch noch, die Gerechtigkeit, und das Publikum kann nach Hause gehen mit dem Gefühl, dabei gewesen zu sein, ohne sich selbst die Hände schmutzig gemacht zu haben. Die Rollen sind intelligent besetzt und ermöglichen schauspielerische Glanzleistungen. Ein Abend, der zum Nachdenken anregen soll, aber zunächst die Spielfreude der Laienschauspieler und -schauspielerinnen in ein Vergnügen des Zuschauens verwandelt.

Weitere Vorstellungen: Samstag und Sonntag, Tak, Schaan sowie am 7. März, in der Kulturbühne Ambach, Götzis.