Guckloch ins reale Leben

Jeder kennt jeden auf dem Land, man ist per „du“, das macht die ohnedies wenig spannenden Amtshandlungen mitunter kompliziert.
Andrea ist Dorfpolizistin und kennt jeden. Deshalb hat sich Andrea für die Kriminalarbeit in der Landeshauptstadt Sankt Pölten beworben. Und dann passiert es: Eine kleine Unachtsamkeit, und ihr Auto kollidiert auf der nächtlichen Heimfahrt von einer Geburtstagsfeier mit ihrem auf der Straße torkelnden Ehemann, von dem sie sich demnächst scheiden lassen wollte. Nachdem verzweifelte Wiederbelebungsversuche vergeblich bleiben, entscheidet sich Andrea zur Fahrerflucht.
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Dorfidylle
Abweisende gesichtslose Einfamilienhäuser, wenig Leben in den reizlosen Dörfern, die Frauen ziehen weg, den Männern ist der Alkohol ein treuer Begleiter durchs Leben. Österreichs Ostregion kann mit dörflicher Idylle nicht punkten. Nach dem Vorfall will Andrea diesem Ambiente, das sie nun auf Schritt und Tritt mit dem Tod ihres Mannes konfrontiert, noch schneller entfliehen. Zusätzlich drückt auf ihre Seele, dass ihr Mann von einem nachfolgenden Pkw überrollt wurde und dessen Fahrer nun für den Unfalltod verantwortlich gemacht wird. Andrea ist eine robuste, selbstbewusste Polizistin, die ihre Gefühle unter Kontrolle zu haben weiß. Doch die Ehrlichkeit und Offenheit des Pkw-Fahrers, des versponnenen Religionslehrers Franz, setzen ihr zu. Ihn, der bereitwillig alle Schuld auf sich nimmt, gleichsam ein Gegenentwurf zu ihr, versucht Andrea mit Wiedergutmachungsgesten aus schlechtem Gewissen vor einer Verurteilung zu retten.
Realität
„Andrea lässt sich scheiden“ ist ein detailgenauer Film und zudem von der realitätsnahen Darstellung ausgezeichneter österreichischer Schauspieler lebt. Birgit Minichmayr zeigt lediglich mit ihrer Mimik, wie sehr es in der Figur der Andrea gärt, wie schwer es ist, ohne sich mitteilen zu können, nach außen stark zu bleiben.
