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Mit der Arbeit in der “Zweiten” einen positiven Beitrag leisten

24.02.2024 • 23:00 Uhr
Elena Reis (links) und Eveline Friedrichs sind bei der Zweiten Sparkasse ehrenamtlich tätig. <span class="copyright">Steinlechner</span>
Elena Reis (links) und Eveline Friedrichs sind bei der Zweiten Sparkasse ehrenamtlich tätig. Steinlechner

In Dornbirn wurde eine Filiale der Zweiten Sparkasse eröffnet. Menschen, die in finanzielle Schieflage geraten sind, werden dort auf dem Weg zurück begleitet.

Ein weißer Fleck auf der österreichischen Landkarte ist am Freitag mit der offiziellen Eröffnung der Filiale der Zweiten Sparkasse in der Dornbirner Bahnhofstraße verschwunden. Bislang war Vorarlberg das einzige Bundesland ohne einen Ableger des Geldinstituts. Dieses wird zwar wie eine reguläre Bank geführt und unterliegt damit auch allen entsprechenden gesetzlichen Regulierungen, aber nicht jeder kann Kunde bei der „Zweiten“ werden. Denn Hintergrund der Zweiten Sparkasse ist, dass dort Menschen, die in eine finanzielle Schieflage geraten sind und kein reguläres Bankkonto haben, auf ihrem Weg zurück in geregelte Verhältnisse begleitet werden. Die Kundinnen und Kunden werden von sozialen Organisationen wie etwa der ifs-Schuldenberatung vermittelt.

Allesamt ehrenamtlich tätig

Aus einem Mangel heraus ist die Zweite Sparkasse im Jahr 2006 entstanden, erklärte Günter Benischek, einer der Vorstände der Bank, am Freitag beim Festakt zur Eröffnung der Vorarlberger Filiale. Denn der Rechtsanspruch auf ein Basiskonto wurde in Österreich erst 2016 eingeführt. Bei der Zweiten Sparkasse sollten daher Menschen ein Konto erhalten können, welchen dieses bei anderen Geldinstituten verweigert wurde. Ins Leben gerufen wurde die „Zweite“ von der Erste Stiftung, die damit die gemeinwohlorientierte Gründungsidee der österreichischen Sparkassen aufgegriffen hat. Die Mitarbeitenden sind allesamt ehrenamtlich tätig und arbeiten sonst in einer Sparkasse oder sind pensionierte Bankangestellte. Das Geldinstitut ist nicht gewinnorientiert ausgerichtet.

Die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden bei der Eröffnung der Filiale der Zweiten Sparkasse geehrt.<span class="copyright">Udo Mittelberger</span>
Die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden bei der Eröffnung der Filiale der Zweiten Sparkasse geehrt.Udo Mittelberger

Angeboten wird bei der Zweiten Sparkasse mehr als nur ein Basiskonto. Die Kundinnen und Kunden erhalten ein reguläres Girokonto ohne Überziehungsrahmen, das lediglich für Glücksspiele nicht verwendet werden kann. Zudem ist eine kostenlose Unfallversicherung enthalten, und zu günstigen Konditionen kann eine Haushaltsversicherung abgeschlossen werden. Nicht zuletzt können auch ein Sparkonto und ein gebührenfreier Bausparvertrag abgeschlossen werden. Seit 2020 gibt es zudem Mikrokredite für Menschen, welche die Kaution für ihre Wohnung nicht zur Gänze aufbringen können. Die Betroffenen sollen damit auf ihrem Weg zurück in geregelte Verhältnisse und zu einem regulären Konto bei einem Geldinstitut begleitet werden.

Höherer Bedarf erwartet

In Vorarlberg sind zum Start 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ehrenamtlich bei der „Zweiten“ tätig. 15 von ihnen sind bei einer Sparkasse im Land beschäftigt, dazu kommt noch eine Pensionistin. Die Verantwortlichen der Zweiten Sparkasse gehen davon aus, dass im ersten Jahr etwa 50 Kundinnen und Kunden zu betreuen sein werden, die von einer sozialen Einrichtung an die Zweite Sparkasse verwiesen worden sind. Der Bedarf wird allerdings höher eingeschätzt.

Ehrenamtliches Engagement

Zwei der Freiwilligen in der Vorarlberger Zweigstelle der Zweiten Sparkasse sind Elena Reis aus der Hohenemser Filiale der Dornbirner Sparkasse und Eveline Friedrichs, die knapp 41 Jahre lang in der Filiale Götzis der Sparkasse Feldkirch tätig war und mittlerweile ihre Pension angetreten hat. Und obwohl die beiden an unterschiedlichen Punkten ihrer Berufslaufbahn stehen, ist ihre Motivation für das ehrenamtliche Engagement dieselbe: Sie möchten anderen Menschen helfen.

Kein Neuland

Vor 18 Jahren – als die Zweite Sparkasse in Wien gegründet worden ist – hat Eveline Friedrichs zum ersten Mal von dem Projekt gehört und seitdem die Entwicklung durchaus im Auge gehabt. „Ich habe mich immer gefragt, warum es in Vorarlberg keine Filiale gibt“, sagt die 61-Jährige. Als dann just nach ihrer Pensionierung Freiwillige für die Zweite Sparkasse in Dornbirn gesucht wurden, hat sie sich dafür gemeldet. Denn ehrenamtliche Arbeit ist für die ehemalige Bankmitarbeiterin kein Neuland. So ist sie beispielsweise als Schriftführerin bei der Hauskrankenpflege Götzis und auch als Rechnungsprüferin im Vorstand der Volkshochschule Götzis engagiert.

In der Dornbirner Bahnhofstraße befindet sich die Zweite Sparkasse. <span class="copyright">Steinlechner</span>
In der Dornbirner Bahnhofstraße befindet sich die Zweite Sparkasse. Steinlechner

Für Elena Reis, die seit vier Jahren im Bankwesen tätig ist, ist die Mitarbeit in der Zweiten Sparkasse dagegen der Einstieg in die Welt der Freiwilligenarbeit. „Ich wollte mich immer schon irgendwo ehrenamtlich engagieren, und die Arbeit in der Zweiten Sparkasse gibt mir die Möglichkeit, einen positiven Beitrag zu leisten“, sagt die 23-Jährige.

Nicht gewinnorientiert

Die beiden Frauen reizt vor allem der Fokus darauf, Menschen, die in finanzielle Schieflage geraten sind, dabei zu begleiten, wieder auf die Beine zu kommen. Eine Abwechslung zur üblichen Tätigkeit im Geldinstitut ist für sie auch, dass die Zweite Sparkasse nicht gewinnorientiert arbeitet. „Außerdem geht es nicht darum, die Kundinnen und Kunden für immer zu behalten“, sagt Elena Reis und lacht. Schließlich sollen die Betroffenen durch die Beratung und Begleitung der ehrenamtlichen Bankmitarbeitenden wieder den Weg zurück in geordnete finanzielle Verhältnisse und damit weg von der Zweiten Sparkasse finden. Im regulären Bankbetrieb sollen die Kundinnen und Kunden dagegen durch gute Betreuung möglichst lange erhalten bleiben.

Elena Reis sprach auch beim Festakt zur Eröffnung über ihre Motivation für das ehrenamtliche Engagement. <span class="copyright">Steinlechner</span>
Elena Reis sprach auch beim Festakt zur Eröffnung über ihre Motivation für das ehrenamtliche Engagement. Steinlechner

Positiv sehen Elena Reis und Eveline Friedrichs, dass die Kundinnen und Kunden von NGOs vermittelt werden. „Das heißt, dass sie motiviert sind, etwas an ihrer Situation zu verändern“, sind die beiden Frauen überzeugt. Dennoch ist ihnen auch bewusst, dass es auf dem Weg zurück zu geordneten Verhältnissen auch Rückschläge für die Betroffenen geben kann. Wichtig sei es, derartige Erlebnisse nicht mit „nach Hause zu nehmen“, sagt Eveline Friedrichs. Zudem gebe es natürlich auch immer die Möglichkeit, mit anderen Helferinnen und Helfern über das Erlebte zu sprechen und so zu verarbeiten, ergänzt ihre junge Kollegin.

Besuch in Innsbruck

Die Möglichkeit zum Austausch hat es für die Vorarlberger Freiwilligen auch bei einem Besuch der Zweite-Sparkasse-Filiale in Innsbruck gegeben. Diese besteht schon seit dem Jahr 2007. „Dort arbeiten hauptsächlich Pensionistinnen und Pensionisten“, erzählt Elena Reis. Den Besucherinnen und Besuchern aus Vorarlberg haben sie von ihren Erfahrungen aus ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit berichtet. Nachdem es nun aber auch in Vorarlberg einen Ableger der Zweiten Sparkasse gibt, freuen sich Elena Reis und Eveline Friedrichs schon darauf, ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln und Menschen auf dem Weg in gesicherte finanzielle Verhältnisse zu begleiten.