Die Trump-Fans schwören ihm die Treue

Die Vorwahlen der Republikaner in South Carolina müssten eigentlich ein Heimspiel für Nikki Haley sein.
In den Südstaaten gibt es einen Menschenschlag, den man die „Good Old Boys“ nennt. Männer mittleren Alters in Kleinstädten, manche in politischen Funktionen, manche Geschäftsleute, die einander kennen. Konservativ sind sie, vor allem, was Familienwerte angeht, und alteingesessen. Und die Good Old Boys von South Carolina haben sich, leider, von Nikki Haley abgewandt. Sie mögen Donald Trump. Der sei zwar, sagte ein Wähler aus dem US- Bundesstaat zur New York Times, wie ein „verrückter alter Onkel“, aber den brauche man nun, und nicht seine überempfindliche Nichte, Nikki, die Schneeflocke.

In South Carolina sind am heutigen Samstag die Primaries, die Vorwahlen der Republikaner und für Haley ist das der letzte Stand. Sicher, Trumps letzte republikanische Gegenkandidatin hat versprochen, bis zum Super Tuesday, dem ersten Dienstag im März durchzuhalten, wo gleich in 16 Staaten (plus das Territorium Samoa) über 874 republikanische Delegierte entschieden wird. Aber South Carolina hat symbolische Bedeutung. Hier war Haley Gouverneurin. Trump jedoch führt mit großem Abstand, 30 bis 36 Prozent sind es nach Umfragen. Ohnehin er hat bisher alle Vorwahlen gewonnen, in jedem einzigen Staat.
Im Freitagabend warben beide Kandidaten noch einmal um das Wahlvolk. Trump machte in dem Städtchen Rock Hill Wahlkampf, an seiner Seite Tim Scott, der für South Carolina Senator in Washington ist. Danach traten beide bei einer Gala der Black Conservative Federation in Columbia auf. Die Schwarzen, schmeichelte Trump den Gastgebern, mögen ihn, denn mit seinen vielen Prozessen und Anklagen — 91 sind es derzeit — sei er genauso ein Opfer des Justizsystems wie viele Afro-Amerikaner. Sein „Mug Shot“ — das Polizeifoto — ziere die T-Shirts junger schwarzer Männer. Darauf sei er stolz. Als Trump noch Präsident war, wollte er schwarze Randalierer erschießen lassen, aber das scheint bei der Gala vergessen.
Dann fuhr Trump fort, über Immigranten zu wettern: Illegale Einwanderer, Hispanics, würden Afro-Amerikanern die Jobs stehlen — eine Klage, die auch bei diesen oft zu hören ist. Auch Tim Scott ist Afro-Amerikaner. Er unterstützt Trump. Dessen Wahlkampfhilfe ist für den Ex-Präsidenten wertvoll, denn er will den Ruf abstreifen, ein Rassist zu sein. Dazu braucht er die schwarzen Stimmen. Knapp 20 Prozent hat Trump hinter sich; wenig, aber mehr, als von ihm erwartet wurde. Scott wiederum, heißt es, will Vizepräsident werden. Kein Wunder, dass er Trump um den Bart geht.
Haley hatte Scott zum Senator ernannt, aber nun ist er auf Trumps Seite. „Judas“, hat ihn Haleys Sohn genannt. Der Ton zwischen den Republikanern ist scharf geworden. Es vergeht kein Tag, wo der Ex-Präsident die Konkurrentin nicht als Spatzenhirn oder als in der Wolle gewaschene Demokratin beschimpft, oder aber sie drängt, endlich aufzugeben, Haley, das letzte Hindernis, das ihm im Weg steht.
Haley war die erste nicht-weiße Gouverneurin von South Carolina, Kind von indischen Einwanderern auf dem Ticket der Republikaner. Angepasst, natürlich; sie ließ sich taufen und anglisierte ihren Namen, heiratete einen weißen Mann und gab sich marktfreundlicher als die Wall Street. Danach holte Trump sie als UN-Botschafterin. Aber Anknüpfen an die alten Zeiten kann sie offenbar nicht mehr. Dass sie von Never-Trumpern und von Zeitungen, die dem Demokraten nahestehen, gelobt wird, hilft ihr im derzeitigen Klima nicht. Die Lage an der Grenze auch nicht, gefühlt wird die all-amerikanische Politikerin mit den Immigrantenströmen assoziiert, die zu Millionen kommen.
In South Carolina ist die Tea Party stark, oder das, was aus der einstigen rechten Bewegung geworden ist. Die Rechtspopulisten, die der Widerstand gegen „die da oben“ eint, gegen die Regierung in Washington, den Verwaltungsapparat, gegen zu viel Wohlfahrt, aber auch gegen hispanische Einwanderer, haben sich hinter Trump eingereiht. Dabei ist der nicht wirklich konservativ. Es ist wohl eher die Suche nach dem starken Mann. Und den kann er verkörpern wir kein zweiter.
Haley gilt nun als RINO, Republican in Name Only, die Hauptfeinde der Rechtspopulisten. Sie wirkt nüchtern, ist bereit Kompromisse zu schließen. Das sieht wie Schwäche aus. Trump hingegen verleiht dem Volkszorn eine Stimme. Und er hat, aus Sicht auch zögerlicher Wähler, Ergebnisse geliefert, etwa, indem er den Supreme Court, das höchste Gericht, mit Erzkonservativen besetzt hat. Dagegen wirkt Haley wie eine landlose Prinzessin.
Derweil, im Biden-Camp, machen sich die Demokraten zunehmend Sorgen. Seine Sprecherin Jasmine Harris beschimpfte Trump als „inkompetenten, anti-schwarzen Tyrannen“, der mit weißen Nationalisten diniert habe. Der Präsident gibt sich staatsmännisch, fliegt nach Paris, verhandelt um die Ukraine und Israel, aber zuhause verliert er an Boden. Viele Wähler nehmen ihm seine israelfreundliche Politik übel, vor allem in Michigan, wo viele muslimische Immigranten wohnen.
Während sich Haley eisern israelfreundlich gibt, hält sich Trump in dieser Hinsicht bedeckt. Für ihn gibt es nur ein Ziel: Zurück ins Weiße Haus. Wenn dabei Verbündete auf der Strecke bleiben, im In- oder Ausland, das kümmert ihn nicht.