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Nicht jammern, sondern das Beste daraus machen

18.03.2024 • 10:58 Uhr
Neue Kopfkino Salmhofer Kolumne
Sonntags-Tagebuch von Heidi Salmhofer. NEUE

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.

Gestern, am 16. März vor vier Jahren, gab es den ersten österreichweiten Lockdown im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Für mich ist das schon wieder ziemlich weit weg und mehr wie eine Erinnerung an einen nicht besonders guten Katastrophenfilm. Die einzige Nachwirkung, die ich noch bemerke, ist das sich nur sehr langsam wieder entwickelnde – damals entleerte – Sparkonto und die Persönlichkeitsangabe auf Tinder „geimpft“ oder „ungeimpft“. Ja, ohne Schmäh, auch wenn die Nicht-Singles es kaum glauben können, am freien Partnerschaftsmarkt wählt man inzwischen potentielle Lebensgefährtinnen und -gefährten nach deren Impfstatus aus, wenn man möchte.

Es ist ein Glück, dass ich nur diese kleinen Nachwehen habe, niemanden an das Virus verloren habe und auch meine Kids unbeschadet aus dem ganzen Drama herausgewachsen sind. Inzwischen hatte ich schon viermal dieses Covid in fast allen Varianten, es ist weiterhin kein willkommener Zeitgenosse, aber ich muss nicht mehr krank und zittrig in Schlangen stehen, um mich für zehn Tage ins Bett zu verfrachten. Das ist wirklich gut! Wie das aber so ist mit der Geschichte, man darf sie verblassen lassen, aber man sollte sie nicht vergessen, denn nur dann kann man etwas daraus lernen und mitnehmen. Für mich persönlich habe ich gelernt, dass, auch wenn Menschen, die unsere Gesellschaft führen, weil wir sie dafür gewählt haben, Entscheidungen treffen, die vielleicht nicht zwingend mit meiner Idee des Zusammenseins konform gehen müssen, ich, anstatt zu nörgeln und jammern, immer für mich versuche, das Bestmögliche daraus zu machen. Mir ist es am schlechtesten gegangen, wenn ich mich dem Gefühl des Fremdgesteuertseins, des Ausgeliefertseins hingegeben habe. „Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“. Dieses Gebet, ob man an Gott, das Universum oder ein Nudelsieb glaubt, ist für mich zu einer großen Wahrheit geworden und hat für mich in dieser Zeit viel an Bedeutung dazu gewonnen. Und ich habe natürlich auch viele Dinge mitgetragen, weil ich in dem Moment der Meinung war, das ist die beste Lösung für alle. Das ist nämlich auch etwas, das mir klar geworden ist: Mein Leben kann nur rund laufen, weil die Familie, die Gesellschaft um mich herum funktionieren und aufeinander schauen, gegenseitig. Das gilt für mich bis heute, ob Impfstatus ungeimpft oder geimpft.

Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalis­tin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.