Allgemein

Höflich zurückhaltender Held

28.03.2024 • 07:00 Uhr
Filmstarts, Filme der Woche, One Life
Der einfache Mann und das Leben von 669 Kindern. Constantin film

„Gibt es heute Abend jemanden in unserem Publikum, der Nicholas Winton sein Leben verdankt?“ Alle stehen auf.

Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt. Dieses wohlbekannte Sprichwort aus dem jüdischen Talmud steckt hinter dem Titel von „One Life“. Aber eigentlich sollte der berührende Film von James Hawes „669 Lives“ heißen, denn so viele tschechische Kinder rettete Sir Nicholas Winton vor den Nazis. Wenn man im Internet nach „Sir Nicholas Winton“ sucht, dann findet man ein sehr nettes YouTube-Video von einer 1988er Folge der alten Fernsehsendung „That‘s Life!“, die in England schon fast eine Art Kultstatus erlangt hat. Darin erlebt ein elegant gekleideter, älterer Herr den Schock seines Lebens: Nicholas Winton, der später zum Ritter geschlagen wurde, weil er 669 Kinder vor dem Konzentrationslager gerettet hatte, sitzt ahnungslos im Livepublikum. Da sagt die adrette Moderatorin zu ihm, dass die Frau, die neben ihm sitzt, einer jener Menschen ist, denen er das Leben gerettet hat. Der Mann ist sichtlich gerührt. Da fragt sie in die Runde: „Gibt es heute Abend jemanden in unserem Publikum, der Nicholas Winton sein Leben verdankt?“ Alle stehen auf.

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Sensationsbefreit

Dieser tränenreiche Moment wurde originalgetreu nachgebildet – ein sehr emotionales Crescendo in einem ansonsten sehr zurückhaltenden Drama. „One Life“ beginnt damit, dass Nicholas Winton, der kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ein verzweifeltes Prag besucht. Er und andere befürchten zu Recht, dass die Nazis bald einmarschieren und die überwiegend jüdischen Flüchtlinge in den Tod schicken werden. Also bringt der selbst ernannte „einfache Mann“ mit Hilfe seiner Kollegen in Prag und seiner temperamentvollen Mutter in England allen Widrigkeiten zum Trotz, Hunderte von Kindern in englischen Pflegefamilien unter. Im Laufe der Geschichte, die immer wieder zwischen den 1930er und 1980er Jahren hin- und herspringt, erfahren wir, dass Winton es geschafft hat, insgesamt acht Züge mit 669 Kindern zu evakuieren, aber immer das Gefühl hatte, dass er nicht genug getan hat.

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Constantin Film
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