Brite absolviert Lauf durch ganz Afrika

Der Brite Russ Cook hat Afrika zu Fuß durchquert und dabei mehr als 16.000 Kilometer zurückgelegt. Er überlebte eine Lebensmittelvergiftung, einen Raubüberfall und eine Entführung.
Fast ein Jahr war der Brite Russ Cook unterwegs, jetzt kann er die Beine hochlegen, denn er hat sein „Schrittziel“ erreicht: Nach einem fast einjährigen Lauf quer durch den afrikanischen Kontinent kam der 27-Jährige am Sonntag am nördlichsten Punkt Afrikas in Tunesien an. Am Kap Ben Sakka bereiteten ihm seine Familie und dutzende Tunesier einen begeisterten Empfang. Cook hatte seinen Lauf am 22. April 2023 am südlichsten Punkt Afrikas, dem Kap Agulhas (Südafrika), gestartet. Seine Reise führte ihn mehr als 16.000 Kilometer weit bis nach Tunesien.

Etliche Spenden gesammelt
Am Ende seines „schrittreichen“ Projekts hatte er 19 Millionen Schritte gemacht. Mit seinem „Project Africa“ hat er mehr als 600.000 Pfund (rund 700.000 Euro) Spenden für die zwei Wohltätigkeitsorganisationen „Running Charity“ und „Sandblast“ gesammelt. Auf seiner letzten Etappe begleiteten auch andere Läufer den 27-Jährigen, der an der Ziellinie von jubelnden Freunden und Unterstützern empfangen wurde. Einige waren extra für Cooks Ankunft nach Tunesien geflogen. „Ich fühle mich recht müde“, sagte der Ausdauerläufer dem britischen TV-Sender Sky News und posierte in einem Thron. In einem Hotel in der Stadt Bizerte sollte der Erfolg mit einer großen Party und dem Auftritt einer britischen Punkband gefeiert werden.
„Haltet eure Daiquiris bereit, Mädels und Burschen, das wird mega“, schrieb Cook im Onlinedienst X. Vergangene Woche beschrieb er das vergangene Jahr als „das härteste meines Lebens“. Er habe in jedem besuchten Land „unglaubliche Menschen“ getroffen, die „uns mit Liebe und Güte willkommen geheißen haben“.

Der Mann aus der südenglischen Grafschaft West Sussex war am 22. April 2023 am südlichsten Punkt von Südafrika losgelaufen. Nach eigenen Angaben ist er der erste Mensch, der jemals die gesamte Länge von Afrika abgelaufen ist. „Mission erfüllt“, schrieb Cook auf der Plattform X.
Die World Runners Association (WRA), ein Zusammenschluss von Ultra-Ausdauerläufern, widersprach Cooks Darstellung allerdings. Man anerkenne den Dänen Jesper Kenn Olsen als ersten Menschen, der Afrika durchquert habe, sagte WRA-Präsident Phil Essam der britischen Zeitung „Telegraph“. Olsen war 2010 vom ägyptischen Taba bis zum Kap der Guten Hoffnung in Südafrika gelaufen. Die Strecke von Cook, der nicht den direkten Weg genommen hatte, sei zwar 3400 Kilometer länger gewesen, räumte Essam ein. Allerdings zähle für den Rekord nicht, ob der Weg weiter gewesen sei.
„Wir sollten uns an die Fakten halten“, sagte WRA-Mitglied Marie Leautey. „Wir haben kein Problem anzuerkennen, dass er als Erster vom südlichsten zum nördlichsten Punkt gelaufen ist.“ Man wolle Cooks Leistung nicht schmälern. Aber es sei falsch zu sagen, dass der Brite als erster Mensch die gesamte Länge von Afrika zurückgelegt habe.

Cook hatte auf seinem Weg mit etlichen Strapazen zu kämpfen. In Namibia erlitt er nach eigenen Angaben eine Lebensmittelvergiftung, zwei Wochen später musste er tagelang aussetzen, weil er Blut im Urin hatte. In Angola wurde Cook mit vorgehaltener Waffe ausgeraubt und in der Demokratischen Republik Kongo von Dorfbewohnern mit Macheten bedroht, als er sich verirrte, und in den Dschungel verschleppt. Gegen Ende der Tour drohte sein Lauf an Visaproblemen zu scheitern, weil die Grenzregion von Mauretanien und Algerien als zu gefährlich gilt. Zwei britische Abgeordnete übten daraufhin öffentlichen Druck aus, schließlich half die algerische Botschaft in London.

Es sei ohne Zweifel die schwierigste Herausforderung seines Lebens gewesen, schrieb Cook am vergangenen Dienstag bei X (früher Twitter), aber eine „gewaltige Ehre“. Er sei den Menschen in Afrika unheimlich dankbar.

Mit seinem Lauf wolle er andere Menschen dazu inspirieren, „ihren Träumen ein bisschen mehr zu folgen“, hatte der aus Worthing in Südengland stammende Cook zu Beginn seines Projekts erklärt. „Ich bin ein ganz normaler Kerl, und wenn ich das kann, dann können die Leute das hoffentlich auch auf ihr eigenes Leben anwenden, wie auch immer sie wollen.“
