Nachhilfe in Sachen Nachhaltigkeit

Beratungsangebot der Wisto soll dabei helfen, kleine und mittlere Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.
Über ein Beratungsangebot der Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (Wisto) haben am Dienstag die Verantwortlichen des Landes informiert. Das ESG-Service solle Klein- und Mittelbetriebe bei der Erfüllung der Dokumentations- und Berichtspflichten aufgrund der neuen EU-Vorgaben im Bereich der Nachhaltigkeit unterstützen, berichteten Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink und Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (beide ÖVP) im Pressefoyer nach der Regierungssitzung.
Dafür wurde ein kostenfreier ESG-Nachhaltigkeitscheck eingeführt. Die drei Bereiche Umwelt (englisch: Environment), Soziales (Social) und nachhaltige Unternehmensführung (Governance) werden dabei unter die Lupe genommen. Dazu solle auch die bestehende Wirtschaftsförderung zu diesem Thema erweitert werden.

Die Regelung zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts würde zwar nur für große Unternehmen gelten (siehe Factbox), doch auch kleine und mittlere Betriebe könnten betroffen sein, meinte Landesstatthalterin Schöbi-Fink. Denn als Zulieferer von größeren Firmen müssten sie diesen auch Nachhaltigkeitsinformationen zur Verfügung stellen. Landesrat Tittler übte daher auch Kritik an den EU-Vorgaben. Diese seien mit einem hohen bürokratischen Aufwand für die Betriebe verbunden. Zudem sei die Einschränkung auf große Unternehmen nicht gegeben, weil auch die kleineren Zulieferer betroffen seien. Dies könne ein Wettbewerbsnachteil für die heimischen Firmen sein.
Nachhaltigkeitsberichterstattung
Bereits im heurigen Geschäftsjahr müssen börsennotierte Unternehmen, Banken und Versicherungen mit mehr als 500 Mitarbeitenden ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten in einem Bericht offenlegen. Ab dem kommenden Jahr gilt dies auch für Firmen, die im Durchschnitt mehr als 250 Beschäftigte, eine Bilanzsumme von über 25 Millionen Euro oder Nettoumsatzerlöse von über 50 Millionen Euro erwirtschaften. Die Berichtspflicht gilt, sobald zwei dieser drei Kriterien erfüllt werden.
Sich für die Zukunft rüsten
Dennoch würden die EU-Vorgaben auch die große Chance bieten, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und sich so für die Zukunft zu rüsten, meinte Tittler. Die heimischen Betriebe würden sich schon länger mit der Frage der Nachhaltigkeit auseinandersetzen und seien auf einem guten Weg. Die Aktivitäten in diesem Bereich belegen zu können, werde künftig an Bedeutung gewinnen – etwa wenn es darum gehe, Finanzierungen zu lukrieren oder auch neue Kundschaft zu gewinnen.
Erfahrungsbericht: Nicht zu viel Bürokratie
Von positiven Erfahrungen mit dem ESG-Nachhaltigkeitscheck berichtete Werner Ganahl, CEO der Gantner Instruments GmbH mit Hauptsitz in Schruns. Die Kritik von Landesrat Marco Tittler bezüglich der überbordenden Bürokratie teilte er nicht. Es sei schon bisher so gewesen, dass sein Unternehmen für Zertifizierungen als Zulieferer „alles mögliche abliefern“ habe müssen – beispielsweise was getan werde, um die Umwelt zu verbessern oder um Kinderarbeit zu verhindern. Der ESG-Check könne dabei ein Grundgerüst darstellen, damit derartige Zertifizierungen künftig schneller vonstatten gehen, meinte Ganahl. Diese Erfahrung habe man bei Gantner Instruments bereits gemacht.
Die Effizienzsteigerung sei aber nur ein Aspekt des Nachhaltigkeitschecks. Die eigenen Bemühungen in diesem Bereich zu dokumentieren, könne auch positiv auf die eigenen Mitarbeitenden wirken. Sie könnten sich dann sicher sein, dass sie – auf Vorarlbergerisch gesagt – in einer „körigen“ Firma arbeiten, wo das Thema Nachhaltigkeit ernst genommen werde, meinte Ganahl.
Der Geschäftsführer des Messtechnikunternehmens räumte ein, dass mit dem ESG-Nachhaltigkeitscheck zwar durchaus einige Arbeit verbunden sei. Wichtig sei daher, dass dabei etwas herauskomme, was auch der Fall sei, wenn man sich von der Wisto begleiten lasse.
Im vergangenen Spätherbst wurde bei der Wisto der erste ESG-Nachhaltigkeitscheck durchgeführt, berichtete Rudolf Grimm von Wisto. Elf Unternehmen hätten sich bisher daran beteiligt. Für den Nachhaltigkeitscheck wird zu Beginn ein Gespräch mit den Verantwortlichen des Betriebs – meist etwa zwei bis vier Personen – geführt. Online oder in Präsenz werden dabei 23 Fragen in vier Dimensionen beantwortet. „Es geht darum, herauszuarbeiten, wo das Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit steht, und wo es hingehen soll“, erläuterte Grimm. Zwei bis vier Wochen später wird dann ein Feedback-Gespräch in Präsenz geführt. Dabei werden Stärken, aber auch Verbesserungspotenziale sowie mögliche weitere Handlungsoptionen aufgezeigt.
“Tue Gutes und sprich darüber”
Grimm sieht die heimischen Unternehmen durchaus gut aufgestellt, was die Nachhaltigkeit betrifft. Bei den bisher durchgeführten Beratungen sei das größte Thema gewesen, dass sich die Verantwortlichen oft nicht bewusst seien, was in ihrem Unternehmen bereits Positives getan werde. Mit dem Check werde ein Bewusstsein dafür geschaffen, die unterschiedlichen Aktivitäten zu dokumentieren und dann auch im Gespräch mit möglichen Geschäftspartnern wie etwa Kunden oder Lieferanten oder auch mit potenziellen neuen Mitarbeitenden zu nutzen. „Tue Gutes und sprich darüber“, fasste es Grimm zusammen.