Ein eindringliches Erlebnis
Aus einst besonnten Städten steigen schwarze Rauchwolken in „Civil War“ auf. In naher Zukunft ist in Amerika ein zweiter Bürgerkrieg ausgebrochen.
Ausgerechnet das rote Texas und das blaue Kalifornien haben sich zusammengetan, um den Präsidenten zu stürzen, einen faschistischen Spinner, der sich im Weißen Haus verschanzt hat. Er ist bereits zum dritten Mal im Amt, nachdem er das FBI aufgelöst und Luftangriffe auf seine eigenen Landsleute angeordnet hat. Ganz zu Beginn hält er eine TV-Rede an die Nation und faselt etwas vom „größten Sieg in der Geschichte der Menschheit“. „Jedes Mal, wenn ich ein Kriegsgebiet überlebt habe, dachte ich, ich würde eine Warnung nach Hause schicken“, erzählt Kirsten Dunsts abgestumpfte Kriegsberichterstatterin einem anderen.
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Spannungen
Unversehens wurde „Civil War“ in den USA dafür kritisiert, die Spannungen zwischen Demokraten und MAGA-Anhängern nur wenige Monate vor den US-Wahlen im November zu befeuern. Es ist ein zutiefst politischer Film, aber es geht Garland, der das Drehbuch vor dem Sturm auf das Kapitol im Jahr 2021 geschrieben hat, nicht wirklich um die Politik, sondern um die moralischen Minenfelder des Kriegsjournalismus. Wir, das Publikum, sind eingebettet in eine kleine Crew von Reportern und sehen das, was wir sehen, oft durch die Fotoaufnahmen der Journalisten. Von da an ist „Civil War“ im Grunde ein Roadmovie, der einen mit seinen brutalen Bildern an den Beginn von „28 Days Later“ erinnert, jenen Zombiefilm, den Garland vor über zwei Jahrzehnten für Danny Boyle schrieb. Es gibt Flüchtlingslager in Football-Stadien, Autokarambolagen auf dem Highway und Leichen, die von Brücken hängen. Spät im Film taucht Jesse Plemons als bigotter Schütze mit herzförmiger Sonnenbrille und einer Ladung Leichen in seinem Transporter auf. Die allerletzte Szene brennt sich ins Gedächtnis ein, muss aber selbst erlebt werden.
